Retter eines Planeten - 16
Stadtrand untergebracht, das vielleicht früher einmal ein Lagerhaus oder auch ein Palast gewesen war. Innen standen einige Lastwagen, die aber nur aus Rahmen und Maschine ohne jede Verkleidung bestanden. Alle Raumtransporte von der Erde her wurden so vorgenommen. Die Packtiere waren dunkle Schatten in der fahlen Dämmerung. In einer Ecke waren Packstücke aufgestapelt, und am anderen Ende brannte ein Feuer, um das fünf oder sechs Männer in Darkovanerkleidung hockten. Sie trugen Hemden mit langen, losen Ärmeln, enge Reithosen und kurze Stiefel. Als ich mit Forth und Kendricks auf sie zuging, standen sie auf. Forth begrüßte sie in ungeschicktem Darkovanisch, ging dann aber sofort wieder zur terranischen Standardsprache über und ließ einen der Männer übersetzen.
Forth stellte mich als „Jason“ vor, was der Sitte Darkovers entsprach. Ich sah einen der Männer nach dem anderen an. Damals, als ich zu meinem eigenen Vergnügen in die Berge ging, suchte ich mir meine Begleitung selbst aus. Ich mußte zugeben, wer diese Mannschaft zusammengestellt hatte, verstand sein Geschäft.
Drei waren Darkovaner aus den Bergen, magere, sehnige Männer, die einander wie Brüder glichen. Später erfuhr ich, daß sie auch wirklich Brüder waren; Hjalmar, Garin und Vardo. Jeder von ihnen war über einsachtzig groß, und Hjalmar überragte die beiden anderen, die ich nie auseinanderhalten konnte. Der vierte Mann war ein Rotschopf und besser gekleidet als die anderen. Er hieß Lerrys Ridenow, und der Doppelname besagte, daß er dem hohen Adel Darkovers angehörte. Er sah muskulös und sehr lebhaft aus, aber seine Hände waren für einen Bergsteiger zu wohlgepflegt, und ich überlegte, wieviel Erfahrung er wohl haben mochte.
Der fünfte Mann schüttelte mir die Hand und sprach mit Kendricks und Forth wie mit alten Freunden. „Kenne ich dich nicht von irgendwoher, Jason?“ fragte er.
Er sah wie ein Darkovaner aus und trug auch Darkovaner-Kleidung, aber Forth hatte mich vorgewarnt, und ein Angriff erschien mir als die beste Verteidigung. „Bist du nicht Terraner?“ fragte ich.
„Mein Vater war Terraner“, antwortete er, und ich verstand. Das war nicht gerade selten, aber auf einem Planeten wie Darkover ist das immer eine heikle Sache. „Ich weiß nicht genau, wo ich dich hintun muß, aber vielleicht habe ich dich schon einmal im Hauptquartier gesehen“, antwortete ich beiläufig. „Ich heiße Rafe Scott. Ich dachte, ich kenne die meisten professionellen Bergführer auf Darkover, aber in den Hellers gehe ich nicht besonders oft“, gab er zu. „Welche Route werden wir einschlagen?“
Plötzlich stand ich mitten in der Gruppe und nahm eine der dünnen, süßlichen einheimischen Zigaretten an. Einer hatte einen Plan auf eine der Packkisten gezeichnet, den ich mir nun ansah. Ich borgte mir von Rafe einen Stift und entwarf einen Plan von jenem Gelände, an das ich mich aus meiner Kinderzeit so gut erinnerte. Vielleicht hatte ich Angst vor Blutuntersuchungen, aber wenn es ans Bergsteigen ging, da wußte ich, was ich zu tun hatte. Rafe, Lerrys und die drei Brüder drängten sich hinter mich und sahen mir über die Schulter, und Lerrys legte einen langen Finger auf die von mir gezeichnete Route. „Dieser Aufstieg hier ist ziemlich schlecht“, wandte er fast schüchtern ein. „Und da haben uns beim ‘Narr-Feldzug die Waldmänner angegriffen. Über diese Riffe zu kommen, war gar nicht einfach.“
Ich sah ihn respektvoll an. Wohlgepflegte Hände oder nicht — er schien das Land zu kennen. Kendricks tätschelte die Strahlenpistole an seiner Hüfte und meinte dazu: „Wir sind aber nicht auf dem ‘Narr-Feldzug. Ich möchte den Waldmann sehen, der uns angreift, solange ich das Ding hier habe.“ „Das werden Sie aber nicht mitnehmen“, sagte eine scharfe, befehlsgewohnte Stimme hinter uns. „Mann, nehmen Sie sofort die Pistole ab!“
Kendricks wirbelte gleichzeitig mit mir herum, um den Sprecher zu sehen. Es war ein großer, junger Darkovaner, der noch im Schatten stand. Er sprach mich jetzt direkt an: „Ich höre, Sie sind Terraner, verstehen aber die Sprache der Waldmänner. Sie haben doch sicher nicht die Absicht, irgendwelche Schußwaffen gegen sie einzusetzen?“
Plötzlich wurde mir klar, daß wir auf Darkovaner-Gebiet standen und also berücksichtigen mußten, mit welchem Entsetzen die Darkovaner jede Waffe ablehnten, deren Wirkung über die Armlänge des Trägers hinausreichte. Für den Ehrbegriff der Darkovaner ist
Weitere Kostenlose Bücher