Rette meine Seele - Vincent, R: Rette meine Seele
rief ich und lief ihr nach. Sie wirbelte so schnell herum, dass ihr Mantel flatterte. Ich zwang mich weiterzusprechen, obwohl ihr Blick mir eine Höllenangst einjagte. „Jede Kleinigkeit könnte uns weiterhelfen.“
„Ich weiß nicht, wem ihre Seele gehört, und ich werde es auch nicht für euch herausfinden. Das ist zu riskant, sogar für mich.“
„Natürlich. Ich verstehe, aber …“ Meine Gedanken rasten. „Was kannst du uns noch über deinen Job erzählen? Wohin bringst du den Dämonenatem, den du geholt hast?“
Ihr Mundwinkel zuckte, als verkneife sie sich mühsam das Lachen. Und plötzlich war ich ganz sicher, dass sie stolz aufmich war. Ich war auf dem richtigen Weg, und sie hoffte im Stillen, dass ich ihm folgte.
„Im Jenseits gibt es Entsorgungsstationen. Die nächste liegt nicht weit von Dallas entfernt. Im großen Stadion.“
„Im Texas-Stadion? Dem alten, oder?“
Sie nickte.
„Gibt es dort jemanden, der uns helfen kann?“
Libbys Mundwinkel zuckten erneut. „Nein, ganz sicher nicht.“
Nun ja, sie hatte uns schließlich auch nicht helfen wollen … „Danke.“ Ich seufzte erleichtert. Endlich gab es wenigstens einen Anhaltspunkt. „Vielen Dank!“
„Kleines!“, rief sie mir nach, als ich schon fast am Auto war. Ein ungewohnter Ausdruck huschte über ihr Gesicht. Sorge? Oder Schadenfreude? Das wäre wieder mal typisch, dass mich sogar Reaper zum Lachen fanden. „Der Dämonenatem hat große Macht und zieht die Verzweifelten genauso an wie die Gefährlichen. Hütet euch vor den kleinen Monstern!“
Ich nickte, bemüht, meine Angst zu verbergen. Doch als ich den Motor anließ und Nash sich auf den Beifahrersitz setzte, zitterten meine Hände unkontrolliert. Ich hatte keine Ahnung, was ein kleines Monster war, aber ich würde es sicher bald herausfinden.
10. KAPITEL
„Unglaublich, dass du das gemacht hast!“ Nash grinste bis über beide Ohren, und seine Augen leuchteten vor Begeisterung.
„Was gemacht?“ Ich blendete ab, als uns ein Auto entgegenkam.
„Einen Tausende von Jahren alten Reaper um Hilfe bei der Rettung einer menschlichen Seele zu bitten“, erklärte Todd von der Rückbank aus. Er hielt die Arme vor der Brust verschränkt, sah aber alles in allem recht zufrieden aus. Vielleicht sogar ein wenig beeindruckt.
Ich zuckte die Schultern und verkniff mir ein albernes Grinsen. Das Gespräch mit der Reaperin hatte mir tatsächlich einen ziemlichen Adrenalinkick verpasst. „Ich dachte mir, Fragen kostet nichts.“
„Das hätte aber auch ins Auge gehen können.“ Nash öffnete die Lüftungsschlitze der Heizung und ließ die warme Luft ins Wageninnere. „Du vergisst dabei immer, dass uns die meisten Reaper nicht mögen. Und das beruht auf Gegenseitigkeit.“
„Vielleicht vergesse ich das, weil der erste Banshee und der erste Reaper, die ich kennengelernt habe, zufällig Brüder sind. Und keiner von ihnen scheint mich zu hassen.“
Grinsend drehte Nash sich zu seinem Bruder um. „Vielleicht hätten wir ihr zuerst Levi vorstellen sollen.“
„Das können wir ja noch nachholen“, antwortete Todd, und diesmal lächelte er wirklich, wenn auch nur verhalten.
Levi war Todds Vorgesetzter, der älteste Reaper in Texas. Abgesehen von Libby natürlich, die im gesamten Süden der USA eingesetzt wurde, hatte er die meiste Erfahrung. Aber anscheinend hatte Levi etwas Bedrohliches an sich, das Hunderte anderer Reaper einzuschüchtern vermochte.
„Wie geht es jetzt weiter?“, fragte ich und drehte die Heizung runter. Jetzt war mir wieder warm. „Ich muss um halb elf zu Hause sein, deshalb können wir uns diese Entsorgungsstation heute nicht mehr ansehen. Was meint ihr – morgen nach der Schule?“
Nash nickte, doch Todd strafte mich mit einem vorwurfsvollen Blick. „Ist es dir etwa wichtiger, pünktlich zu Hause zu sein, als Addisons Seele zu retten?“
„Wage es ja nicht, dich zu beschweren.“ Nash drehte sich nach hinten um. „Keiner von uns schuldet dir oder Addy irgendwas. Und wenn du jetzt nicht damit aufhörst, kannst du das Ganze alleine durchziehen!“
Die beiden wussten ganz genau, dass ich keinen Rückzieher machen würde. Ich hatte meine Hilfe zugesagt, und dabei blieb es. Aber …
„Wenn ich zu spät komme, kriege ich Hausarrest, und dann kann ich Addy erst recht nicht helfen.“ Wieder musste ich für den Gegenverkehr abblenden. „Sie soll erst am Donnerstag sterben, oder? Das heißt, wir haben morgen noch den ganzen Tag Zeit.“
Todd machte ein
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