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Rette meine Seele - Vincent, R: Rette meine Seele

Rette meine Seele - Vincent, R: Rette meine Seele

Titel: Rette meine Seele - Vincent, R: Rette meine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Vincent
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selbstloser und mutiger Akt, der meine Meinung über Val fast geändert hätte.
    Bis ich herausfand, dass die anderen Seelen, die sie Belphegore verkauft hatte, zusammen mit ihrer für immer gefoltert werdenwürden. Jetzt tendierte ich doch stark in Richtung „Tante-Valhat-bekommen-was-sie-verdient“.
    Das ganze Gefühlschaos musste mir deutlich ins Gesicht geschrieben stehen, doch Harmony hielt sich wie immer mit einem Urteil zurück. Genau deshalb mochte ich sie so sehr. Und natürlich auch, weil sie nach unserem Banshee-Unterricht immer frisch gebackene Kekse auftischte. „In Ordnung, dann denk an etwas anderes. Denk an eine weniger traumatische Todesahnung.“
    In Wahrheit hatte ich sie alle als traumatisch empfunden. Ich wusste erst seit sechs Wochen, dass ich eine Banshee war, und bisher hatte mich noch jede Vorahnung fast um den Verstand gebracht. Außerdem konnte ich den Schrei immer noch nicht wirklich kontrollieren. Deshalb ja auch der Unterricht.
    „Okay …“ Ich schloss die Augen und ließ meine Gedanken zu meiner bisher einprägsamsten Vorahnung – mit Ausnahme der letzten – zurückschweifen.
    Emma .
    Der Tod meiner besten Freundin war unsagbar grauenvoll gewesen, noch grauenvoller, weil ich gewusst hatte, was passieren würde. Denn ich hatte den Schatten des Todes gesehen, der Em eingehüllt hatte – mindestens zwei Minuten, bevor sie in der Turnhalle zwischen all den Schülern und Eltern zusammengebrochen war, die gekommen waren, um eine tote Klassenkameradin zu betrauern.
    Ich entschied mich jetzt trotzdem für Emmas Tod, weil er ein Happy End gehabt hatte.
    Zugegeben, es war nur ein halbes Happy End, aber immer noch besser als sonst, wenn ich mich panisch schreiend und um mich schlagend aus dem Unterweltsnebel befreite. Ich hatte Emmas Seele mit meinem Wehklagen festgehalten, bis Nashsie in ihren Körper zurückgeleitet hatte. Die Reaperin war leer ausgegangen. Emma hatte überlebt.
    Wir hatten eine Entscheidung getroffen, und jemand anders hatte dafür sterben müssen. Das war der Preis. Und obwohl mich seither Schuldgefühle plagten, würde ich mich in der gleichen Situation nicht anders entscheiden. Denn ich konnte nicht zulassen, dass Emma zu früh starb, ganz egal, wer dafür draufging.
    So saß ich also zwei Monate später neben Nashs Mutter auf der Couch und rief mir den Tod meiner besten Freundin in Erinnerung.
    Emma in der Turnhalle, wenige Meter vor mir. Überall Stimmengewirr. Nashs Arm um meine Taille. Seine Hand auf meiner Hüfte. Dann die Todeswolke.
    Sie beschmierte Emmas blondes Haar mit zerlaufender schwarzer Farbe, ähnlich der Wasserfarbe auf einer Kinderzeichnung. Schwarze Schlieren befleckten ihre Kleidung und die Arme, und der Schrei wallte in mir auf. Er kratzte im Hals und scheuerte die Haut wund, obwohl ich ihn mit aller Macht zurückhielt.
    Genau wie jetzt.
    Der Schrei kehrte zurück, und mein Hals fühlte sich an wie zugeschnürt. Heiß. Schrecklich wund.
    Panisch riss ich die Augen auf.
    Harmony sah mich ganz ruhig an und verzog die vollen Lippen zu einem kaum merklichen Lächeln. „Jetzt hast du es!“, flüsterte sie, und ihre Augen leuchteten vor Stolz. „Pass auf, jetzt kommt der schwierige Teil.“
    Noch schwieriger?
    Leider konnte ich die Frage nicht aussprechen, denn solange der Schrei in meinem Hals gefangen war, brachte ich kein Wortheraus. Ich schaffte es weder, den Schrei zu schlucken – nicht ohne Nashs beruhigende Stimme –, noch wollte ich ihn entfesseln. Am liebsten nie mehr.
    In der heutigen Unterrichtsstunde wollte ich üben, den Schrei zu kontrollieren. Ihn für mich arbeiten zu lassen, statt andersherum. Also nickte ich und gab Harmony zu verstehen, dass ich für den schwierigen Teil bereit war.
    „Gut. Du musst ihn fest im Zaum halten. Lass nur ein bisschen rauströpfeln – wie durch ein kleines Loch –, ohne den Mund zu öffnen. Es muss leise sein, sodass man es kaum hört.“
    Der Plan war, dass ich die Unterwelt durch meinen Schrei sehen und hören konnte, ohne dass die Menschen etwas Ungewöhnliches bemerkten. Wie zum Beispiel mein ohrenbetäubendes Geschrei. Das war leichter gesagt als getan, vor allem weil ich immer versucht hatte, den Schrei zu unterdrücken. Offenbar waren es zwei verschiedene Paar Schuhe, ob man ihn unterdrückte oder nur ein bisschen davon durchsickern ließ.
    Aber einen Versuch war es wert.
    Ich presste die Lippen zusammen und weitete meinen Hals ein bisschen, indem ich die Kiefermuskeln entspannte.

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