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Resteklicken

Resteklicken

Titel: Resteklicken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meschner Moritz
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typischer Idioten-Absturz-Abend eben. Aber NEIN , ich muss mich ja mit der vermeintlichen Liebe meines Lebens treffen, mich dem absurden Gedankenspiel hingeben, sie würde mich gerne zurückhaben wollen, und nun sitze ich hier, wieder bin ich drei Jahre alt, nur ist dieses Mal der Süßigkeitenteller mit jeder Menge zu­schnapp­bereiter Mausefallen garniert. Und natürlich stecke ich meine Hand mittenrein.
    » DU wolltest mich doch sehen«, sage ich und bereue es gleich wieder.
    »Wie konntest du mir nur solche Nachrichten schicken?! Die waren so was von unter der Gürtellinie!«
    »Ach, das ist doch Ansichtssache«, stammle ich und ziehe wieder ordentlich Libre durch den Halm.
    » MORITZ !«
    »Du hast ja recht. Das war … voll daneben von mir. Aber mir geht’s halt total beschissen … ohne dich.«
    »Das tut mir leid, aber … ach Mann, Moritz, glaubst du denn, ich hätte dich nicht auch vermisst?«
    So ein Unsinn.
    »Wenn man jemanden vermisst, dann will man denjenigen auch sehen und mit ihm zusammen sein. So einfach ist das!«
    Ich mache dem Kellner das deutliche und meiner Meinung nach auch international anerkannte Zeichen dafür, dass er mir fünf Bier bringen soll. Wahrscheinlich wird es aber nur wieder auf einen Cuba Libre hinauslaufen.
    »Für dich ist immer alles ganz einfach, Moritz. Das war es früher ja auch schon.«
    »Was soll DAS denn heißen?! Weißt du eigentlich, wie es mir GEHT ?! Wie ich LEIDE ?! Ich meine, ich kann nicht schlafen, nicht essen, nicht trinken! Na gut, das mit dem Trinken stimmt jetzt nicht. Aber ansonsten schon! Ich bin nur am Heulen, Steffi, am HEULEN , und ich stell mir jede Sekunde vor, wie du und der Arschfff…reund miteinander rummacht! Ich kotze und kotze und kotze, und ich krieg dieses Gefühl einfach nicht aus meinem Körper raus, mir geht’s ständig beschissen, und DIR … dir geht’s GUT ! Richtig GUT ! Und das ist so scheiße unfair, und … ach, ich weiß auch nicht, ich meine, du hast mir nicht mal den Grund dafür gesagt, warum du mit mir Schluss gemacht hast, ich meine, ich war immer gut zu dir, habe dich nie geschlagen, ich meine, WELCHEN ABGEFUCKTEN GRUND KANN ES DENN ÜBERHAUPT GEBEN ?!«
    Endlich bin ich das mal losgeworden, und ich hoffe, dass es ordentlich gesessen hat! Es GIBT nämlich keinen vernünftigen Grund. Kann es gar nicht! Wenn sie einen finden sollte, dann will ich Karl Theodor Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter zu Guttenberg heißen!
    In Steffis Kopf scheint es zu rattern. Und nur ein paar Sekunden später ist sie dann auch bereit, etwas auszuspucken. Leider. Denn statt des erwarteten »Es gibt TATSÄCHLICH keinen Grund«, kommt etwas anderes aus ihr heraus. Etwas völlig anderes.
    »Wie wär’s denn mit Claudia?«
    Und schon ist alles upside down.
    Hätte nie gedacht, dass ich schizophren bin.
    Und ich auch nicht.
    DA ich es aber scheinbar bin, hoffe ich, dass die Rechnung nachher nicht auf mich, sondern auf den anderen Moritz geht.
    Binnen eines Wimpernschlages stürzt eine ganze Welt in sich zusammen. Meine Welt. Und das mit ordentlich Tamtam und Voll-auf-die-Zwölf-Attitüde. Was der Trampel-Dino Godzilla für Tokio war, das ist der Name Claudia für mein Seelenheil. Einfacher ausgedrückt: NICHT gut. Seltsamerweise habe ich seit der Trennung von Steffi nicht eine Sekunde lang an Claudia gedacht. Genau genommen habe ich an gar nichts gedacht. Nur an Steffi.
    Nein.
    NOCH genauer genommen habe ich eigentlich nur an MICH gedacht! Daran, wie es MIR geht, wie ICH mich fühle, wie beschissen MEIN Leben ist! Alles andere habe ich scheinbar verdrängt. Und jetzt, wo Steffi vor mir sitzt und das Schlüsselwort »Claudia« ausspricht, kommt mit einem Mal alles wieder zurück. Schlagartig. Brutal. Godzillafußmäßig.
    Meine immer noch nicht ganz verheilten Lila-Laune-Wangen werden heiß, und ich fühle, wie sich mein Nacken verspannt. Außerdem ist mir schwindlig. Nichts Neues im Grunde, nur hat sich die Ausgangssituation dramatisch verändert. Steffi ist gar keine Schlampe. ICH bin eine Schlampe.
    »Ich weiß, dass du mich mit Claudia betrogen hast, Moritz.«
    Psychothriller-Kamerafahrt auf mein Gesicht. Schweiß­perlen auf der Stirn und über der Lippe. Schläfe pocht. Kopf droht zu explodieren. Am besten selbigen in den Sand stecken, dann ist bestimmt bald alles vorbei. Kein Sand da. Und Cocktailglas zu klein für meine Birne. Sterben wäre jetzt was Tolles.
    »Ich … das ist doch alles … das STIMMT einfach

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