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Retter eines Planeten - 16

Retter eines Planeten - 16

Titel: Retter eines Planeten - 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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selbst nicht. Und komisch, ich mochte Jay Allison gar nicht, milde ausgedrückt. Wenn er — ich kann doch ,er’ sagen, nicht wahr?“
„Warum nicht? Sie sind ebensowenig Jay Allison, wie ich es bin. Sie sind jünger. Zehn Jahre jünger. Ich zweifle daran, daß einer seiner Freunde, falls er überhaupt Freunde hatte, ihn erkennen würde. Es wäre lächerlich, Sie weiterhin Jay nennen zu wollen. Wie soll ich zu Ihnen sagen?“
„Das ist mir egal. Sagen Sie ,Jason’, wenn Sie wollen.“
„Paßt zu Ihnen“, stellte Forth, mir unverständlich, fest. „Also, dann schauen Sie mal, Jason. Ich würde Ihnen gerne ein paar Tage Zeit lassen, damit sich Ihre neue Persönlichkeit festigen kann. Aber wir stehen unter Zeitdruck. Können Sie heute noch nach Carthon fliegen? Ich persönlich habe für Sie eine ausgezeichnete Mannschaft zusammengestellt und diese bereits vorausgeschickt. Sie werden sie dort vorfinden.“
Ich starrte ihn an. Plötzlich drückte der Raum auf mich, und ich konnte kaum mehr atmen. „Sie waren sich Ihrer Sache also recht sicher, was?“ fragte ich. Forth sah mich nur lange an. „Nein, ich war gar nicht sicher“, gab er leise zu. „Aber wenn Sie nicht auftauchten und ich Jay nicht überreden konnte, dann mußte ich es schließlich doch so versuchen.“
    *
    Jason Allison Junior war im Einwohnerverzeichnis des terranischen Hauptquartiers so eingetragen: Suite 1214, Wohnkorridor des ärztlichen Personals. Mühelos fand ich die Räume, obwohl mich ein ältlicher Arzt komisch anstarrte, als ich den Gang entlangstürmte. Die Wohnung — Schlafzimmer, Miniaturwohnzimmer und Zwergenbad — drückte auf mich. Sie war sauber, auf sich selbst bezogen und neutral wie der Mann, dem sie gehörte. Fieberhaft suchte ich nach einem Stückchen Vertrautheit, welches mir bewiesen hätte, daß ich in den vergangenen elf Jahren hier gewohnt hatte. Jay Allison war vierunddreißig Jahre alt. Ich hätte, ohne zu zögern, von mir gesagt, ich sei zweiundzwanzig. Gedächtnislücken schien ich nicht zu haben. Jay Allison hatte von den Waldmännern gesprochen, und ich konnte mich bis zum gestrigen Abendessen (oder war es vor zwölf Jahren gewesen?) an alles erinnern. Mein Vater war ein schweigsamer Mann mit scharfgezeichnetem Gesicht gewesen, der am liebsten allein geflogen war, um für die mühsame kartographische Arbeit unzählige Fotos zu machen. Ich war mit ihm praktisch über jeden Quadratmeter des Planeten geflogen. Niemand außer den großen Linienflugzeugen, die eine sichere Höhe einhielten, hatte je gewagt, den Hellers zu überfliegen. Ich erinnerte mich ganz vage an den Absturz, an die Hände, die mich aus den Trümmern zogen, und die Wochen, die ich in Fieberdelirien und mit gebrochenen Knochen in der liebevollen Pflege der rotäugigen, zwitschernden Frauen der Waldmänner verbrachte. Acht Jahre blieb ich dann in dem Nest, das eigentlich eine ungeheure Stadt in den Ästen ineinander verwachsener Bäume war. Mit den kleinen, zarten Humanoiden, die meine Spielgefährten waren, hatte ich Nüsse und Knospen gesammelt und die kleinen Baumtiere, die sie zu ihrer Nahrung brauchten, mit Fallen gefangen. Ich hatte aus den Fasern der Parasitpflanzen, die sie an verschiedenen Bäumen zogen, Stoffe gewebt, und in den ganzen acht Jahren war ich kaum ein dutzendmal auf dem Boden gewesen, obwohl ich viele Meilen auf den Baumstraßen hoch über dem Boden zurückgelegt hatte. Dann kam die schmerzliche Entscheidung des Ältesten, daß ich zu menschlich sei für sie, und die gefährliche und schwierige Reise meiner Pflegeeltern und Brüder, die mich aus dem Hellers zur Handelsstadt brachten. Zwei Jahre brauchte ich, um mich dem Tagleben anzupassen, und ich rebellierte und litt unaufhörlich. Die Waldmänner hatten ja Eulenaugen und sahen und lebten bei Mondlicht am besten. Ich zog mich in mich selbst zurück und arrangierte mich irgendwie mit meiner neuen Umwelt. Die nachfolgenden Jahre — vermutlich nachdem Jay Allison mein Leben übernommen hatte — versanken im Nebel des Unterbewußtseins.
Ein Bücherregal war mit großen Mikrokarten vollgestopft. Ich steckte eine davon in das Lesegerät und hatte das Gefühl, zu spionieren. Fast furchtsam erwartete ich den gemessenen Schritt und Jay Allisons schrille Stimme zu hören, was, zum Teufel, ich hier zu suchen habe. Mein Blick fiel auf ein paar Worte über die Technik der Blutuntersuchung, aber ich verstand in einem Satz nur ein paar Begriffe. Lazeration… primäre Effusion… Serum

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