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Rettet den Euro!: Warum wir Deutschland und Europa neu erfinden müssen (German Edition)

Rettet den Euro!: Warum wir Deutschland und Europa neu erfinden müssen (German Edition)

Titel: Rettet den Euro!: Warum wir Deutschland und Europa neu erfinden müssen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hüfner
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Wenn der Handel in der Gemeinschaft ohne den Euro teurer wird und insgesamt abnimmt, dann hätte nach Adam Riese bei der Einführung des Euro das Gegenteil passieren müssen, die Preise hätten sinken, Aus- und Einfuhren zwischen den Ländern der Währungsunion dagegen steigen müssen. Das Geschäft auf dem Binnenmarkt hätte nach 1999 eigentlich boomen, Exportströme hätten von außerhalb der Gemeinschaft in den Euro-Raum umgeleitet werden müssen. Die gesamte Exportstruktur der einzelnen Länder hätte sich verschieben müssen.
    Haben Sie davon etwas bemerkt? Haben Sie in den Regalen der Supermärkte Güter gesehen, die wegen des Euro billiger wurden? Haben Sie beobachtet, dass wir damals weniger T-Shirts aus China kauften und stattdessen mehr Käse, Fleisch oder Wein aus Italien, Frankreich oder Spanien? Ich nicht.
    Die Dominanz von China
     
    Hier stimmt doch etwas nicht. Das lässt sich auch mit Zahlen belegen. Vor knapp 20 Jahren, also unmittelbar nach der deutsch-deutschen Wiedervereinigung, machten die deutschen Ausfuhren in die Länder des Euro-Raums 51 Prozent der Gesamtexporte aus. Die Zahl ist bis zum Jahr 1998, also dem Jahr vor der Einführung des Euro, deutlich gesunken, nämlich auf 45 Prozent. Das entsprach einer Entwicklung, die sich auch in den Jahren zuvor schon abgezeichnet hatte. Die deutsche Wirtschaft wurde immer internationaler und lieferte auch in Regionen außerhalb Europas.
    Jetzt aber kommt der Punkt: Durch die Einführung des Euro ist diese Entwicklung nicht zum Stillstand gekommen. Der innergemeinschaftliche Handel hat nur ganz kurz etwas an Bedeutung zugelegt, danach hat sich der langfristige Trend weiter fortgesetzt, wenn auch nicht mit derselben Geschwindigkeit. Die Lieferungen in den Euro-Raum stiegen zwar in absoluten Zahlen gemessen weiter an. Relativ zum Gesamtgeschäft der deutschen Exportindustrie verlor der Euro-Raum jedoch weiterhin an Gewicht, so dass 2010 der Anteil der Lieferungen in den Euro-Raum nur noch 41 Prozent betrug. Schauen Sie sich das auf der Grafik an. Das Bild war vor der Einführung des Euro und danach von der Richtung nicht wesentlich anders. Nur die Geschwindigkeit hat sich verlangsamt.

     
    Ähnliches passierte bei den Einfuhren. Hier war die Entwicklung sogar noch pointierter. Der Anteil der Einkäufe bei den Partnern in Euro-Land hat sich in den letzten knapp 20 Jahren von 48 auf 39 Prozent, also um neun Prozentpunkte verringert.
    Wenn wir heute noch die gleiche Handelsstruktur wie 1999 hätten, dann würden wir 95 Milliarden Euro mehr in das Euro-Gebiet exportieren und 72 Milliarden Euro mehr importieren. Seit der Einführung des Euro haben wir also über 167 Milliarden Euro an Handel mit den Partnern verloren. Das ist fast 10 Prozent unseres gesamten Außenhandels.
    Das ist die Widersprüchlichkeit des Außenhandels: Der Handel im Euro-Raum wird billiger. Trotzdem nimmt der Warenaustausch in der Gemeinschaft nicht zu, sondern verliert an Bedeutung. Wie konnte das passieren? Haben wir etwas falsch gemacht?
    Den Euro nicht überschätzen
     
    Die Antwort ist ganz einfach. Wir vergessen viel zu oft, dass die treibenden Kräfte im Außenhandel nicht die Preise sind, also der Wechselkurs und dessen Schwankungen. Zuallererst kommt die Qualität der Produkte und der Nachfrage nach ihnen. Wenn es keine Nachfrage gibt, dann werden die Unternehmen nicht exportieren, Wechselkurs hin oder her. Die Ökonomen sagen: Die Einkommenselastizität des Außenhandels ist größer als die Preiselastizität.
    Was die deutschen Exporte in den letzten Jahren bestimmt hat, war die außerordentlich starke Expansion in den Ländern außerhalb des Euro-Raums. Ins Auge sticht hier vor allem China mit realen Wachstumsraten seiner Gesamtwirtschaft von 9 bis 11 Prozent, bei denen Länder wie Italien oder Frankreich natürlich nicht mithalten können – dies insbesondere auch deshalb, weil der Bedarf der 1,3 Milliarden Chinesen in praktisch allen Bereichen noch ungenügend gedeckt ist. Es ist klar, dass deutsche Exporteure sich dort mehr umschauen als in Europa und dass sie für solche Märkte auch Wechselkursschwankungen in Kauf nehmen. Und da China relativ zum Westen immer größer und wirtschaftlich interessanter wird, gewinnt dieser Effekt immer mehr an Bedeutung.
    China ist inzwischen knapp hinter den Niederlanden zum drittgrößten Handelspartner Deutschlands avanciert und hat damit die USA von diesem Platz verdrängt. Wenn der Handel weiter in diesem Maße

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