retten die Pferde
Das stimmte. Aber sie waren ja zu zweit. Max verspeiste die rosa Schleifen seiner Freundin, Sternchen die blauen.
„Na ja!“, meinte Nanni und zuckte die Achseln. „Gerupft wie gesprungen. Kann man nichts machen. Auf in den Kampf. Musik!“
Natürlich sangen sie San Antonio Rose, als sie auf dem Markt einzogen. Mehr laut als schön. Aber sie boten ein hübsches Bild, die Ladys in ihren rosa, hellblauen und grünen Blümchenkleidern, die der Spätsommerwind flattern ließ, die weiblichen Cowboys, die ihre Hüte tief ins Gesicht gezogen hatten, und die auf Hochglanz polierten, freundlichen Pferde mit den Schleifenresten, die sie übrig gelassen hatten, weil ihnen nach so viel Seidenband der Appetit vergangen war.
Als Marion, die von sich in ehrlicher Selbsteinschätzung behauptete, sie sänge so, dass jede Krähe schamrot würde, „Glory, glory, halleluja“ anstimmte, sang ein ganzes Gefolge von jungen Leuten mit.
Nun ging es los. Die Pferde wurden an den Baum gebunden. Die Zuschauer umdrängten den Tisch, wollten wissen, warum, was und überhaupt.
Die Mädchen redeten, erklärten. Das Sparschwein klingelte, Elli, mit neuer Frisur, verteilte Blumen, die Sonne strahlte bühnenreif, ab und zu wurde gesungen, und sogar gestandene Hausfrauen trällerten mit. Eine Stimmung wie bei der alljährlichen Kirmes.
„Toll“, freute sich Jenny, „es macht richtig Spaß.“
Petra flüsterte, sie hätten eine Menge Geld eingenommen. Nanni bedankte sich bei einer klapperigen alten Dame für ein Zweimarkstück und war gar nicht so glücklich. Klar, sie hatten Erfolg, sie bekamen Spenden, alles gut und schön, aber bisher hatte noch niemand gesagt, er würde die Pferde aufnehmen. Und darum allein ging es.
Es wurde heiß. Die Blumen ließen die Köpfe hängen. Die Mädchen schwitzten. Sie holten einen Eimer Wasser am Brunnen für Max und Sternchen. Ihnen selbst klebte vom vielen Reden die Zunge am Gaumen. Plötzlich stand der Besitzer des Cafés vor ihnen. Mit einem Korb voll Limonadeflaschen.
„Damit ihr nicht verdurstet“, sagte er. „Leider habe ich in meinem Café keinen Platz für Pferde. Hoffentlich findet ihr jemanden.“
„Hoffentlich“, sagte Bobby. „Und vielen Dank.“
Die Limonade sprudelte wie Sekt.
Langsam verlief sich die Menge. Die Marktfrauen räumten ihre Sachen weg. Sie waren ärgerlich. Die Mädchen hatten ihnen das Geschäft verdorben. Hausfrauen, die schon dabei waren, Salat, Erbsen oder ein Hühnchen auszuwählen, hatten die Dinge wieder weggelegt und sich für die singenden, bunten Teenies mit ihren Pferden interessiert.
„Die Schau ist gelaufen“, stellte Hanni fest. „Packen wir «
ein.“
Eine späte Kundin kaufte Gemüse und Eier. Eine sympathische blonde Frau mit Fältchen um ihre blauen Augen, in Jeans und mit drei Kindern im Schlepp. Während sie bezahlte, wurden die Kleinen - sie waren zwischen drei und sieben - auf die Pferde aufmerksam.
„Mami, ich will Pferd reiten“, schrie der Jüngste.
„Ich auch“, rief das Mädchen.
„Ich will das Pferd haben oder alle zwei“, erklärte der ältere Junge in ziemlicher Lautstärke.
Sie zerrten an ihrer Mutter, bis diese nachgab.
„Mensch, das ist doch die Fröschl“, flüsterte Marion, als die Dame näher kam.
„Wer?“
„Lest ihr keine Zeitung? Die Stadträtin natürlich, die für den Bürgermeisterposten kandidiert.“
„Ich will Pferd reiten“, wiederholte der Jüngste mit geballter Energie.
„Entschuldigt“, sagte Frau Fröschl und stellte ihren Korb ab. „Meine drei sind eine Landplage. Wäre es vielleicht möglich, dass sie kurz auf den Pferden sitzen dürfen?“
„Natürlich, warum nicht“, sagte Nanni.
Marion und Carlotta kümmerten sich um die Kinder, die voller Begeisterung auf Max’ und Sternchens Rücken saßen, ihnen mit ebenso liebevollen wie ungeschickten Händen in den Mähnen wühlten und es unter Marions Anleitung fertig brachten, ihnen nachher fachgerecht auf der flachen Hand Köstlichkeiten aus Mamas Einkaufskorb anzubieten.
Inzwischen unterhielt sich Frau Fröschl mit den anderen Mädchen.
„Es ist eine Schande, dass diese schönen, gesunden Pferde getötet werden sollen“, meinte sie.
„Vielleicht haben Sie einen großen Garten?“, fragte Bobby hoffnungsvoll.
„Leider nicht.“
„Schade.“
„Aber Sie sind doch die zukünftige Bürgermeisterin“, versuchte es Hanni weiter. „Könnten Sie nicht etwas in der Sache tun?“
„Nein, ich bin nicht die zukünftige
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