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Resteklicken

Resteklicken

Titel: Resteklicken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meschner Moritz
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Sie ist voll lärmender Comic-Tiere und einem ziemlich muskulösen Schwein namens Silvio.
    »Es tut mir leid, aber ich muss dich jetzt schlachten, du kleiner Arschfotzenkopf.«
    Schweine-Silvio schaut mich aus traurigen Augen an.
    »Was wird denn dann aus Steffi?«
    Ich drücke aus dem Euter einer braunen Kuh zu meiner Rechten etwas Kakao in ein Glas. Der Kakao schmeckt verdächtig nach Bier. Dann nehme ich meinen verchromten Schlagstock und ziehe Silvio eins über die rosa Glatze. Und dann noch eins.
    »Glaube, er kommt wieder zu sich.«
    »Moritz? Hörst du mich?«
    Eine ziemlich verschwommene Ausgabe von Sascha blickt aus einem bedeckten Himmel auf mich herab.
    »Ich habe fertig«, flüstere ich.
    Es ist erstaunlich, welch schmerzvolle Symbiose ein bisschen Leder, Luft und mein ohnehin recht sensibles Gesicht miteinander eingehen können. Zum Glück ist dieses Mal nicht meine linke, sondern die rechte Wange betroffen. Und ein bisschen Nase.
    »Cool«, sagt Max. »Das Adidas-Logo hat sich direkt unter deinem Auge eingedrückt.«
    »Voll stylish«, grinst Sascha.
    »Hauptsache, ihr habt euren Spaß«, murmle ich und richte mich vorsichtig etwas auf.
    Bei meinem Glück werde ich doch sowieso nur von Adidas verklagt.
    Fußballspielen ist ab jetzt passé. Ich sitze die nächste halbe Stunde wieder neben der Auslinie und schlürfe benommen mein Bier. Kirjakow schießt noch ein paar Tore, und der Zwei-Meter-Türke geht einmal in unserem Strafraum zu Boden und wälzt sich theatralisch auf dem Rasen. Obwohl ihn überhaupt niemand berührt hat. So ein Poser! Selbst wenn ich vorhin seinen Namen verstanden hätte, würde ich ihn jetzt nicht mehr bei Facebook nehmen. Wer mit zwei Metern einfach umfällt und einen Elfer schinden will, verdient schon aus Prinzip eine rote Karte – und keine weiteren Freunde! Egal, wie verzweifelt ich bin, … DER kommt mir nicht ins Profil!
    Ich trinke meinen fünften halben Liter Bier, warte auf einen imaginären Schlusspfiff und denke an Steffi. Mein Gesicht tut mir weh. Meine Lunge brennt.
    Ich habe wirklich ziemlich fertig.
    Gegen vierzehn Uhr hocken wir in der erstbesten Kneipe, die hier in der Nähe aufzufinden war. Sascha, André, Max und ich haben ein großes Bier vor uns auf dem Tresen stehen, und Heiko trinkt ein Spezi. Unsere Gegner waren von der Idee einer neuen sportlichen Herausforderung, die aus den drei Disziplinen Promillehürdenlauf, Zigarettentiefzug und Dämlichquatschen besteht, nur mäßig begeistert und sind lieber auf dem Platz geblieben. Sollen die doch ruhig weiterkicken. Ich jedenfalls habe beschlossen, meine Fußballerkarriere an den Nagel zu hängen. Mit meiner dunkellila Fresse würde ich sowieso als Sportinvalide auf dem Transfermarkt versauern.
    »Was machen wir denn noch mit dem angebrochenen Nachmittag?«, fragt Sascha in die Runde.
    »Wie ›machen‹?«, frage ich zurück. »Wir sind doch voll dabei, was zu ›machen‹.«
    »Dachte ja nur, André hätte vielleicht Lust, wieder ein bisschen nackt spazieren zu gehen.«
    »Leck mich«, sagt André und leert sein Glas.
    Sascha spielt auf eine Situation an, die André heute ein bisschen peinlich ist, obwohl sie das eigentlich gar nicht sein muss. Im Gegenteil.
    Vor einem halben Jahr waren wir bei McDonald’s. Selbstverständlich hatten wir schon eine Kleinigkeit getrunken, als Max uns mit einer netten Fresswette her­ausfordern wollte. Er sagte nämlich plötzlich, dass er sieben Big Macs schaffen würde. Da ich Max schon sehr lange kenne und ihn bei anderen Gelegenheiten mehr seltsame Dinge in seinen Magen habe schaufeln sehen als so manch spindeldürren asiatischen Hot-Dog-Wettfresser, habe ich mich natürlich nicht auf diese Wette eingelassen. André schon. Er sagte sinngemäß, dass er nackt übern Ku’damm laufen würde, wenn Max das schafft, und eine halbe Stunde und sieben Burger später standen wir an der Gedächtniskirche und warteten darauf, dass André die Hüllen fallen lässt.
    »Hey«, brachte er mit ängstlicher Stimme hervor. »Die killen mich doch. Die verprügeln mich nach den ersten paar Metern.«
    »Hättest du vorher dran denken sollen«, sagte Max und rülpste ihm ins Gesicht. »Wehe, du kneifst!«
    »Ich kneife ja nicht. Ich … weiß nur nicht genau.«
    »Ich warne dich!«, fuhr Max ihn an. »Ich habe mir ge­rade sieben Big Macs reingequält!«
    »Ich bring das nicht«, flüsterte André nach einer kurzen Bedenkzeit. »Ich bring das einfach nicht.«
    »Dann blasen wir’s ab und gehen

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