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Rette mich vor dir

Rette mich vor dir

Titel: Rette mich vor dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tahereh H. Mafi
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übergeordnete Aufgaben.
    Lily verfügt über ein Gedächtnis, gegen das jedes Foto unpräzise ist. Sie betrat das Lager vor allen anderen und speicherte sofort jedes Detail in ihrem Hirn. Wenn wir den Raum verlassen, wird sie dafür sorgen, dass wir nichts vergessen und dass – abgesehen von unserer Beute – nichts fehlt oder verändert wurde. Brendan fungiert als Generator. Er hat überall den Strom ausgeschaltet, erleuchtet aber für uns den Raum. Winston vermittelt zwischen den beiden Gruppen und achtet darauf, dass die richtigen Dinge in der richtigen Menge weitergegeben werden. Da er seine Arme und Beine nach Belieben verlängern kann, vermag er schnell und mühelos beide Seiten des Raums zu erreichen.
    Castle transportiert die Vorräte nach draußen. Er steht am Ende der Kette und ist in ständigem Funkkontakt mit Kenji. Wenn draußen alles okay ist, befördert Castle die viele hundert Kilo schweren Dinge mit einer einzigen Handbewegung in unser Grabenversteck.
    Und Kenji ist natürlich als Späher im Einsatz.
    Ohne Kenji wäre alles andere nicht möglich. Ohne ihn, seine unsichtbaren Augen und Ohren, könnten wir diese riskante Mission niemals ungefährdet durchführen.
    Nicht zum ersten Mal an diesem Tag wird mir bewusst, wie unverzichtbar er für Omega Point ist.
    »Hey, Winston, kannst du mal jemandem sagen, sie sollen nach Schokolade gucken?« Emory, der mit mir in der Kette steht, lächelt Winston hoffnungsvoll an. Emory lächelt allerdings immer. Ich kenne ihn erst seit wenigen Stunden, aber Emory hat schon heute früh um halb sieben gelächelt. Er ist ein Schrank von einem Mann und hat einen gewaltigen Afro, der ihm häufig in die Augen hängt. Die Kartons reicht er so mühelos weiter, als seien sie mit Watte gefüllt.
    Winston schüttelt den Kopf, als er die Frage weitergibt. »Im Ernst jetzt?« Er rückt seine Brille hoch und wirft Emory einen erstaunten Blick zu. »Es gibt so vieles hier, und du willst ausgerechnet Schokolade?«
    Emorys Lächeln schwindet jetzt. »Ey, Klappe, Mann, du weißt doch, dass meine Mom scharf ist auf das Zeug.«
    »Das sagst du jedes Mal.«
    »Weil es jedes Mal stimmt.«
    Winston sagt etwas zu jemandem, nimmt den nächsten Karton mit Seife und wendet sich wieder Emory zu. »Weißt du, ich glaube, ich habe deine Mom noch nie ein Stück Schokolade essen sehen.«
    Emory erwidert, Winston solle etwas Unanständiges mit seinen übernatürlich biegsamen Gliedmaßen machen, und ich schaue auf den Karton, den Ian mir gereicht hat. Studiere die Verpackung, bevor ich sie weiterreiche.
    »Wisst ihr, was dieser Stempel RNW auf allen Kartons bedeutet?«
    Ian starrt mich verblüfft an. Macht ein Gesicht, als hätte ich ihn gerade gebeten, sich nackt auszuziehen. »Mich trifft der Schlag«, sagt er. »Sie spricht.«
    »Natürlich spreche ich«, erwidere ich und verliere augenblicklich das Interesse an weiteren Äußerungen.
    Ian reicht mir den nächsten Karton. Zuckt die Achseln. »Na, nun weiß ich es jedenfalls.«
    »Richtig.«
    »Das Geheimnis ist gelüftet.«
    »Hast du wirklich geglaubt, ich könne nicht sprechen? Ich sei stumm?« Ich frage mich, was die anderen Leute hier über mich erzählen.
    Ian grinst. Sieht aus, als müsse er sich das Lachen verkneifen. Dann schüttelt er den Kopf und sagt: »Der Stempel ist Vorschrift. Damit man alles nachverfolgen kann. Das ist alles.«
    »Aber was bedeuten die Buchstaben? Und wer stempelt die Kartons?«
    » RNW «, sagt Ian in einem Tonfall, als müsse ich das längst wissen, »steht für ›Reestablished Nations of the World‹. Die haben alles globalisiert, weißt du. Treiben überall Handel. Aber den meisten anderen Menschen ist das nicht klar«, fügt er hinzu, »und deshalb ist das Reestablishment noch übler als ohnehin schon. Die haben die gesamten Ressourcen dieses Planeten monopolisiert und behalten alles selbst.«
    Ich erinnere mich daran, wie Adam und ich darüber sprachen. Als wir zusammen in der Anstalt eingesperrt waren. Damals, als ich noch nicht wusste, wie es sich anfühlt, ihn zu berühren. Mit ihm zusammen zu sein. Ihm weh zu tun. Das Reestablishment war immer schon international aktiv. Ich wusste nur nicht, dass es dafür auch einen Namen gab.
    »Ja«, sage ich zu Ian, abgelenkt von all den Gedanken in meinem Kopf, die ich vertreiben möchte. »Natürlich.«
    Ian gibt mir den nächsten Karton. »Es stimmt also wirklich?«, fragt er und betrachtet prüfend mein Gesicht. »Dass du keine Ahnung hast, was alles passiert

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