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Rette meine Seele - Vincent, R: Rette meine Seele

Rette meine Seele - Vincent, R: Rette meine Seele

Titel: Rette meine Seele - Vincent, R: Rette meine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Vincent
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nach. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt und schien die Kälte der Novembernacht gar nicht zu spüren. Wahrscheinlich war sieharmlos im Vergleich zur Kälte in ihrem Inneren.
    Nash hatte wieder das Steuer übernommen, und ich verbrachte die Hälfte der Fahrt damit, meinen Knöchel mit Salbe einzureiben – die andere damit, diese Dummheit zu verfluchen. Kaum hatte ich die Cremetube zugedreht, begannen die Einstichstellen zu blubbern und zu zischen, als hätte ich Wasserstoffperoxid daraufgeschmiert. Das lästige und schmerzhafte Brennen, an das ich mich schon fast gewöhnt hatte, flammte tausendmal heftiger wieder auf. Mein ganzer Fuß schien in Flammen zu stehen.
    Ich wischte die Creme so gut es ging wieder ab, doch ohne Wasser war das gar nicht so leicht. Die letzten Reste blubberten in den Einstichstellen leise vor sich hin, und jetzt quollen auch noch winzige Tropfen einer weißen Flüssigkeit heraus. Bis wir am Stadion ankamen, hatte sich um die Einstiche ein Netz feiner, roter Linien gebildet, das sich immer weiter auszubreiten schien. Bisher war es nur wenige Zentimeter groß, aber ich zweifelte keine Sekunde daran, dass es noch wachsen würde.
    Nash betrachtete meinen Fuß mit großer Sorge, und ich überlegte, ob es nicht doch besser wäre, ins Krankenhaus zu fahren. Mir etwas gegen die Schmerzen verabreichen zu lassen und das Geständnis hinter mich zu bringen. Aber damit würde ich unseren nächtlichen Ausflug beenden und Addy seelenlos sterben lassen. Zu ewiger Folter verdammt. Und das durfte ich auf keinen Fall zulassen! Schon gar nicht, ohne zu wissen, was mit den Seelen passiert war, die meine Tante gestohlen hatte. Ich konnte Addy nicht demselben Schicksal überlassen.
    Und überhaupt: Wenn die ganze Geschichte vorbei war, blieb uns noch genug Zeit, die Verletzung zu behandeln. Oder etwa nicht? Todd zufolge würde ich erst sterben, wenn mein Name auf einer der Reaperlisten auftauchte, und dann halfenauch keine Cremes und Pillen mehr. Den Gedanken, dass in Todds Liste nichts vom Verlust eines Beines oder Fußes stand, verdrängte ich genauso wie den Schmerz. Ich musste die Sache durchziehen.
    Um eine zweite Begegnung mit Crimson Creeper zu vermeiden, überquerten wir – die bunten Ballons unter dem Arm – zuerst den Parkplatz und wechselten erst an der Stelle wieder in die Unterwelt, an der wir mit dem kleinen Monster verhandelt hatten. Sicherheitshalber traten wir noch ein paar Schritte zur Seite, weg von der Killerpflanze. Diesmal war ich zuversichtlich, dass meine Einschätzung stimmte, denn beim letzten Mal schienen wir beim Weltenwechsel keine Zeit verloren zu haben. Der Ankerpunkt am Stadion war also ziemlich stark.
    Todd spielte für uns die Vorhut. Wir wollten sichergehen, dass der kleine Unhold tatsächlich noch da war und dass keine anderen unliebsamen Überraschungen auf uns warteten. Sonst hätten wir uns den ganzen Aufwand sparen können. Erst als Todd Entwarnung gab, ließ ich meinen Schrei kommen und beförderte Nash und mich in die Unterwelt.
    Das Monster stand immer noch da, wo wir es verlassen hatten, und ließ seine Schwanzspitze wieder und wieder durch die locker geballte Faust gleiten. Sein Blick flackerte wild. Die Muskelzuckungen hatten zugenommen, er konnte kaum still auf der Stelle stehen. Mich packte das kalte Grausen: Ich dealte gerade mit Drogen in der Unterwelt!
    Nach dem ersten Panikschub atmete ich tief durch und beschloss, dass in diesem Fall der Zweck die Mittel heiligte. Es war nicht meine Schuld, dass der Kleine süchtig nach Dämonenatem war. Ich verschaffte ihm lediglich einen Schuss. Richtig?
    Beim Anblick der Ballons riss das Monster die Augen gierigauf. Seine Pupillen waren extrem geweitet und die hellgelben Augen glasig.
    „Her damit!“, keuchte der Kleine und streckte die kurzen Wurstfinger nach dem roten Ballon aus. Ob er wohl farbenblind war? Zum Glück hatte er keine Fingernägel, mit denen er mich in seinem Delirium kratzen konnte.
    „Erst die Information“, entgegnete ich und hob die Ballons über den Kopf.
    „Nein!“ Das kleine Monster schlug aufgebracht mit dem Schwanz, und seine Arme zitterten. Er hatte offenbar Schmerzen, und wenn er nicht bald bekam, was er brauchte, würde jemand dafür büßen. Zu dumm, dass ich keine nadelspitzen Metallzähne hatte, mit denen ich mich hätte verteidigen können.
    „Sag uns, wo wir den Hellion finden können, sonst bringen wir die Ballons einen nach dem anderen zum Platzen. Und zwar außerhalb

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