Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rettet den Euro!: Warum wir Deutschland und Europa neu erfinden müssen (German Edition)

Rettet den Euro!: Warum wir Deutschland und Europa neu erfinden müssen (German Edition)

Titel: Rettet den Euro!: Warum wir Deutschland und Europa neu erfinden müssen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hüfner
Vom Netzwerk:
die sich in den Händen ausländischer Investoren befindet, hat sich deutlich ausgeweitet. Bei Aktien lag der Anteil nach der Wertpapierdepotstatistik der Deutschen Bundesbank 1984 noch bei mageren 15 Prozent. Bis kurz vor Einführung des Euro war er auf 26 Prozent gestiegen. Inzwischen dürfte er bei über 50 Prozent liegen. In der letzten Wertpapierdepotstatistik von 2004 waren es bereits 40 Prozent.
    Es ist kaum verwunderlich, dass die deutschen Unternehmen sich unter dem zunehmenden Einfluss internationaler Investoren ebenfalls verändert haben. Siemens beispielsweise ist von einem breit aufgestellten Industriekonglomerat zu einem auf wenige Bereiche fokussierten Unternehmen geworden (Industrie, Energie, Medizintechnik, neuerdings auch global cities ). Daimler hat sich von seinen Aktivitäten als Weltkonzern bei Chrysler getrennt. Die Chemiekonzerne Bayer und BASF sind in ihrer neuen Ausrichtung nicht mehr wiederzuerkennen. An die alte Höchst AG erinnert heute gar nichts mehr. Volkswagen gehört inzwischen zu den größten Autoproduzenten der Welt und will Weltmarktführer werden. Aber auch mittelständische Unternehmen wurden unter dem Einfluss der internationalen Private-Equity-Investoren neu aufgestellt.
    All das zeigt: Es gibt, selbst wenn wir wirtschaftlich überleben könnten, kein einfaches Zurück mehr in die Vor-Euro-Zeit. Wer sich heute ärgert, dass wir uns im Euro-Raum über so viel abstimmen müssen und nicht mehr nach unseren eigenen Zielen und Vorstellungen operieren können, würde enttäuscht sein. Ohne Euro wäre der Druck von außen nicht geringer. Er wäre nur anders.

IV. Warum das Euro-Modell nicht funktioniert hat
     
    13. März 2011 Heute erreicht uns die Nachricht von dem schrecklichen Erdbeben in Japan. Wir wissen noch gar nicht, wie viele Menschen ihr Leben verloren haben, was mit den Atomreaktoren wird und wie sich diese Katastrophe auf die Weltwirtschaft auswirken wird. Offenbar ist es das schlimmste Erdbeben, das Japan in der neueren Geschichte erlebt hat. Ich schaue natürlich immer auch auf die wirtschaftlichen Effekte. Bemerkenswert war für mich, dass der Ölpreis gefallen ist. Wie makaber. Da erleidet ein Land einen furchtbaren Unfall und die Märkte sagen: Jetzt wird das Land langsamer wachsen und weniger Öl brauchen. Da wird der Ölpreis sinken.
    Der japanische Yen ist an diesem Tag nicht schwächer geworden, sondern stärker. Am Markt erklärt man das mit Interventionen der Bank of Japan. Man will international keine Schwäche zeigen. An was die Menschen in einer solchen Katastrophe denken!
    Der Euro hat sich auf den Devisenmärkten leicht abgewertet, der Dollar hat sich gefestigt. Reißt das Erdbeben in Japan den Euro mit nach unten? Womit könnte das zusammenhängen?

1. So viel Krise war nie
     
    Wie mit nahezu allen gesellschaftlichen Neuerungen gilt auch für neue Währungen: Man muss sie erst langsam einführen und härten, bevor sie dem vollen Stress ausgesetzt werden.
    Der Euro dagegen wurde 1999 gleich ins »kalte Wasser« geworfen. So viel Unsicherheit, Krisen und Tohuwabohu wie in den letzten 10 bis 15 Jahren war selten. Konsequenz einer solchen Entwicklung kann entweder sein, dass die Währung am Ende besonders stark und krisenerfahren ist oder dass sie ewig kränkelt und anfällig bleibt. Beides kann man vom Euro nicht sagen. Die Krisen haben aber dazu beigetragen, dass er nicht zum Motor der europäischen Integration wurde und dass er heute, über ein Jahrzehnt nach seiner Einführung, weniger populär ist als damals.
    Es fing an mit der Asien- und Russlandkrise. Ende der 1990er Jahre gab es in einigen Ländern Südostasiens erhebliche Zahlungsprobleme. Das strahlte dann auf Russland aus. Das Land musste eine Umschuldung mit seinen Gläubigern vereinbaren. Das war damals noch weit weg. Die Europäer konnten sich damit trösten, dass sie nicht die einzige Region waren, in der manches schieflief. Immerhin verloren einige europäische Banken, die in Russland engagiert waren, viel Geld. Die breite Masse der EU-Bevölkerung interessierte sich dafür nicht sehr.
    Dann kamen die Einschläge näher und wurden heftiger. Im März 2000 brachen die Aktienkurse im Zuge der New-Economy-Krise zusammen. Gemessen am Deutschen Aktienindex DAX verringerten sie sich über drei Jahre von knapp 8000 auf 2400. Das Aktienvermögen der Sparer, auch das für die Altersvorsorge angesparte, ging auf etwas weniger als ein Drittel zurück. Pensionsfonds mussten Einbußen hinnehmen.

Weitere Kostenlose Bücher