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Rettet den Euro!: Warum wir Deutschland und Europa neu erfinden müssen (German Edition)

Rettet den Euro!: Warum wir Deutschland und Europa neu erfinden müssen (German Edition)

Titel: Rettet den Euro!: Warum wir Deutschland und Europa neu erfinden müssen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hüfner
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allmählich verlangsamen würde, weil im Euro auch Länder vertreten sind, die nicht so stabilitätsbewusst sind wie die Deutschen und die dadurch den Höhenflug des Euro bremsen würden. Auch ging man davon aus, dass der Euro als viel größere Währung nicht von jedem Windsturm auf den Kapitalmärkten ins Wanken gebracht würde. Das Verhältnis zwischen Dollar und D-Mark hatte der frühere deutsche Bundesbankpräsident Otmar Emminger noch damit verglichen, dass hier ein Elefant und eine Maus zusammen in einem Bett lägen. Es sei daher nur natürlich, dass die Maus hin und her hüpft, wenn sich der Elefant im Bett umdreht. Der Euro ist keine Maus. Er ist eher ein zweiter Elefant, der sich nicht so leicht herumschubsen lässt.
    Die Erwartungen sind aber so nicht eingetreten.

     
    Wenn man sich die Entwicklung der amerikanischen Währung gegenüber der D-Mark und später dem Euro über die letzten 60 Jahre anschaut (also über die gesamte Nachkriegszeit), dann sieht man jedoch eigentlich keine Veränderung zwischen den Jahren vor und denen nach der Einführung des Euro. In allen Phasen gab es drastische Aufwertungen – etwa in den 1970er Jahren, als die D-Mark um 113 Prozent gegenüber dem Dollar aufgewertet wurde, oder in den Nullerjahren, als der Euro bis Herbst 2008 um 118 Prozent nach oben ging. Es gab aber auch erhebliche Abwertungen – zum Beispiel in der ersten Hälfte der 1980er Jahre, als die D-Mark gegenüber dem Dollar die Hälfte ihres Wertes verlor, oder in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre, als sich die deutsche Währung (zuerst als D-Mark, dann als Euro) um 40 Prozent abwertete.
    Wenn in der Grafik die Trennlinie zwischen der Zeit vor der Währungsunion und der danach nicht eingezeichnet wäre, würde man keinen Unterschied erkennen. Die Entwicklung von Euro/Dollar verlief seit 1999 fast parallel zu der Bewegung in den 1980er Jahren (als es noch das Europäische Währungssystem gab). Ich bin immer wieder überrascht, wie selbst erfahrene Unternehmer sich diese Grafik mit Unglauben anschauen. Aber die Zahlen lügen nicht.
    Das heißt: Die Angst der Deutschen, dass sich ihre Währung beim Scheitern des Euro in unerträglicher Weise aufwerten und damit Wachstum und Arbeitsplätze gefährden würde, sind jedenfalls gegenüber dem US-Dollar nicht gerechtfertigt.
    Kein Desaster
     
    Im Hinblick auf die Währungen, die in den Euro eingegangen sind, also die Lira, die Pesete oder der französische Franc, hätte es ohne die Währungsunion sicher in den letzten Jahren eine Aufwertung der D-Mark beziehungsweise eine Abwertung der anderen Währungen gegeben. Man darf bei diesen Wechselkursentwicklungen aber nicht nur auf die nominalen Kurse schauen, die jeden Tag in der Zeitung stehen. Für die Exportindustrie ist genauso wichtig, wie sich die Preis- und Kostenverhältnisse auf den jeweiligen Märkten entwickeln. Wenn die Währung in einem Jahr um, sagen wir, 4 Prozent nach oben geht, in der gleichen Zeit aber auch die Preise und Löhne im Ausland um 4 Prozent stärker als im Inland steigen, gibt es für den Export kein Problem. In einem solchen Fall gleicht der Wechselkurs nur die unterschiedlichen Preis- und Kostenentwicklungen aus. Wenn die Höherbewertung der Wechselkurse geringer als die 4 Prozent ausfällt, die Differenzen in der Entwicklung von Löhnen und Preisen aber weiterhin bei 4 Prozent liegen, dann stellt sich die Industrie sogar trotz Aufwertung besser.
    Wenn man wissen will, wieweit die Industrie durch die Wechselkursbewegung betroffen wird, muss man also die um die Preis- und Kostenentwicklung bereinigte Währungsbewegung anschauen. In der Ökonomie spricht man von den »realen Wechselkursen«.
    Hier sieht das Bild für die deutsche Exportindustrie über die lange Frist nicht so schlecht aus. Trotz aller Klagen, die von den Unternehmen immer wieder zu hören sind, hat sich nach Berechnungen der Deutschen Bundesbank der reale Wechselkurs in den letzten 20 Jahren für die deutsche Wirtschaft gegenüber 56 Handelspartnern nicht verschlechtert, sondern im Gegenteil verbessert. Mit anderen Worten: Die Aufwertung, über die wir uns immer wieder beklagt haben, war geringer als die Unterschiede in der Preis- und Kostenentwicklung zwischen In- und Ausland. Die reale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen ist insgesamt gesehen gestiegen. Die Entwicklung war dabei über die Jahre vor der Einführung des Euro nicht viel anders als danach.
    So paradox es klingen mag und so sehr der

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