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Resteklicken

Resteklicken

Titel: Resteklicken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meschner Moritz
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starrt mich an und verbaut mir den einzigen Flucht­weg.
    Ein paar Sekunden später kommt Arschfotzenkopf die Treppe runter.
    Ich bin in eine Falle geraten!
    »Moritz«, sagt Steffi in Zeitlupe.
    Die Musik ist plötzlich aus.
    Meine Kehle zugeschnürt.
    Ich kann nicht mehr atmen.
    »Hey«, hauche ich ein wahrscheinlich letztes Mal und muss dann an die SMS denken, die ich ihr heute früh geschrieben habe.
    Das ist der schlimmste Horrorfilm, den ich je gesehen habe. Leider bin ich der qualvoll dahinsiechende Hauptdarsteller. Die Mutter aller Leichen.
    Wie sehr ich recht habe, begreife ich allerdings erst, als eine viel zu laute Stimme die eingebildete Stille zerschneidet und mich zurück in die Realität holt. Arschfotzenkopf.
    »Dit is doch der Typ!«, ruft er und zeigt dabei zufällig auf mich.
    Hätte ich mich doch nur in einer Karateschule ange­meldet.
    »Bleib locker, Schatz«, versucht Steffi ihn zu beschwich­tigen.
    Einen absurden Mikro-Moment lang dachte ich wirklich, sie hätte das zu mir gesagt.
    »Mach bitte keinen Scheiß«, probiert sie es noch mal.
    Es hilft nichts.
    Er benötigt gerade einmal die Zeit, in der man den Namen »Arschfotzenkopf« aussprechen kann, um sich vor mir aufzubauen und mir den finsteren Blick eines Cagefighters in die Augen zu bohren.
    »Du bist doch ihr Ex«, dröhnt er mich an.
    Wäre das hier mein eigener Film, dann würde ich ihm jetzt in die Eier treten, seine Haut mit grobem Schmirgelpapier abreiben und ihn danach in ein Bad mit China-Öl setzen. Da mich allerdings diese blöde Gott in IHREN Film geschrieben hat, agiere ich ganz nach Drehbuch und lasse meinen Kopf knallrot werden und meine Augen sich mit Wasser füllen.
    Wenigstens bin ich keine Fehlbesetzung.
    » ICK HABE DICH WATT JEFRAGT «, brüllt er.
    Ich sage nichts.
    » SILVIO «, schreit Steffi und reißt an seinem Arm.
    Wie gesagt: WÄRE das hier mein eigener Film! Dann dürfte ich nämlich jetzt auch lachen. Der heißt doch nicht wirklich so!
    » DU HAST HIER JAR NÜSCHT ZU MELDEN, PÜPPCHEN! «
    Er stößt sie weg und gibt mir eine Ohrfeige.
    Aber was für eine!
    Wie von einer Dampflok erfasst, fliege ich förmlich mit meinem Oberkörper auf die Bar. Ein paar Gläser fallen zu Boden und zerklirren. Meine linke Gesichtshälfte ist zunächst taub und fängt dann an zu brennen.
    » SILVIO !« Steffi ist außer sich.
    Ich merke, wie mir eine Pranke ins Haar greift und Silvio Arschfotzenkopf mich dicht vor sein Gesicht zieht.
    »Du hast Glück, dass Steffi dabei ist. Sonst hätt ick dir alle Zähne ausjeschlagen!«
    » DU ARSCH !«, schreit Steffi ihn an. » DU BLÖDER PENNER !«
    » MACH MICH BLOSS NICHT AN !«, schreit er im Adrenalinrausch zurück.
    »Was ist denn HIER los?«
    Max steht plötzlich mit einem fassungslosen Blick neben der Bar.
    »Steffi?! Was … was ist denn hier los?«
    »Es tut mir leid, Moritz«, sagt sie und rennt heulend die Treppen hoch.
    »Schon wieder Glück, Freundchen!«
    Endlich lässt er mich los, steckt sein Hemd zurück in die Hose und folgt Steffi zügig, aber ohne eine Spur von Aufgeregtheit. Ein paar Sekunden später sprinten ihm zwei Securitys hinterher.
    Dann ist der Spuk vorbei.
    »Alter«, sagt Max. »Was war denn DAS für ’ne Nummer?!«
    »Das«, sage ich und rapple mich wieder auf, »das war Silvio.«
    »Hast du Eis für seine Wange?«, fragt Max den Barkeeper nervös.
    »Brauch kein Eis«, sage ich. »Gib mir lieber meinen Drink.«
    »Alter … warum lächelst du denn?«
    »Keine Ahnung«, lüge ich und sauge einen großen Schluck Wodka-Red-Bull durch den Strohhalm. Er ist kalt und süß und lecker.
    Es tut mir leid, Moritz , hat sie gesagt.
    Es tut ihr leid.

Der Ball ist rund, und ein Fußballspiel dauert dreieinhalb Minuten. Jedenfalls für mich.
    Ich liege neben der Seitenauslinie in einer sehr kalten Pfütze und hyperventiliere ein wenig vor mich hin. Dabei war ich früher wirklich mal ein guter Fußballer. So in der vierten Klasse. Allerdings war da meine Lunge auch noch nicht schwarz.
    »Alles okay, Meschner?«, ruft Sascha vom Feld.
    Ich versuche, einen menschlichen Laut aus meinem Mund entweichen zu lassen. Als dies nicht klappt, entscheide ich mich ganz einfach dazu, den Daumen meiner rechten Hand zu heben.
    Moritz Meschner verfällt bald.
    Es ist etwa Viertel nach zwölf, der Himmel bedeckt, und immer wieder regnet es kurz. Die Jungs auf dem Platz scheinen trotzdem eine Menge Spaß zu haben, denn wie aus weiter Ferne kann ich hier und da mal ein Lachen oder ein

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