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Rette meine Seele - Vincent, R: Rette meine Seele

Rette meine Seele - Vincent, R: Rette meine Seele

Titel: Rette meine Seele - Vincent, R: Rette meine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Vincent
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restlichen Buchseiten. „ Dire … dire … “
    „Etwas sagen“, flüsterte ich, ohne die Lippen zu bewegen; eine Technik, die ich inzwischen ziemlich gut beherrschte. „Ob du etwas zu sagen hast!“
    „Ach so. Non, Madame “, antwortete sie schließlich. „ Bon. “ Madame Brown drehte sich wieder zur Tafel. Emma sank auf ihrem Stuhl zusammen und lächelte michdankbar an. „Wie sagt man ‚Ich hasse diese Stunde‘ auf Französisch?“
    „Sollen wir auf ihn warten?“ Ungeduldig trommelte ich mit den Fingern auf das Lenkrad und sah zum sicher hundertsten Mal innerhalb der letzten fünf Minuten auf die Uhr. „Vielleicht muss er länger arbeiten.“ Da Todd noch ziemlich neu im Reapergeschäft war, arbeitete er jeden Tag von Mittag bis Mitternacht im Krankenhaus, wo er das Lebensende der Patienten, die auf seiner Liste standen, abwartete und die Seelen der Wiederaufbereitung zuführte. In meinen Augen eine ziemlich gruselige Arbeit, aber gruselig passte irgendwie zu Todd.
    „Nein, er hat mit einem seiner Totenschacher-Kollegen die Schichten getauscht. Er taucht auf, wo und wann er möchte.“ Nash bückte sich und schaute durch die Seitenscheibe ins Auto. Hinter ihm bewegten sich die Zahlen auf der Tankanzeige stetig nach oben. „Beruhige dich. Es wird schon werden.“
    Ich rang mir ein Lächeln ab und verschränkte die Hände im Schoß. Doch sobald meine Hände zur Ruhe kamen, fing mein Fuß an, unkontrolliert auf den Boden zu trommeln. Ich schwänzte eine Schulstunde. Und bei meinem Glück würden wir mit Sicherheit geschnappt werden. Doch solange wir Addisons Seele vorher in unseren Besitz bringen konnten, nahm ich die Konsequenzen gerne in Kauf.
    Nash zog die Quittung ab, die aus der elektronischen Zapfsäule ratterte, und stieg ein. „Lass uns fahren.“
    Ich hatte erst seit einem halben Jahr den Führerschein und war noch nie weiter als bis nach Fort Worth gefahren, aber zum Glück musste man nach Abilene nur der Interstate 20 folgen. Solange Nash das Kartenlesen übernahm und ich eine geeignete Raststätte fürs Abendessen ansteuerte, konnte alsonichts schiefgehen.
    Zumindest bis Todd ohne Vorwarnung auf dem Rücksitz auftauchte. Ich wollte gerade etwas Cola trinken, als ich im Rückspiegel seinem Blick begegnete, und rammte mir vor Schreck den Strohhalm in die Nase.
    „Autsch!“ Instinktiv fasste ich mir an die Nase und ließ dabei den Becher fallen. Nash fing ihn auf, ehe alles auslaufen konnte, und griff mit der anderen Hand blitzschnell nach dem Steuer.
    Nach einem Beinahezusammenstoß mit der Leitplanke schaffte ich es, den Wagen zurück auf die Spur zu lenken. Mein Puls raste.
    „Verdammt noch mal, Todd!“, rief Nash. Das schien sein Lieblingssatz zu sein.
    Als ich meinen Schreck verdaut hatte, funkelte ich Todd im Rückspiegel wütend an. „Wo warst du so lange?“
    „Ich war bei Addy.“ Er wandte den Kopf und blickte aus dem Seitenfenster, doch selbst von der Seite blieb mir sein angespannter Gesichtsausdruck nicht verborgen. „Sie ist echt am Ende, und ich lasse sie nur ungern allein. Diese verdammten Agenten sind schlimmer als die Blutsauger der Unterwelt. Noch ein Werbespot und noch ein Gastauftritt – sie beuten die Arme bis aufs Blut aus! Ich werde nach ihr sehen, wenn wir mit Libby gesprochen haben.“
    „Was macht Libby in Abilene?“
    „Den Dämonenatem eines achtzigjährigen Ölmultis einsammeln.“ Todd wich meinem Blick aus, bis ich mich vernehmlich räusperte.
    „Und wo genau soll dieser Ölmulti sterben?“ Vor meinem geistigen Auge tauchte das Bild eines mit Zierdeckchen und verstaubten Fotografien lachender Enkelkinder geschmückten Krankenzimmers in einem riesigen alten Haus auf, in dem mansich nirgends verstecken konnte. Selbst wenn man hineinkam.
    Vielleicht hätten wir Todd doch alleine hinschicken sollen … „Er liegt in einem Pflegeheim. Ich kenne den Reaper, der heute Abend Dienst hat, und er hat mir versprochen, eine extralange Kaffeepause zu machen. Ich glaube, er hat Angst vor Libby.“
    Genau genommen waren wir diejenigen, die Angst haben mussten. Und die Tatsache, dass dem nicht so war, beunruhigte mich ein wenig.
    Eine Stunde später fuhren wir auf den Parkplatz vor dem Pflegeheim Southern Oaks. Die Sonne versank gerade hinter dem niedrigen Gebäude aus rotem Backstein, und da wir ziemlich knapp dran waren, rannten wir über den Parkplatz direkt ins Gebäude. Hinter der Eingangstür blieben wir kurz stehen, um zu verschnaufen, damit die

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