Rettet unser Geld
Hürden hoch genug angesetzt, um bequem unter ihnen durchlaufen zu können.
Wenn ich also, wie bereits angesprochen, eine Aufteilung des Euro fordere, die den wirtschaftlichen Gegebenheiten der teilnehmenden Länder entspricht, dann wird dies natürlich zuerst bedeuten, dass der erzwungene Gleichschritt zwischen Deutschland, Frankreich und den südeuropäischen Ländern ein Ende findet. Die Vorstellung, dass daraus neuer Hader und aus diesem neuer Krieg entstehen könnte, ist absurd. Als man noch mit D-Mark und Franc bezahlte, hat es auch keinen Krieg gegeben, und zudem würde die wirtschaftliche Zusammenarbeit durch die Währungstrennung nicht angetastet - man bliebe ja Mitglied derselben Europäischen Union und hochgeschätzter Handelspartner sowieso.
Überhaupt, warum sollte man nicht freundschaftlich verbunden bleiben, wenn sich die Volkswirtschaften in unterschiedlichem Tempo entwickeln, unterschiedlichen Prinzipien folgen und mit unterschiedlichem Geld bezahlen? Wohl gemerkt: Die Unterschiede waren ja immer da, man hat sie nur übertüncht, totgeschwiegen und jeden Dissens schnellstmöglich unter den Teppich gekehrt. Dass sich dies weiterhin zugunsten der Franzosen und zum Nachteil der Deutschen entwickeln wird, ist nicht einmal der Hauptgrund für meine Forderung: Sie folgt nur der unzweifelhaften Diagnose, dass die erzwungene Allianz für alle Europäer Nachteile bringt.
Die deutsch-französische Achse hat erstens diejenigen Europäer, die nicht das Glück hatten, dazuzugehören, zu Außenseitern gestempelt. Es fanden sich denn auch keine anderen Länder, die sich durch derartige Blockbildung ausgezeichnet hätten - mit Ausnahme der Franzosen selbst, denen die Einbindung der Deutschen in ihren Einflussbereich nicht genügte, weshalb sie eine Mittelmeerunion, scherzhaft »Club Med« genannt,
gründeten, um auch andere Anrainer des mediterranen Raums wirtschaftlich an das Pariser Machtzentrum anzubinden.
Der zweite Grund, warum Europa unter dieser Zweierallianz litt, war nicht etwa deren Stärke, sondern deren Schwäche. Oft genug hat das stärkere Deutschland dem französischen Herzensfreund den Vortritt gelassen und sich seinen politischen Wünschen angepasst. In offener Komplizenschaft hat man die Konvergenzkriterien gebrochen, was alten französischen Forderungen entsprach, den deutschen aber widersprach. Und man hat im Brüsseler Mai 2010, wie beschrieben, dem Euro die deutschen Sicherheitsgurte weggenommen, und die Deutschen haben dabei auch noch mitgeholfen. Diese Asymmetrie schadet der Gemeinschaft weit mehr, als sie ihr nutzt. Und oft genug wurde in der Vergangenheit bemerkt, dass die beiden vereinten Großen den einzelnen Kleinen ihren Willen oktroyierten, wobei meist übersehen wurde, dass zuvor Paris die Deutschen zu seinen Vorstellungen, sagen wir, überredet hatte.
Dasselbe Problem, das sich für Europa durch die vertuschte Diskrepanz zwischen Deutschland und Frankreich ergab, stellte sich infolge des ebenso verdrängten Leistungsunterschieds zwischen nördlichen und südlichen Mitgliedern: Sie dürfen ihren EZB-Kredit überziehen, Kapital aus Partnerländern abwerben und ihre ungehemmte Inflationspolitik fortsetzen, während die nördlichen Überschussländer nicht einmal ihre selbst verdienten Leistungsbilanzüberschüsse für eigene Zwecke einsetzen können. Deshalb forderte der eurokritische Betriebswirtschaftler Max Otte im April 2010 im Manager Magazin : »Die Südländer müssen raus aus der Währungsunion.«
Oder aber, und das eben ist mein Vorschlag, sie müssten eine eigene Gruppe innerhalb der Währungsunion bilden - aus einem Euro im zentralistischen Zwangskorsett würden dann zwei flexible Euros. Nach meiner Vorstellung eines zukünftigen
Europas entstünden also zwei Euro-Gruppen, die der tatsächlichen Wirtschaftskraft und auch Mentalität ihrer Mitglieder entsprächen: Eine nördliche Euro-Gruppe, die von Deutschland angeführt wird und zu der Länder wie die Benelux-Staaten, Österreich, Finnland und irgendwann auch Schweden, Dänemark und Tschechien gehören; und eine südliche Euro-Gruppe, die sich aus den »Olivenländern« unter Frankreichs Führung zusammensetzt und Spanien, Italien, Griechenland, Portugal usw. vereinigt. Als Namen für die Währung könnte ich mir »Nord-Euro« und »Süd-Euro« vorstellen oder »Euro-Mark« und »Euro-Franc« - der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt, und wer mir seine Ideen per E-Mail zusenden möchte, ist herzlich dazu
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