Resteklicken
Arschfotzenkopf spazieren. Und dann werden die beiden sich auf eine Bank setzen, und Steffi wird sagen »Ich liebe dich«, und Arschfotzenkopf wird sie anbrüllen und ihr an die Titten fassen, und Steffi wird Tränen in den Augen haben vor Glück, und Arschfotzenkopf wird Tränen in den Augen haben, weil ihm einfällt, dass er heute Morgen vergessen hat, seine Steroide zu nehmen.
Ich hasse Bänke!
Um achtzehn Uhr sitze ich fertig verkleidet vor meinem Computer und trinke Wein. Die Melone, die ich für zwölf Euro in der Hutabteilung gekauft habe, ist ein bisschen zu eng. Eine neue Nachricht im Postfach. Dieses Mal öffne ich es sofort.
Kostümparty heute
Zwischen dir und Vanessa Neigert
Vanessa Neigert
15. Oktober um 17:55
Hey Moritz,
Du kommst doch heute??? Du hast nämlich gar nicht zugesagt. Kannst auch Steffi mitbringen, würde mich sogar freuen, ich habe sie nämlich lang nicht mehr gesehen. Und GANZ WICHTIG (habe ich auch den anderen noch mal geschrieben): Du MUSST Dich verkleiden! Ohne Kostüm lasse ich Dich nicht rein. J
Knutscha, Nessa.
»Ja, ich bringe Steffi gerne mit … in drei Plastiktüten« schreibe ich und lösche es wieder.
Ich bin ein bisschen nervös. Niemand kann mir sagen, wie ich aussehe. Also laufe ich alle paar Minuten rüber zum Spiegel und überprüfe mein Outfit. Das Anbringen der falschen Wimper war am schwierigsten, da habe ich beinahe eine halbe Stunde für gebraucht, mir zwei, drei Mal versehentlich mit dem Finger ins Auge gefasst, und jetzt ist es ziemlich rot, ich hoffe, dass das bis nachher wieder in Ordnung ist.
Dann schaue ich, was es Neues gibt.
Nichts Neues.
Zeit für ein eigenes Posting!
Moritz Meschner IST ALEX!!!
genau jetzt
Zumindest HOFFE ich, dass ich Alex bin. Wie gesagt, es sieht mich ja niemand. Leider kennen Sascha, André und Max Vanessa nicht besonders gut und kommen auch nicht zur Party. Sonst hätten wir uns bestimmt vorher getroffen, und sie hätten mir sagen können, wie ich aussehe. Oder wenn ich noch mit Steffi zusammen wäre, dann hätte SIE mir natürlich ACH LECK MICH DOCH !
Ich gehe wieder rüber zum Spiegel und betrachte mich zum etwa tausendsten Mal. Ja, Mann, das sieht total cool aus! Du bist Alex! Das ist ein Hammer-Kostüm! Die Frauen werden auf dich abfahren und darauf, dass du ein Typ aus einem Kultfilm bist! Du bist Alex!
Es ist wirklich ein cooles Kostüm.
Ja.
Ich bin Alex!
»Charlie Chaplin!«, begrüßt mich Vanessa an der Tür. »Welch Glanz in unserer Hütte!«
»Ich möchte mich sehr gerne umziehen«, sage ich. »Und zwar auf der Stelle.«
»Komm rein, Charlie!«
Vanessa gibt mir einen Kuss. Sie hat ein rotes Abendkleid an und rote Handschuhe aus Samt.
»Wer bist DU denn?«, frage ich.
»Phantasie«, sagt sie.
Schon im Flur wird mir klar, dass es hier ein kleines Problem gibt: MICH .
Nur etwa ein Viertel der Leute ist verkleidet. Die meisten haben sich ein ganz originelles Vampirgebiss in den Mund gesteckt, das sie aber wieder rausnehmen müssen, wenn sie was essen oder trinken wollen, die anderen in ihren gewöhnlichen Ausgeh-Klamotten, und von irgendwoher kommt ein heiteres »Hey, Charlie!« angeflogen. So sieht’s aus.
»Pass lieber auf, dass dir der gute Charlie nicht mit seinem Schlagstock den Gulliver einschlägt«, sage ich leise.
Den verliere ich übrigens auch gleich, meinen selbstgesägten und mit schwarzem Tesa umklebten Schlagstock, als ich mich durch die glotzende Menge drücke, und ich kann ihn den ganzen Abend lang nicht wiederfinden. Am liebsten möchte ich mich in den Arm kneifen und aufwachen!
Nein, das ist natürlich eine Lüge. Am liebsten hätte ich jetzt ganz gerne was zu trinken.
Ich gehe in die Küche, in der eine Art kleine Bar aufgebaut ist, und bestelle zwei Tequila Sunrise, die kippe ich auf ex, danach ein Bier im Pappbecher.
Eine Party ist eine Party ist eine Party. Nicht mehr, nicht weniger. Man erinnert sich natürlich gerne an so französische Pubertätsmärchen wie »La Boum« oder amerikanische 80er-Jahre-Spaß-Torpedos wie den Film »Lisa – Der helle Wahnsinn«: Gag-technisch betrachtet ein Feuerwerk, die Küche ist irgendwann blau gepinselt, die Großeltern stehen versteinert im Schrank und in einem Zimmer im ersten Stock schneit es.
In Wahrheit sehen solche Partys immer völlig anders aus. Hier im Wohnzimmer, in dem ein kleines DJ-Pult untergebracht wurde (eigentlich wechselt irgendwer nur alle paar Stunden die CD), stehen etwa zwanzig Idioten und gucken dumm rum.
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