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Rette meine Seele - Vincent, R: Rette meine Seele

Rette meine Seele - Vincent, R: Rette meine Seele

Titel: Rette meine Seele - Vincent, R: Rette meine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Vincent
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lehnte sich seelenruhig gegen die Wand.
    „Du musst nicht auf uns warten“, entgegnete ich. Klar hätte ich es cool gefunden, Addison Page persönlich zu treffen. Aber es war ganz und gar nicht cool, der aufstrebenden Pop-Queen zu verklickern, dass sie in knapp einer Woche nicht nur ihre Karriere, sondern auch ihr Leben beenden würde. „Ich warte lieber ab, was passiert.“ Ich stemmte die Hände in die Hüften und schielte zu Nash hinüber.
    Doch anstatt zustimmend zu nicken, blickte er mich nur amüsiert und zugleich nervös an. Genau wie Todd. „Was ist?“, fragte ich gereizt.
    „Ich bin tot, Kaylee.“ Todd stützte die Hand auf die Türklinke neben sich. „Addy war auf meiner Beerdigung. Ich kann nicht einfach zwei Jahre später in ihrer Garderobe auftauchen und sie bitten, sich nicht umzubringen. Das wäre ziemlich geschmacklos.“
    Seine Vorstellung von postmortalen Benimmregeln brachte mich zum Lachen. „Geschmacklos“ war wohl die Untertreibung des Jahrhunderts! Doch als ich begriff, was er mir damit sagen wollte, wurde ich schlagartig ernst. „Moment mal. Erwartest du etwa, dass wir es ihr sagen?“
    „Wenn sie mich sieht, wird sie völlig ausflippen und ihreletzten Tage in der Klapsmühle verbringen.“
    Bei der Erinnerung an meinen kurzen Ausflug in das Land der Beruhigungsmittel und Zwangsjacken jagte mir ein Schauer über den Rücken. „Das heißt Psychiatrie, bitte schön. Und nein, wir werden deine berühmte Exfreundin ganz bestimmt nicht darum bitten, locker zu bleiben, wenn sie nicht bald neben dir in der Erde liegen möchte. Das wäre wirklich geschmacklos.“
    „Sie würde uns sowieso nicht glauben“, sagte Nash und kreuzte die Arme in einer solidarischen Geste vor der Brust. „Eher ruft sie den Sicherheitsdienst und lässt uns verhaften.“
    „Dann müsst ihr sie eben überzeugen!“ Todd fuchtelte verzweifelt mit den Händen durch die Luft. Als wäre das ein Klacks. „Ich komme mit und helfe euch. Sie wird mich nur nicht zu sehen kriegen.“
    Ein Blick auf Nash machte mir deutlich, dass er dem Ganzen genauso skeptisch gegenüberstand wie ich. So gerne ich auch dabei geholfen hätte, Addison Pages Leben zu retten – ich hatte keinen Bock darauf, in Handschellen abgeführt zu werden. Und mein Dad wäre ziemlich angepisst, wenn er mich gegen Kaution aus dem Gefängnis holen müsste …
    Noch bevor ich diesen Gedanken zu Ende denken konnte, tauchte ein anderes Problem auf.
    „Moment mal, Todd.“ Ich baute mich vor ihm auf und ignorierte sein engelsgleiches Stirnrunzeln. „Woher weißt du überhaupt, dass es funktioniert? Angenommen, sie glaubt uns und beschließt, sich nicht umzubringen. Wird sie dann nicht an dem vorbestimmten Zeitpunkt an etwas anderem sterben? Wenn ihr Name wirklich auf der Liste steht, stirbt sie so oder so. Du kannst nicht verhindern, dass Libby sie holt, und ehrlich gesagt wärst du schön blöd, wenn du es überhaupt versuchst.“
    Nachdem ich erfahren hatte, dass ich eine Banshee bin, hattenNash und Todd mir die Sache mit dem Sterben genau erklärt. Offenbar hat jeder Mensch von Geburt an eine Art Verfallsdatum – ungefähr so wie die Lebensmittel im Supermarkt. Die Aufgabe eines Reapers besteht darin, die Einhaltung des Verfallsdatums sicherzustellen und die Seele des Verstorbenen der Wiederaufbereitung zuzuführen.
    Meines Wissens nach gab es nur eine Möglichkeit, das Leben eines Menschen zu verlängern: Man musste seinen Tod gegen den eines anderen Menschen eintauschen, damit das Gleichgewicht von Leben und Tod nicht gestört wurde. Retteten wir Addison Pages Leben – wozu Nash und ich theoretisch fähig wären –, müsste jemand anders an ihrer Stelle sterben. Und das könnte jeden treffen: mich, Nash oder einen Fremden, der zufällig in der Nähe war.
    So gern ich Todd und Addison also auch geholfen hätte: Ich war nicht bereit, diesen Preis zu zahlen. Und ich würde auch niemand anders darum bitten.
    Todds gerunzelte Stirn konnte nicht über die Trauer in seinem Blick hinwegtäuschen. „Ich weiß.“ Seufzend ließ er die breiten Schultern sinken. „Aber ich habe die Liste noch gar nicht gesehen, also zerbreche ich mir darüber jetzt nicht den Kopf. Ich muss versuchen, den Selbstmord zu verhindern. Aber ich brauche eure Hilfe. Bitte!“ Sein Blick ging flehend zwischen Nash und mir hin und her.
    Nash runzelte die Stirn und lehnte sich in der typischen Ichlass-mich-nicht-umstimmen-Pose gegen die Wand, die ich von unseren

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