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Resteklicken

Resteklicken

Titel: Resteklicken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meschner Moritz
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Wohnung! Ich schaue auf die Uhr. Es ist kurz nach halb zwei. Seltsamerweise muss ich plötzlich an Steffi denken, und ich kriege vollkommen irrationale Schuldgefühle. Mein Handy klingelt. Ich gehe nicht ran.
    Es sind nur noch wenige Meter bis zu meinem Haus. Ich überquere die Straße und sehe einen dicken BMW , der direkt davor parkt. Die Scheinwerfer sind eingeschaltet, und zwei Männer sitzen im unbeleuchteten Inneren des Autos.
    Fuck.
    Wie kann man eigentlich so naiv sein?
    Ich habe doch nicht im Ernst daran geglaubt, dass mitten in der Nacht zwei Nutten zu mir in die Wohnung kommen und keinen Wachschutz mitbringen. Natürlich kommen die nicht allein. Natürlich nehmen sie nicht die U-Bahn oder den Bus, quatschen und lachen miteinander und bringen sich mit dem einen oder anderen Schluck Sekt schon mal in Stimmung für die tolle Liebesnacht. Natürlich sind die Männer im Auto ihre Zuhälter. Und die werden garantiert so lange bleiben, wie es eben dauert, und wenn irgendwas schiefläuft, dann werden sie uns die Hände abhacken und uns im Wannsee versenken. Hurra.
    Es ist zu dunkel im Auto, als dass ich die Typen erkennen könnte. Es sind zwei Glatzköpfe, so viel kann ich sehen, groß und breit, und einer von ihnen raucht eine Zigarette, deren Glut seine Nasenspitze für einen Augenblick erhellt. Er sieht aus wie Arschfotzenkopf.
    Ich versuche so zu tun, als hätte ich das Auto nebst Insassen nicht bemerkt, gehe rüber zu meiner Haustür und drücke auf die Klingel. Es surrt. Zwei Stockwerke zu Fuß, dann wieder eine Tür, meine Wohnungstür, irgendwie ist gerade alles wie im Film, und als sich dann auch diese Tür öffnet, steht da André, käseweiß und mit Schweiß auf der Stirn.
    Ich hole einmal tief Luft und will gerade in die Wohnung, doch André macht einen Schritt auf mich zu und zieht die Tür vorsichtig ran.
    »Alter«, flüstert er. »Ich dachte, du wärst tot!«
    »Was?«
    »Ich dachte, du wärst tot! Ehrlich, Mann! Die eine, die hatte ’nen Zettel mit deinem Namen und deiner Adresse drauf. Den hat sie mir gezeigt, als die beiden reingekommen sind.«
    Er fährt sich nervös mit der Hand durch seine Haare.
    »Und dann bist du plötzlich nicht mehr an dein Handy gegangen. Ich habe wirklich gedacht, du bist tot!«
    »Verstehe ich nicht. Nur, weil sie einen Zettel dabeihatte?«
    »Mann, Alter, sie hat mir den Zettel gezeigt, und dann hat sie gefragt ›Dein Freund?‹, und da hab ich genickt, und dann hat sie den Zettel einfach durchgerissen. DURCHGERISSEN ! Und dann hat sie wieder gesagt ›Dein Freund!‹ – und da hab ich gedacht, die hätten dich umgebracht, und ich bin als Nächster dran!«
    Es entsteht eine kurze Pause. Ich versuche ruhig zu bleiben und nachzudenken, aber es will mir nicht so recht gelingen.
    »Du hättest mal ihren Blick sehen sollen!«
    »Jetzt komm wieder klar«, fahre ich ihn an. »Wir können sowieso nichts mehr ändern. Wir gehen da jetzt rein und ziehen das durch. So wie du gesagt hast. Okay?«
    André starrt mich an.
    » OKAY ?!«
    »Ja«, sagt er schließlich. »Okay.«
    »Wie sehen die beiden überhaupt aus?«, frage ich.
    »Frag lieber nich«, sagt André.
    Wir gehen rein.
    Ich schließe die Wohnungstür und folge André ins Wohnzimmer. Ich weiß nicht, wie er es in den paar Minuten geschafft hat, aber meine Wohnung sieht einigermaßen in Ordnung aus! Wenn man von den Staubmäusen, der seltsamen Schmiere auf dem Boden und den Bierpullen im Bücherregal mal absieht. Und er hat auch rausgefunden, wie man meine Anlage in Gang kriegt, denn es läuft Musik, James Brown, wenn ich mich nicht irre, die CD muss er irgendwo rausgekramt haben, und als ich ins Zimmer gucke, da sitzen da tatsächlich zwei Frauen so Mitte zwanzig, eine dicke Schwarzhaarige und eine Blondine, die aussieht wie eine verunglückte Mischung aus Giraffe und Pferd. Mit leichtem Esel-Einschlag. Auf jeden Fall nicht wie Steffi.
    »Hallo«, flüstere ich völlig verängstigt.
    Die beiden sagen nichts.
    »Gib mir mal den Sekt«, sagt André. »Ich mach den auf.«
    Ich gebe André die Tüte mit den Sektflaschen, setze mich mechanisch auf einen Stuhl und nehme mir mit zittrigen Fingern eine Zigarette aus der Schachtel vor mir auf dem Tisch. Keine Ahnung, wem die gehört. Die dicke Schwarz­haarige holt ein Feuerzeug aus ihrer viel zu engen Jeans, beugt sich zu mir rüber und zündet meine Zigarette an.
    »Rauchen?«, fragt sie mit einem leicht rollenden, osteuropäischen »R« am Anfang.
    Ich habe nicht den

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