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Rette mich vor dir

Rette mich vor dir

Titel: Rette mich vor dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tahereh H. Mafi
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nicht aufstehen will. Nicht nur du hast Elternprobleme und vermasselte Gene. Jetzt hast du die Chance, die Person zu werden, die du sein willst. Du bist nicht mehr bei deinen beschissenen Eltern. Und auch nicht mehr in der beschissenen Anstalt, und du musst nicht mehr als Warners beschissenes kleines Experiment herhalten. Entscheide dich also. Entscheide dich und hör auf, anderer Leute Zeit zu vergeuden. Und deine eigene. Ist das so weit klar?«
    Mein ganzer Körper wird geflutet von Scham.
    Heiße Wellen versengen mein Inneres. Es ist entsetzlich, grauenvoll, der Wahrheit in seinen Worten ins Gesicht zu blicken.
    »Und jetzt müssen wir uns sputen«, sagt Kenji mit sanfterer Stimme. »Rennen.«
    Ich nicke, obwohl er mich nicht sehen kann.
    Ich nicke und nicke und nicke und bin so froh, dass gerade niemand mein Gesicht sehen kann.

22
    »Hör auf, mir Kartons an den Kopf zu schmeißen, Idiot. Das ist mein Job.« Winston fängt lachend einen in Zellophan verpackten Karton auf und schleudert ihn zu dem Typen neben mir.
    Ich ducke mich.
    Der Typ grunzt, fängt den Karton auf und bietet Winston grinsend seinen hochgereckten Mittelfinger dar.
    »Nicht aus der Rolle fallen, Sanchez«, bemerkt Winston, als er dem Typen den nächsten Karton zuwirft.
    Ian Sanchez heißt der Typ neben mir. Das habe ich vor ein paar Minuten erfahren, als wir nebeneinander aufgestellt wurden, um eine Kette zu bilden.
    In einem der offiziellen Vorratslager des Reestablishment.
    Kenji und ich erreichten die anderen gerade noch rechtzeitig am Treffpunkt, einer Art Graben. Kenji warf mir einen scharfen Blick zu, deutete mit dem Finger auf mich, grinste und entfernte sich dann mit Castle, um unsere nächste Aktion zu besprechen.
    Die daraus bestand, in das Lager einzudringen.
    Wir waren zwar die ganze Zeit oberirdisch unterwegs gewesen, mussten nun aber wieder unter die Erde, um an die Vorräte dranzukommen. Denn diese Lager befinden sich in geheimen Kellern.
    Die mit allem gefüllt sind, was man zum Überleben braucht: Lebensmitteln, Medikamenten, Waffen. Das hatte Castle uns bereits am Morgen erklärt. Er sagte, um die Vorräte vor Zivilisten zu verstecken, seien unterirdische Lager eine gute Methode. Die allerdings auch für ihn von Vorteil ist, denn er kann Dinge aus großer Distanz – auch sieben Meter unter der Erde – spüren und bewegen. Er sagte, wenn er sich einem Lager nähere, fühle er sofort die Energie in jedem Gegenstand. Deshalb, erklärte er, könne er Dinge mit dem Geist bewegen – er kann bei allen Dingen Kontakt zu ihrer Energie aufnehmen. Kenji und Castle haben gemeinsam im Umkreis von 30 Kilometern von Omega Point 5 Lager entdeckt – indem Castle sie aufspürte und Kenji sie beide durch Projektion unsichtbar machte. Im Umkreis von 80 Kilometern gibt es weitere 5 Verstecke.
    Das Team von Omega Point bedient sich in allen Lagern abwechselnd. Man nimmt niemals dieselben Sachen mit und niemals in derselben Menge. Je weiter entfernt das Lager, desto schwieriger die Mission. Dieses Lager gehört zu den nahegelegenen, weshalb die ganze Aktion – vergleichsweise – einfach ist. Deshalb durfte ich mitkommen.
    Die Vorarbeiten sind bereits erledigt.
    Brendan hat die Elektrik so durcheinandergebracht, dass sämtliche Sensoren und Überwachungskameras ausgeschaltet sind; Kenji hat den Zahlencode herausgefunden, indem er unsichtbar einem Soldaten über die Schulter schaute, als er ihn eingab. Jetzt haben wir ein Zeitfenster von 30 Minuten, in dem wir so schnell wie möglich die nötigen Sachen zum Graben schaffen müssen. Dort laden wir sie dann den Rest des Tages in Fahrzeuge um, die sie nach Omega Point bringen.
    Ein faszinierendes System.
    Es gibt 6 Transporter, die unterschiedlich aussehen und zu unterschiedlichen Zeiten eintreffen. Damit reduziert man das Risiko, geschnappt zu werden, und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass in jedem Fall zumindest ein Transporter problemlos Omega Point erreichen wird. Castle scheint für etwaige Notlagen um die 100 Krisenpläne entworfen zu haben.
    Doch ich scheine die Einzige zu sein, die hier irgendwie nervös ist. Von mir und 3 anderen abgesehen waren alle schon mehrfach hier und bewegen sich wie auf vertrautem Terrain. Sie sind schnell und effizient, erlauben sich aber auch Witzeleien und Gelächter. Jeder weiß genau, was zu tun ist. Sobald wir das Lager betraten, teilten wir uns in 2 Gruppen auf: Die eine bildete die Kette, die andere suchte die Vorräte zusammen.
    Andere haben

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