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Resteklicken

Resteklicken

Titel: Resteklicken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meschner Moritz
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und was für Dispozinsen ich abdrücke! Mir ist sowieso ALLES scheißegal! Mein Geld, meine Wohnung, mein Leben! Ich bewege mich einsam ohne Steffi jeden Tag ein Stückchen weiter in Richtung Ewigkeit!
    Hast DU schon mal daran gedacht, nettere Mitarbeiter einzustellen?!
    CU nie wieder!
    (Und Steffi vermutlich auch nicht.)
    Die letzten Tage waren ganz in Ordnung. Mit »ganz in Ordnung« meine ich, dass ich nach der Nuttennacht nur noch in der Wohnung gesessen und an Steffi gedacht habe. Vier Tage lang. Heute ist Freitag. Ich bin nur mal kurz runter zum Kiosk, um Bier und Kippen zu kaufen. Und danach dann an den Briefkasten. Fast schon ein Aben ­teuertrip! Außerdem weiß ich nicht mehr genau, wann ich das letzte Mal geduscht habe.
    Heute MUSS ich aber raus! RICHTIG raus! Und das wird mir bestimmt guttun. Hoffe ich jedenfalls.
    Ich habe nämlich eine Veranstaltungseinladung für eine Kostümparty. Die ist heute Abend. Zwar hasse ich Kostümpartys, aber die Einladung ist von Vanessa, einer alten Freundin, die ich schon lange nicht mehr gesehen habe, und wahrscheinlich kommen da heute Abend auch noch mehr alte Freunde, und ganz bestimmt kommen da auch FRAUEN !
    Ich klicke die Veranstaltungseinladung auf Facebook an.
    Stars, Sternchen and more …
    Art: Party
    Datum: Freitag, 14. Oktober
    Zeit: 20:00 – 06:00
    Ort: Kollwitzstraße 3
    Beschreibung:
    Hallo Leute!
    Ich werde wieder mal ein Jahr älter und veranstalte aus diesem Grund eine Kostümparty am Freitag, den 14. Oktober bei mir. »KOSTÜMPARTY« bedeutet, dass jeder – wirklich JEDER – auch ein Kostüm tragen sollte!
    Das Motto der Party ist »Stars, Sternchen and more …« – also alles rund um die Glitzerwelt von Hollywood!
    Seid kreativ! Denkt euch was aus!
    Ich freu mich auf euch.
    Nessa.

    Glücklicherweise habe ich eine wirklich gute Idee für mein Kostüm gehabt! Im Fernsehen lief Mittwochnacht nämlich »Clockwork Orange«, ein alter Film von Stanley Kubrick, den ich schon mindestens zehnmal gesehen habe, und als die Hauptfigur Alex da mit seinen Kumpels auf einen Obdachlosen eindrosch, da war mir sofort klar, dass ich als Alex gehen will!
    Ich habe schon ein paar Fotos von Alex gegoogelt und glaube, dass das mit dem Kostüm nicht allzu schwer wird. Alles, was ich brauche, sind ein weißer Pulli und eine weiße Hose (hab ich sowieso schon), schwarze Stiefel (meine alten Doc Martens aus dem Keller) und einen Schlagstock (habe vorhin meine Gardinenstange aus Holz in der Mitte durchgesägt und mit schwarzem Tesa umklebt – wieso ich schwarzes Tesa dahabe, weiß ich nicht). Die restlichen Utensilien muss ich mir noch schnell im KaDeWe besorgen: eine falsche Wimper, einen Weichteil-Schutz und eine schwarze Melone, wie Alex sie auf dem Kopf trägt.
    Da ich a) heute schon mal kurz unten war und b) sowieso wieder in meinen Klamotten geschlafen habe, brauche ich mich nicht lange mit Anziehen aufzuhalten. Ich setze ein Cap auf und gehe los. Nach draußen!
    Früher hat es mir gefallen, wenn die Sonne geschienen hat. Heute hasse ich das. Nicht nur, dass ich den Sonnenschein hasse, ich hasse die Sonne selbst! Sie erinnert mich an Steffi.
    Auch die Bäume, deren Blätter jetzt schon ganz bunt geworden sind, hasse ich. Ich weiß noch, wie ich einmal mit Steffi durch irgendeinen Park spaziert bin. Da waren die Bäume auch bunt.
    Wir sind durch den Park spaziert, und Steffi hat meine Hand gehalten, und dann haben wir uns auf eine Bank gesetzt, uns geküsst, und Steffi hat »Ich liebe dich« gesagt, und dann habe ich gesagt, dass sie die Liebe meines Lebens ist, und wir haben uns angeguckt und hatten beide Tränen in den Augen.
    Rosamunde Pilcher gefällt das.
    Jetzt also die bunten Bäume und der Sonnenschein und der blaue Himmel, durch den nur ein paar kleine weiße Schäfchenwolken ziehen.
    GEFÄLLT MIR NICHT!
    Das sieht alles aus wie ein Gemälde von Bob Ross, diesem toten Offenen-Kanal-Maler mit Pusteblumefrisur, der in etlichen Wiederholungen eine wirre Geschmacksverirrung nach der anderen auf die Leinwand gepinselt und dabei ebenso wirre Yoga-Suren vor sich hin gestammelt hat. … I take some titanium white, some phthalo blue and some van dyke brown ... maybe there ’ s a happy little rabbit living in the hole under the tree right here ...
    Ich hasse Hasen. Obwohl Steffi nie einen hatte.
    Außerdem stelle ich fest, dass es viel mehr Pärchen als sonst gibt, die mir glücklich und händchenhaltend auf die Eier gehen.
    Steffi wird jetzt bestimmt mit

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