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Rette meine Seele - Vincent, R: Rette meine Seele

Rette meine Seele - Vincent, R: Rette meine Seele

Titel: Rette meine Seele - Vincent, R: Rette meine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Vincent
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herlief.
    Er sah mich fassungslos an, bis ihm wieder einzufallen schien, was für ein Greenhorn ich war. „Sie ist uralt. Der älteste nochaktive Reaper. Vielleicht der älteste Reaper überhaupt. Niemand kennt ihren richtigen Namen, aber im alten Rom hat sie den Namen der Leichengöttin angenommen: Libitina.“
    Fragend zog ich die Augenbrauen hoch. „Libitina … Libby ist also nur eine Abkürzung. Du darfst den ältesten und unheimlichsten aller Reaper mit Spitznamen ansprechen?“
    Todd errötete ein kleines bisschen, was vielleicht aber nur wegen der roten Samtvorhänge der Seitenbühne so aussah, die durch seine transparenten Wangen hindurchschimmerten. „Ich habe sie noch nie mit irgendetwas angesprochen. Wir sind uns noch nicht offiziell vorgestellt worden.“
    „Na toll.“ Ich stöhnte und verdrehte die Augen. Wir waren also live dabei, wenn Todd, das Greenhorn, seinem großen Vorbild gegenübertrat. Das war ja schlimmer, als ohne Englisch-Klingonisch-Wörterbuch auf einer Star-Trek -Convention zu sein!
    Als wir uns endlich den Weg durch die Menge gebahnt hatten, schlürfte Libby gerade den letzten Rest Dämonenatem aus der Luft. Das Ende des Strahls peitschte wie ein Schwanz nach oben und klatschte ihr auf die Wange, bevor es zwischen ihren geschürzten Lippen verschwand. Die Reaperin wischte sich mit dem Ärmel ihres schwarzen Mantels über den Mund, so als müsse sie einen Soßenfleck wegwischen. Welche Soße wohl zu Dämonenatem passte?
    „Da ist sie“, flüsterte Todd.
    Sein andächtiger Tonfall ließ mich aufhorchen. Todd wirkte ungewohnt schüchtern, und in Anbetracht seiner Nervosität löste sich meine Unsicherheit in Luft auf. Schadenfroh grinsend griff ich nach seiner Hand: „Los geht’s!“ Doch kaum hatte ich ihn zwei Schritte auf Libby zubewegt, da lösten sich seine Finger plötzlich in Luft auf. Verwirrt blieb ich stehen undblickte auf meine Hand. Todd hatte seine körperliche Präsenz so weit minimiert, dass ich ihn kaum noch sehen konnte. „Was ist los?“, fragte ich.
    „Nichts, was ich mit ein bisschen Würde nicht in den Griff bekomme“, erwiderte Todd barsch. „Und jetzt lasst uns diese über dreitausend Jahre alte Reaperin bitte nicht so belagern wie ein Haufen Teenager auf einem Boyband-Konzert.“ Er strich sich mit durchsichtigen Händen das transparente T-Shirt glatt, straffte die Schultern und ging festen Schrittes auf Libby zu, offenbar zufrieden, die Fassung wiedergefunden zu haben. Dabei wurde er mit jedem Schritt weniger durchsichtig, und ich hoffte inständig, dass es niemand bemerkte. Doch so geräuschlos, wie er lief, war ich wahrscheinlich immer noch die Einzige, die ihn sehen konnte. Und selbst wenn nicht, würde es niemand bemerken, weil alle Welt den Arzt anstarrte, der sich erfolglos bemühte, Eden wiederzubeleben.
    Doch zumindest Nash konnte Todd jetzt sehen, denn er lief ihm schnurstracks hinterher. Wahrscheinlich hoffte er im Stillen darauf, dass sein Bruder sich vor dieser großen Koryphäe lächerlich machte.
    Wir holten Todd ein, als er direkt vor Libbys Nase stehen blieb. Die beiden waren ungefähr gleich groß, und die Reaperin blickte ihn aus ihren grünen Augen durchdringend an. So durchdringend, dass sogar mir noch angst und bange wurde.
    „Hallo“, sagte Todd geradeheraus.
    Ich bewunderte seinen Mut, denn ich hätte in diesem Moment kein Wort herausgebracht. Libitina war alt, weise und mächtig – ihre Ausstrahlung machte das mehr als deutlich. Außerdem war sie so unglaublich schön, dass ich mich plötzlich für mein verschmiertes Make-up und meine unordentliche Frisur schämte.
    Libby trug einen langen schwarzen Ledermantel, der voneinem breiten Gürtel zusammengehalten wurde und ihre schmale Taille betonte. Erstaunlicherweise schaffte sie es, darin nicht wie der billige Abklatsch eines Superhelden oder wie eine Nutte auszusehen. Wahrscheinlich hatte sie schon schwarze Ledermäntel getragen, bevor sie in Verruf gekommen waren.
    Das schwarze Haar trug sie zu einem strengen Pferdeschwanz gebunden, und die eng geringelten Locken fielen bis über die Schulterblätter hinab. Die dunkle, makellose Haut wirkte so weich, dass ich sie am liebsten berührt hätte, um mich zu vergewissern, dass sie nicht so perfekt war, wie sie aussah. Das war schließlich unmöglich, oder?
    „Ja?“ Libby ließ Todd nicht aus den Augen, schenkte Nash und mir aber nicht die geringste Beachtung. Wahrscheinlich hasste sie Banshees, genauso wie alle anderen

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