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Rettet den Euro!: Warum wir Deutschland und Europa neu erfinden müssen (German Edition)

Rettet den Euro!: Warum wir Deutschland und Europa neu erfinden müssen (German Edition)

Titel: Rettet den Euro!: Warum wir Deutschland und Europa neu erfinden müssen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hüfner
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hoher Arbeitslosigkeit durchgestanden. Es ist dem Land – wenn auch auf sehr schmerzhafte Weise – gelungen, dadurch real um knapp 20 Prozent »abzuwerten«.
    Auch die Fiskalpolitik darf nicht im Korsett des Stabilitätspakts und der Grenze von 3 Prozent eingeschnürt bleiben. Sie muss aktiv werden und in den schnell wachsenden Ländern eine antizyklische Haushaltspolitik betreiben. Darum geht es in der Währungsunion.

V. Die Euro-Krise: Der Knoten platzt
     
    1. März 2011 Heute berichten die Zeitungen von der Sitzung des Europäischen Rats in Brüssel zum Ausweg aus der Euro-Krise. Es muss viel Zoff unter den Staats- und Regierungschefs gegeben haben. Zuerst beschwerten sich die Länder, die nicht dem Euro angehören, dass sie nach dem gemeinsamen Mittagessen das Sitzungszimmer verlassen mussten. Man sagte ihnen, dass es nur noch um Euro-Angelegenheiten ging, die sie nicht betrafen. Besonders sauer war offenbar der polnische Ministerpräsident Tusk. Bisher hatten die EU-Staats- und Regierungschefs immer gemeinsam getagt. Jetzt wollten die Euro-Staaten einen separaten »Club«. Das passte ihm nicht. Polen möchte ja irgendwann auch einmal dem Euro beitreten.
    Dann gab es, so wird berichtet, heftigen Streit zwischen dem gerade gewählten irischen Ministerpräsidenten und der deutschen Bundeskanzlerin. Enda Kenny aus Dublin, der zum ersten Mal an einem europäischen Gipfeltreffen teilnahm und die Regeln und Umgangsweisen solcher Treffen nicht kannte, bat angesichts der schwierigen Lage seines Landes um Erleichterungen bei den Kreditkonditionen. Das hat viele gerührt. Dennoch wollten sie, Angela Merkel an der Spitze, Hilfe nur zusagen, wenn Irland auf anderen Gebieten Zugeständnisse anbieten würde. Da Kenny dazu nicht bereit war, bekam er auch nichts. Die Staats- und Regierungschefs sind hier knallhart. Der griechische Ministerpräsident Giorgos Papandreou war cleverer, verfügt auch über mehr Erfahrung mit diesem Gremium. Er bot einen Kompromiss in Sachen Privatisierung an und bekam dafür niedrigere Zinsen und längere Laufzeiten bei den Krediten zugestanden.

1. Der Sündenfall
     
    Alles wäre nicht passiert, wenn Griechenland im Frühjahr 2010 pleitegegangen wäre. Dann müssten heute keine riesigen Hilfsprogramme finanziert werden. Dann hätte Deutschland sich nicht den Zorn der anderen EU-Mitglieder zugezogen. Die Europäische Zentralbank hätte keinen Reputationsverlust erlitten. Es hätte keine Diskussion über einen neuen Stabilitätspakt gegeben, über den Euro und seine Stabilität überhaupt. Dann wäre die Welt noch in Ordnung, und wir könnten so weitermachen wie bisher. Oder?
    Nicht ganz. Auch wenn zunächst vielleicht alles so weitergegangen wäre wie in den letzten zehn Jahren – es wäre nur eine Frage der Zeit gewesen, bis wir mit den in der jetzigen Krise zutage getretenen Schwächen und Defiziten des Euro konfrontiert worden wären. Möglicherweise wäre das große Erwachen zu einem viel ungünstigeren Zeitpunkt gekommen.
    Fünf Pleiten in den letzten 200 Jahren
     
    Natürlich hätte Griechenland im Falle einer Pleite erhebliche Probleme gehabt. Dies insbesondere, weil es ja nicht das erste Mal ist, dass das Land in finanziellen Schwierigkeiten ist. In den letzten 200 Jahren stand es insgesamt fünfmal vor dem finanziellen Ruin, zuletzt in der Weltwirtschaftskrise im Jahr 1932. Daran wäre überall erinnert worden.
    Die Frage, ob man Athen erneut ins ökonomische Aus laufen lassen soll und kann, ist in der Tat nicht einfach zu beantworten. Athen würde auf den internationalen Kapitalmärkten geächtet und sich schwertun, neue Gelder aufzunehmen. Das Land müsste einen rigorosen Konsolidierungskurs bei den Staatsfinanzen einschlagen, die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft verbessern, damit die Wirtschaft besser läuft und mehr Steuern eingenommen werden. Und es müsste seine Kreditgeber immer wieder davon überzeugen, dass sie ihr Geld zurückbekommen. Auch gegenüber den Partnern in der Europäischen Union und in der Euro-Zone hätte es seine Glaubwürdigkeit wiederherstellen müssen.
    Aber steht nicht all das auch heute – mit der finanziellen Unterstützung durch die Partner – auf dem Konsolidierungsplan? Die Griechen mussten ein außerordentlich weitgehendes, sehr schmerzhaftes Sparprogramm akzeptieren. Löhne wurden gekürzt, Steuern erhöht, Sozialleistungen, vor allem Renten, zusammengestrichen. Die Folgen eines Bankrotts hätten nicht viel schlimmer sein können. Er

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