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Resturlaub

Resturlaub

Titel: Resturlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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zusammen, man weiß nie, wie lang's gut geht. Und Arne, find ich klasse, dass du den Ehevertrag doch noch durchgeboxt hast! Danke! Und jetzt viel Spaß mit der HirschNummer!«
    Auf der nach unten offenen Skala für absolute Stille erreichte ich eine saubere Minus eintausend. Bis ich mich bückte, um die Schnapsflasche hochzuheben und mir die Hose des Smokings mit einem lauten Ratsch über den gesamten Hintern aufriss.
    »Ich wollt ihm sowieso gleich sagen, dass er 'n Arsch offen hat!«, rief der Brautvater in die Stille und alle lachten.
    Es war der einzige Lacher meiner Rede.
    »Wenn ich dich irgendwie aufhalte in deinem Leben, dann kannst du's ruhig sagen!« Biene war völlig aufgelöst, ihre Augen feucht, die Stimme zittrig. Wir standen draußen vor dem mit Fackeln beleuchteten Eingang des Zehnthauses, unten rauschte die Regnitz und drinnen tanzten zwei Hirsche einen Walzer.
    »So hab ich das doch nicht gemeint, Bienchen!«, entschuldigte ich mich und wollte ihre Hand nehmen. Doch Bienchen zog sie zurück. Mir war ein klein wenig schwindelig von dem ganzen Schnaps und statt meiner Smokinghose trug ich nun die Ersatzhose des dicken Oberkellners, in der ich aussah wie Obelix nach acht Wochen Weight Watchers.
    »Wie hast du's denn gemeint?«, fragte Biene und sah mir düster in die Augen dabei. Gute Frage. Wie hatte ich das gemeint? Ich war ziemlich betrunken und so richtig wusste ich auch gar nicht mehr, was ich eben gesagt hatte. Dafür wusste Biene es umso besser.
    »Ich hab's anders gemeint, ich hab's auf Arne und Biggy bezogen!«, erklärte ich.
    »Du hast Ente gesagt, nicht Biggy!«
    »Hab ich?«
    »Drei Mal!«
    »Oh!«
    Traurig wandte Biene sich von mir ab, lehnte sich gegen die Mauer und schaute nach oben in den klaren Sternenhimmel. Ich stand ratlos daneben mit meiner Obelixhose und betrachtete sie. Dann legte ich meinen Arm um ihre Schulter und blickte ebenfalls nach oben.
    »Tut mir Leid, mein Bienchen!«
    Bienchen sagte nichts.
    »Bienchen summ? Immer schön herum?«
    Immerhin kämpfte sie nun schon gegen ein Lächeln.
    »Wenn wir erst mal auf Mallorca sind . also, vielleicht ist das mit dem Baby ja keine so schlechte Idee .«
    Langsam drehte sich Biene zu mir und blickte mich mit ebenso hoffnungsvollen wie feuchten Augen an. Die FDP hätte sofort einen Lügenausschuss gefordert. Dort hätte ich gesagt, dass ich Biene noch nie traurig sehen konnte.
    »Meinst du echt, Mausbär?«
    »Ja, Bienchen! Und im Gegensatz zur Rede werde ich mich auch daran erinnern!«
    Ein lautes Krachen und Klirren erschrak uns. Wir drehten uns um und blickten in den Festsaal. Einer der Hirsche war gegen das Büfett gelaufen und lag nun zappelnd auf dem Boden wie ein Marienkäfer.
    »Da siehst du mal, was Alkohol so anrichtet!«, sagte ich trocken.
    »Blödmann!«, lachte Biene und ich musste auch lachen und dann küssten wir uns. Es war unser letzter Kuss.
    Einfach
    LETZTENDLICH GESCHAH ALLES vor sieben Stunden am Nürnberger Flughafen. Es war so eine Art soziale Panikattacke. Wir saßen am Tisch eines knallbunten Flughafenbistros und tranken teuren Kaffee mit Croissants, zu denen man in Nürnberg Budderhörn-le sagte und nicht Budderhörn-la. Immerhin. Wir, das waren exakt dieselben Leute wie noch vor zwei Tagen an Arnes Hochzeitstisch. Jason und Checko nutzten wie immer die verbleibende Zeit bis zum Einsteigen, um sich in Urlaubsstimmung zu reden. Eine Ballermann-Anekdote jagte die nächste.
    »Wisst ihr noch, wie der Super-Richie aufgetreten ist und total ausgepfiffen wurde in der Mega-Arena?«, lachte Jason. Ich wusste es noch. Mir war schließlich vor zwei Tagen auf der Hochzeit etwas Ähnliches passiert. »Oder wie mir fast unser Audo nimmer g'funden ham, am Strand von Estrenc?«, kicherte Miriam.
    Mir war nicht ganz klar, was das für eine Art Urlaubserlebnis sein sollte, dass man sein Auto FAST nicht mehr findet. Wenn man es nicht mehr findet vielleicht, aber so?
    Sogar Biene lachte dann und wann, trotz der Diskussionen der vergangenen Tage. Nur ich wurde nach jeder Geschichte gereizter. Noch am Sonntag hatte mich Biene gefragt, ob wirklich alles in Ordnung sei: Nach einer Stunde Packen hatte ich lediglich einen Schnorchel und ein Handtuch in den Koffer gelegt und saß stumm auf dem Bett - körperlicher Ausdruck einer aufkeimenden Balearen-Baby-Blockade.
    »Wir könnten es auf Mallorca machen!«
    »Mallemallemum!«
    Es mag ja Menschen geben, die es beruhigt, wenn sie schon vor dem Urlaub ganz genau wissen, was im Hotel,

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