Rette meine Seele - Vincent, R: Rette meine Seele
ihr grimmiges Lächeln hatte etwas von einem Raubtier. „Ich gebe dir fünf Minuten.“
Alle vier gingen wir hinaus auf den Parkplatz, wobei Nash und ich so taten, als wären wir alleine – langsam, aber sicher bekamen wir Routine darin. An meinem Auto angekommen, setzte Libby sich auf die Motorhaube, zündete sich eine Zigarette an und sah Todd erwartungsvoll an. Ich fragte mich, ob andere Menschen den Rauch sehen konnten, den sie ausblies.
„Ist das … Hilft dir das dabei, den Dämonenatem festzuhalten?“ Es war so kalt, dass Todds Atem kondensierte.
„Die hier?“ Fragend hielt sie die Zigarette hoch und schnippte Asche auf den Boden. „Nein. Es schmeckt mir einfach.“
Voller Schadenfreude sah ich, dass Todd einen knallroten Kopf bekam. Sollte er sich ruhig blamieren! Das war die Strafe dafür, dass ich mit einer Reaperin abhängen musste, die schon gelebt hatte, als Amerika entdeckt worden war.
„Drei Minuten“, sagte Libby, ohne auf die Uhr zu sehen. „Wenn die aufgeraucht ist, war’s das.“ Demonstrativ hielt sie die Zigarette hoch.
„In Ordnung.“ Todd blickte erst mich an, dann Nash, doch wir blieben stumm. Das hier war seine Sache; die Reaperin hatte uns ja noch nicht einmal wahrgenommen. „Äh … Schmeckt Dämonenatem eigentlich immer gleich? Oder gibt es je nach Hellion unterschiedliche Geschmacksrichtungen – so wie bei Eis?“
Libby kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen, und ich sah unseren kleinen Ausflug schon im Chaos enden, sollte sie jetzt eine Frage stellen. Aber nach einer kurzen Pause –in der sie Todd Rauch ins Gesicht blies – antwortete sie: „Es schmeckt alles gleich. Verdorben. Dich würde es wahrscheinlich umbringen, also probier es lieber gar nicht.“
„Das habe ich nicht vor“, versicherte Todd ihr, den die Vorstellung kaltzulassen schien. „Du weißt also nicht, von welchem Hellion ein bestimmter Atem stammt?“
„Nein“, erwiderte Libby zwischen zwei Zügen an der Zigarette. „Und es interessiert mich auch nicht.“
Todd warf uns einen Hilfe suchenden Blick zu, doch ich zuckte bloß die Schultern. Ich hatte auch keine Ahnung, wie wir weiterkamen. „Wenn du die Liste bekommst, steht dann drauf, welchem Hellion die Seele des Opfers gehört?“
„Nein.“ Libby warf die halb gerauchte Zigarette auf den Boden und trat sie mit dem Stiefel aus. Doch anstatt ohne ein Wort zu verschwinden, baute sie sich vor uns auf und sah uns an. Uns alle drei. Mir rutschte das Herz in die Hose. „Warum verfolgt ihr mich und fragt mich über Hellions aus? Dämonenatem ist nichts für Kinder.“
Ich verkniff mir jeglichen Kommentar, denn mit Libby zu streiten brachte uns nicht weiter. Und verglichen mit ihr war sogar unser alter Lehrer Mr Henry noch ein Kind.
„Ich bin nur neugierig“, antwortete Todd, doch ein einziger Blick der alten Reaperin, die seine Lüge zu riechen schien, brachte ihn zum Schweigen. „Wir … Wir wollen einer Freundin helfen.“
„Wem?“ Libby verschränkte die Arme vor der Brust und sah uns streng an.
Nash und Todd blickten einander schweigend an. Schließlich übernahm ich das Antworten. Schweigen brachte uns garantiert nicht weiter, die Wahrheit vielleicht schon.
„Wir wollen Addison Page helfen, ihre Seele zurückzuholen.“
„Das ist unmöglich“, entgegnete Libby wie aus der Pistole geschossen. „Und wenn ihr es versucht, werdet ihr sterben. Aber sie selbst kann ihre Seele zurückfordern. In ihrem Vertrag gibt es eine Rücktrittsklausel, wie in allen Verträgen.“
„Das wissen wir.“ Ich ließ seufzend die Schultern hängen und hoffte inständig, dass sie mir nicht auf die Schliche kam, wenn ich einen Teil der Wahrheit verschwieg. Aber es war sehr unwahrscheinlich, dass sie uns noch helfen würde, wenn sie den ganzen Plan erfuhr. „Sie kennt den Namen des Hellions nicht, und wenn sie ihn nicht findet, kommt sie auch nicht aus dem Vertrag. Sie weiß nur, dass es sich um einen Hellion der Habsucht handelt.“
„Ich habe keinen direkten Kontakt zu Hellions.“ Libby runzelte die Stirn. „Diese dämlichen Menschen!“ Sie schaute mich durchdringend an. „Hat sie keine Kopie des Vertrags?“
„Nein, und wir haben auch keine auftreiben können.“
„Diese Mistkerle spielen niemals fair“, murmelte Libby.
„Aber es gibt nichts, was ihr tun könnt. Geht nach Hause.“ Sie wandte sich zum Gehen, doch ich ahnte, dass es noch nicht vorbei war. Sonst hätte sie sich gleich in Luft aufgelöst.
„Bitte!“,
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