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Rettet den Euro!: Warum wir Deutschland und Europa neu erfinden müssen (German Edition)

Rettet den Euro!: Warum wir Deutschland und Europa neu erfinden müssen (German Edition)

Titel: Rettet den Euro!: Warum wir Deutschland und Europa neu erfinden müssen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hüfner
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Teil ist es vielleicht auch eine Frage des Prestiges, einer großen Währung anzugehören.
    Anders ist die Stimmung in den USA. Ein Scheitern des Euro würde dort viele in ihrer Grundskepsis gegenüber der Gemeinschaftswährung bestätigen, und der eine oder andere wäre auch nicht ganz unglücklich darüber, wenn es den Konkurrenten auf den Weltfinanzmärkten nicht mehr gäbe. Der frühere US-Zentralbankpräsident Alan Greenspan war von Anfang an der Meinung, dass der Euro eine Totgeburt ist. Andere Amerikaner würden es kaum bedauern, wenn der Konkurrent auf den Weltfinanzmärkten nicht mehr da wäre.
    Offiziell haben die Amerikaner das Projekt einer Europäischen Währungsunion jedoch immer gestützt. Zum einen brauchen sie die Europäer in der Weltpolitik als Verbündeten, zum anderen erleichtert eine Gemeinschaftswährung das Geschäft mit den Europäern. Zudem sehen sie, dass Wettbewerb gut tut und auch bei manchen Reformen auf dem Heimatmarkt hilft. Der derzeitige Chef der Federal Reserve, Ben Bernanke, macht keinen Hehl daraus, dass er für seine Institution gerne ein Preisstabilitätsziel wie das der Europäischen Zentralbank hätte. Er kann es nur nicht gegen den Kongress durchsetzen. Im Jahr 2011 übernahm er von der EZB die Usance, nach Sitzungen des geldpolitischen Entscheidungsgremiums eine Pressekonferenz abzuhalten.
    Die neue Nummer eins?
     
    Manch einer hat schon gemutmaßt, dass der Euro eines Tages den Dollar als Weltwährung ablösen könnte. Das wäre eine Parallele zur Entwicklung des Verhältnisses Pfund/Dollar im vorigen Jahrhundert: Damals stieg der Anteil des US-Dollar an den Weltwährungsreserven an und der Anteil des Pfund Sterlings ging entsprechend zurück. Am Ende war der Dollar an die Stelle des Pfundes als Schlüsselwährung in der Welt getreten.
    So wird es diesmal nicht kommen. Erstens ist der Euro nicht so stark und der Dollar nicht so schwach, dass ein Wachwechsel zwischen beiden in absehbarer Zeit fällig werden könnte. Zweitens spiegeln Währungen auch immer das politische Gewicht der dahinterstehenden Staaten wider. In dieser Hinsicht aber ist der Euro mit dem US-Dollar überhaupt nicht zu vergleichen. Drittens ist der Kapitalmarkt, an dem Gelder in einer Währung angelegt werden können, in den USA ungleich größer und attraktiver als in Europa. Viertens muss hinter einer Weltwährung auch der entsprechende Machtanspruch stehen. Ich vermute, dass das ehrgeizige China unter diesen Umständen eine größere Chance hat, dass sein Renminbi zu einer Reservewährung aufsteigt.
    Wahrscheinlicher jedoch ist, dass es absehbar überhaupt keine einzelne Reservewährung mehr geben wird. Die Zukunft liegt eher in einem multipolaren Weltwährungssystem, in dem mehrere Währungen Reservefunktion übernehmen. Der Euro wird dann dazugehören, aber ebenso der chinesische Renminbi und der US-Dollar.
    International also wird der Euro gebraucht. Ohne diese neue Währung würde sich die Weltgemeinschaft auf dem Weg zu weniger schwankenden Wechselkursen schwertun. Freilich kann dies kein Argument sein, am Euro festzuhalten – so altruistisch müssen wir nicht sein.

7. Das tägliche Leben wird teurer
     
    Zurück ins Euro-Land. Das, was die Bürger am meisten und unmittelbarsten nach einem Wegfall des Euro spüren würden, sind die Veränderungen an den Grenzen. Wer von einem Mitgliedsland ins andere fährt, müsste wieder Geld umtauschen. Das sind zwar bei jeder Einzeltransaktion nur ein paar Cent (oder Pfennige), in der Summe addiert sich das bei häufigeren Auslandsreisen aber doch. Es ist auch unbequem, in der Tasche immer mehrere Portemonnaies mit unterschiedlichen Münzen und Noten mit sich zu führen. Das ist für Münchner, die zu den Opernfestspielen nach Salzburg fahren, genauso ärgerlich wie für Geschäftsreisende, die von Hamburg nach Brüssel oder Paris (oder in beide Städte) fahren.
    Es ist schon jetzt umständlich, dass man bei Fahrten nach Zürich Schweizer Franken mitnehmen muss – obwohl man an der Grenze keinen Pass mehr zeigen muss. Oder dass man sich vor einer London-Fahrt Pfund Sterling besorgen muss. Wie oft passiert es mir, dass ich bei solchen Reisen das nationale Bargeld, das bei mir im Büro liegt, mitzunehmen vergesse und mir dann am Flughafen neues besorgen muss.
    Auch Überweisungen ins europäische Ausland wären ohne den Euro teurer, komplizierter und langsamer. Der einzige Vorteil wäre, dass wir uns nicht mehr über die ewig langen Kontonummern in Europa

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