Rette mich
ich.«
Tränen verschleierten mir die Sicht. Ich war von meiner eigenen Selbstsucht überwältigt, obwohl meine Vernunft wusste, dass ich Patchs Entscheidung nicht für ihn getroffen hatte. Trotzdem. Er hatte sie meinetwegen getroffen, und meine Schuld wogte auf und brach sich so stürmisch wie die See unter uns.
Als er meine Reaktion sah, gab Patch einen Laut des Widerspruchs von sich. »Nein, hör mich an. Die lange Antwort auf diese Frage ist, dass alles an mir sich verändert hat, seit ich dich getroffen habe. Was ich vor fünf Monaten wollte, ist etwas anderes als das, was ich heute will. Wollte ich einen menschlichen Körper? Ja, sehr. Ist das jetzt wichtig? Nein.« Er sah mich ernsthaft an. »Ich habe etwas, das ich wollte, aufgegeben für etwas, das ich brauche. Und ich brauche dich, Engelchen. Mehr als du jemals wissen wirst, glaube ich. Du bist jetzt unsterblich. Und ich auch. Das ist doch etwas.«
»Patch«, begann ich, schloss die Augen, und mein Herz hing an einem Faden.
Sein Mund streifte mein Ohrläppchen, ein versengender, federleichter Druck. »Ich liebe dich.« Seine Stimme war aufrichtig, liebevoll. »Du erinnerst mich daran, wer ich einmal war. Du bringst mich dazu, wieder dieser Mann sein zu wollen. Gerade jetzt, wenn ich dich im Arm halte, fühle ich, dass wir die Gelegenheit haben, allen Widerstand zu überwinden und es gemeinsam zu schaffen. Ich bin dein, wenn du mich willst.«
Und einfach so vergaß ich, dass ich völlig durchnässt war, zitterte, und dazu ausersehen, die nächste Anführerin einer Nephilimgemeinschaft zu werden, mit der ich nichts zu tun haben wollte. Patch liebte mich. Nichts anderes zählte.
»Ich liebe dich auch«, sagte ich.
Er beugte seinen Kopf zu meiner Kehle hinunter und stöhnte leise. »Ich habe dich schon lange geliebt, bevor du mich geliebt hast. Das ist das Einzige, worin ich dich schlagen kann, und ich werde es bei jeder Gelegenheit auf den Tisch bringen.« Sein Mund, den er auf meine Haut gepresst hielt, kräuselte sich teuflisch. »Lass uns von hier verschwinden. Ich bringe dich zu mir nach Hause, diesmal für immer. Wir haben da noch Unerledigtes zu Ende zu bringen, und ich glaube, wir sollten daran arbeiten.«
Ich zögerte, weil eine große Frage in meinem Kopf lauerte. Sex war etwas Großes. Ich war mir nicht sicher, ob ich bereit war, unsere Beziehung – oder mein Leben – auf diese Weise zu verkomplizieren, und das war erst der Anfang einer langen Liste von Auswirkungen. Wenn ein gefallener Engel, der mit einem Menschen schlief, einen Nephilim zeugte – ein Wesen, das nie dazu gedacht gewesen war, den Planeten Erde zu bewohnen –, was geschah dann, wenn ein gefallener Engel mit einer Nephilim schlief? Nach allem, was ich von dem eisigen Verhältnis zwischen Engeln und Nephilim wusste, war das bisher wohl nicht geschehen, aber das ließ mich nur noch misstrauischer werden, was die Auswirkungen anging.
Sosehr ich in der Vergangenheit auch damit zufrieden gewesen war, die Erzengel für die Bösen zu halten, machte sich doch ein leiser Zweifel in mir breit. Gab es einen Grund, aus dem ein Engel sich nicht in einen Menschen verlieben durfte, oder in meinem Fall, in einen Nephilim? Ein archaisches Gesetz, das unsere Rassen getrennt hielt … oder eine Schutzmaßnahme dagegen, mit der Natur und dem Schicksal zu spielen? Patch hatte einmal gesagt, dass die Nephilim nur aus einem einzigen Grund existierten: Die gefallenen Engel wollten Rache dafür nehmen, dass sie aus dem Himmel vertrieben worden waren. Um sich an den Erzengeln dafür zu rächen, dass sie verbannt worden waren, hatten sie die Menschen verführt, die sie eigentlich hätten beschützen sollen.
Und gerächt hatten sie sich auch. Und einen verdeckten Krieg entfacht, der seit Jahrhunderten wütete: gefallene Engel auf einer Seite, Nephilim auf der anderen und menschliche Schachfiguren in der Mitte. Obwohl es mir Angst machte, daran zu denken, hatte Patch doch versprochen, dass es mit der Ausrottung einer ganzen Rasse enden würde. Welche, das würde man sehen.
Und alles nur, weil ein gefallener Engel im falschen Bett gelandet war.
»Noch nicht«, sagte ich.
Patch zog eine dunkle Braue hoch. »Noch nicht zum Weggehen oder noch nicht dazu, mit mir zu gehen?«
»Ich habe Fragen.« Ich warf ihm einen bedeutungsvollen Blick zu.
Ein Lächeln saß in seinen Mundwinkeln, aber es schaffte es nicht, einen flatternden Hauch von Unsicherheit zu überdecken. »Ich hätte wissen sollen, dass du
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