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Resturlaub

Resturlaub

Titel: Resturlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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irgendjemand muss sich doch um dich kümmern!« Die LTU-Frau wurde langsam nervös.
    »Ich will ja nicht drängeln, aber ... fliegen Sie jetzt mit oder nicht?«
    »Die paar Kratzer. Es geht doch nur um den Pass und die Kreditkartensperre und so«, sagte ich zu Biene, »flieg du mal vor, ich regle hier alles und dann fang ich mit dem Urlaub einfach einen Tag später an. Ihr seid ja schließlich nur auf Mallorca und nicht in Argentinien. Okay?«
    »Bist du sicher?«, fragte Biene mit besorgtem Blick.
    »Ja.«
    Ich hatte mich entschieden. Wir umarmten uns. Dann war sie weg. Ich schaffte es. Sie flogen. Ich blieb. Vorerst.
    Ich ging zurück in die Herrentoilette, um meine Sachen zu holen. Es war alles noch da. Ich wusch mein Gesicht, brachte meine Haare in Ordnung und strich mein Hemd glatt. Ich fühlte
    mich seltsam, wie ein großer Schrank, aus dem man alle Dinge herausgenommen hatte, leer und frei zugleich. Ich würde neue Sachen in den Schrank legen können.
    Am Flughafenkiosk kaufte ich eine Dose Bier, eine Packung Zigaretten und Briefpapier. Dann fuhr ich mit der Rolltreppe zur Besucherterrasse, setzte mich auf einen Plastikstuhl und nahm einen Schluck Bier. Vorsichtig zündete ich mir die erste Zigarette meines Lebens an, meine Freiheitszigarette.
    Sie schmeckte zum Kotzen, doch das war mir egal. Es war mein freier Wille gewesen, sie zu rauchen, ebenso wie es mein freier Wille gewesen wäre, sie wieder auszumachen. Ich drückte die halb gerauchte Zigarette aus und blickte in Richtung Rollfeld. Eine rotweiße LTU-Maschine hob röhrend ab und erkämpfte sich ihre Höhe mühevoll Meter für Meter. Es wäre meine Maschine gewesen. Mausbär-Airways auf dem Weg nach Malle. Ich nahm einen Schluck Bier und fixierte sie so lange, bis sie schließlich abdrehte und in den Wolken verschwand. Mit ihr verschwand mein altes Leben.
    Ich war frei.
    Fast.
    Denn noch gingen Biene und die anderen ja davon aus, mit mir in ein paar Tagen Datteln mit Speck zu futtern und Rennbananen zu mieten. Biene musste es erfahren. Aber erst NACH ihrem Urlaub. Sie sollte ihre freien Tage genießen. Also nahm ich einen Stift aus meinem Rucksack, riss die Verpackung des Briefpapiers auf und begann zu schreiben.
    Liebe Biene,
    dies ist bestimmt der schwerste Brief, den ich in meinem Leben geschrieben habe. Aber es ist auch der Wichtigste. Ich will dich nicht länger auf die Folter spannen: wenn du dies hier liest, bin ich ...
    Ich nahm den Stift zwischen die Zähne und blickte in den Himmel. Wo würde ich denn eigentlich sein, wenn sie diesen Brief las?
    Wenn du dies hier liest, bin ich .
    ... in Schweden? ... in Indien? . auf Bora Bora?
    Ratlos faltete ich das Briefpapier zusammen und schaute einer weiteren startenden Maschine nach, diesmal war sie blau. Dann ging ich in die Abflughalle und stellte mich direkt vor die große Anzeigentafel. Die Flugziele waren enttäuschend: Amsterdam, Zürich und Hurgahada waren da schon die Highlights. Wo waren denn die ganzen Sidneys, Rios und New Yorks? Offenbar schien man selbst an fränkischen Flughäfen noch darauf zu achten, dass die Reiseziele »net zu groß« und »net zu weit weg« waren. Ich ging zum Infoschalter, wo ein dünner Mann mit Bart ins Weite schaute.
    »Welche Flugziele«, fragte ich den Mann, »also welche Stadt ist denn ziemlich groß und ziemlich weit weg?«
    »Weit weg von wo?«
    »Na, von hier!«
    Der dünne Mann musterte mich und dachte bestimmt, dass ich einen Sprung in der Schüssel habe, aber offenbar war ihm so langweilig, dass er recht dankbar war für die Ansprache.
    »Also ich würde da gerne hin, von hier aus. Heute!«
    Der dünne Mann setzte sich eine runde, ebenfalls dünne Brille auf, öffnete einen dünnen Ordner und begann darin zu blättern.
    »Amal schaun ... mhhhh! Von Nirnberch aus ... mit Anschluss heude . mhhh . da hädden mir . Buenos Aires!«
    »Buenos Aires, Südamerika?«
    »Südameriga, genau! Mit der Iberia über Zürich und Madrid.«
    »Klingt gut. Und ist weit weg. Aber: Isses auch groß?«
    Der Mann mit Bart blickte über den Brillenrand hoch zu mir.
    »Groß im Vergleich zu was?«
    »Na im Vergleich zu hier!«
    »Dann«, antwortete er und schloss seine Mappe, »isses ziemlich groß.«
    »Danke!«
    Keine Minute später stand ich am Iberia-Schalter und erkundigte mich bei einer nervösen Frau mit zuviel Make-up nach den Flügen. Ich hatte Glück. Es gab noch Plätze.
    »Ihr Gepäck?«
    »Fliegt gerade nach Mallorca.«
    Verdutzt blickte die Frau mit dem Make-up

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