Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rette mich vor dir

Rette mich vor dir

Titel: Rette mich vor dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tahereh H. Mafi
Vom Netzwerk:
die Matten plumpsen. Er streckt sich aus, verschränkt die Hände hinter dem Kopf und schaut zur Decke hoch. »Über was genau reden wir eigentlich? Was sollst du wiederholen?«
    Ich lege mich in derselben Haltung auf die Matten. Unsere Köpfe sind nur ein paar Zentimeter voneinander entfernt. »Weißt du nicht mehr? Die Betonwand in Warners Schreckenskammer. Die Stahltür, die ich zerschlagen habe, als ich … A-Adam suchte.« Meine Stimme bricht, und ich muss die Augen schließen, um den Schmerz zu unterdrücken.
    Ich kann nicht mal mehr seinen Namen aussprechen .
    Kenji grunzt. Ich spüre, wie er nickt. »Ach so. Also, Castle hat mir gesagt, er glaubt, dass du noch andere Fähigkeiten hast als dieses Berührungsding. Dass du vielleicht über extreme übermenschliche Kräfte oder so was verfügst.« Er hält inne. »Klingt das irgendwie plausibel für dich?«
    »Ich schätze, schon.«
    »Wie ist das also abgelaufen?«, fragt er und schaut mich von der Seite an. »Als du dich in das Psychomonster verwandelt hast? Kannst du dich erinnern, ob es einen Auslöser gab?«
    Ich schüttle den Kopf. »Ich weiß nicht. Wenn das passiert – dann fühlt es sich an, als sei ich vollkommen außer mir. Irgendwas in meinem Kopf rastet aus, und ich … werde irgendwie wahnsinnig. Also ich meine, so richtig ernsthaft rasend.« Ich werfe ihm einen Blick zu, aber sein Gesicht bleibt ausdruckslos. Er blinzelt nur, wartet darauf, dass ich weiterspreche. Ich hole tief Luft. »Es ist dann, als könne ich nicht mehr klar denken. Es ist wie ein Adrenalinrausch, und ich bin vollkommen machtlos dagegen. Ich kann es nicht steuern oder beenden. Und wenn dieses Gefühl von mir Besitz ergreift, muss ich irgendetwas tun . Ich muss etwas anfassen. Das Gefühl rauslassen.«
    Kenji stützt sich auf einen Ellbogen und betrachtet mich forschend. »Und was versetzt dich in diesen Zustand?«, fragt er. »Was hast du davor empfunden? Passiert es nur, wenn du total wütend bist?«
    Ich überlege. »Nein«, antworte ich dann. »Beim ersten Mal«, sage ich zögernd, »wollte ich Warner umbringen, weil er mich in diese Lage mit dem kleinen Jungen gebracht hatte. Ich war außer mir. Und wirklich wahnsinnig wütend – aber auch … so traurig.« Ich schlucke. »Und als ich damals Adam gesucht habe?« Ich muss mehrmals tief durchatmen. »Da war ich vollkommen verzweifelt. Und rasend. Ich musste ihn einfach retten.«
    »Und als du mit mir diese Superman-Nummer abgezogen hast? Mich an die Wand geknallt hast?«
    »Da hatte ich Angst.«
    »Und danach? Im Labor?«
    »Wütend«, flüstere ich und starre an die Decke, als ich mich an die weißglühende Wut erinnere, die mich damals packte. »Ich war wütender als je zuvor in meinem ganzen Leben. Ich wusste nicht mal, dass ich so ein Gefühl in mir hatte. So eine maßlose, namenlose Wut. Und ich fühlte mich schuldig«, füge ich leise hinzu. »Weil Adam nur wegen mir in diesem Labor gelandet war.«
    Kenji atmet langsam ein. Richtet sich auf und lehnt sich mit dem Rücken an die Wand. Schweigt.
    »Was … denkst du?«, frage ich und setze mich zu ihm.
    »Ich weiß nicht«, antwortet Kenji sinnend. »Es ist jedenfalls ziemlich eindeutig, dass all diese Vorfälle das Ergebnis heftiger Gefühle sind. Deshalb glaube ich, dass das ganze System wohl doch recht simpel ist.«
    »Wie meinst du das?«
    »Dass es so was wie einen Auslöser geben muss. Etwa wie: Wenn du die Beherrschung verlierst, schaltet dein Körper automatisch auf Selbstschutzprogramm, verstehst du?«
    »Nee.«
    Kenji setzt sich im Schneidersitz mir gegenüber. Lehnt sich nach hinten und stützt sich auf seine Hände. »Hör zu. Weißt du, wie ich gemerkt habe, dass ich unsichtbar sein kann? Durch Zufall. Ich war neun Jahre alt und hatte einen Höllenschiss. Spulen wir die ekligen Details schnell vorwärts, Fazit war Folgendes: Ich brauchte dringend einen Ort, um mich zu verstecken, und fand keinen. Aber ich war so panisch, dass mein Körper das automatisch für mich erledigt hat. Ich bin einfach in der Wand verschwunden. Verschmolzen oder so.« Er lacht. »Ich war natürlich fix und fertig, weil ich zehn Minuten lang gar nicht kapiert hab, was passiert war. Und dann wusste ich nicht, wie ich mich zurückverwandeln konnte. War absolut irre. Ein paar Tage lang habe ich tatsächlich geglaubt, ich sei tot.«
    »Echt?«, keuche ich fassungslos.
    »Echt.«
    »Das ist wirklich irre.«
    »Sag ich doch.«
    »Und … was denkst du jetzt über mich? Dass mein Körper in

Weitere Kostenlose Bücher