Rettung der Highlanderin (Herkunft der MacLeod) (German Edition)
nicht sagen.
Er warf einen Blick nach hinten zu Cat, die durch die Spur stapfte, die er und das Pferd schufen. Auf diese Weise konnte er ihr die Reise wenigstens ein bisschen erleichtern, mochte sein vorheriger Versuch, ihr einen Weg zu bahnen, auch ihre Schneeballschlacht ausgelöst haben. Er grinste, und der Wind fuhr ihm hart und kalt zwischen die Zähne.
Der Himmel war nicht mehr klar und sonnig, doch Tayg war von seinen Gedanken an eine heiße Mahlzeit und Cats Treffsicherheit mit Schneebällen so abgelenkt gewesen, dass ihm der Wetterumschwung erst jetzt auffiel, als es schon fast zu spät war.
Eine Reise in den Highlands war das ganze Jahr über gefährlich, wenn man nicht aufs Wetter achtete. Es konnte zu jeder Jahreszeit im Nu umschlagen – selbst wenn es eben noch mild und sonnig gewesen war, konnte im nächsten Augenblick schon ein tödlicher Sturm losbrechen. Tayg schaute nach oben, wo vorhin noch die Gipfel der Berge zu sehen gewesen waren. Jetzt hüllte sie ein dünner, grauer Schleier ein, der sich an ihren Flanken nach unten schob und die Umrisse der Berge zusehends verschwinden ließ. Der zinngraue Himmel senkte sich rasch, die Wolken wurden dunkler und flacher. Gefahr lag buchstäblich in der Luft.
»Wir müssen einen Unterschlupf finden!«, rief Tayg seiner Gefährtin über den zunehmenden Wind hinweg zu.
Catriona raffte ihre Kapuze unter dem Kinn zusammen, damit der plötzlich eiskalte Wind sie ihr nicht vom Kopf riss. »Sollen wir nach einer Höhle Ausschau halten?«
»Nay! Dieser Sturm sieht übel aus. Wir brauchen etwas zu essen und ein Feuer, wenn wir nicht erfrieren wollen. Wir müssen Duchally finden und dort um Aufnahme bitten.«
Sie nickte, obwohl sie keine Lust hatte, Fremden wieder etwas vorspielen zu müssen. Andererseits wollte sie auch nicht mit Tayg allein sein. Das hieß, wenn sie ganz ehrlich war, dann wünschte sich etwas tief in ihr, ein unbekannter Teil ihrer selbst, eigentlich eben genau das. Dieser Teil von ihr wollte sehen, wie weit sein Zauber reichte und was sich dahinter verbarg. Aber dieser Weg hätte in eine Katastrophe geführt. Nein. Auf einer Burg voller Menschen waren sie besser aufgehoben, und wenn sie dazu wieder seine Schwester spielen musste, sei’s drum. Sie hatte ihr Leben lang die Rolle der Schwester gespielt. Was machten da noch ein paar Nächte mehr?
Und sie mussten sich vor diesem Unwetter in Sicherheit bringen.
Im Handumdrehen hatte der Sturm sie eingeholt. Der Wind wirbelte mit eisigen Böen Schnee vom Boden auf und ließ ihn in weißen Wellen um sie herumtanzen, blies ihn mal in ihre Gesichter, mal den Rücken hinab, dann hob er ihre Umhänge hoch und zerrte daran, als wollte er sie ihnen entreißen.
Catriona ging vornübergebeugt und stemmte sich gegen die Böen, bis sie fast gegen das Pferd gelaufen wäre. Tayg war stehen geblieben, und einen Moment lang fürchtete sie, dass sie sich verirrt hatten.
»Alles in Ordnung?«, fragte Tayg, als er aus dem wirbelnden Schnee, in den sich nun auch noch schmerzhafte Eiskörner vom Himmel mischten, auf sie zutrat.
Cat nickte nur; sie hatte sich das Plaid, das sie um den Hals trug, vor Mund und Nase gebunden. Ihre Finger und Zehen waren so kalt, dass sie wehtaten, aber das war immer noch besser, als sie gar nicht mehr zu spüren.
Tayg schlang etwas um ihre Hand, dann erst erkannte sie, dass es ein Seil war.
»Haltet Euch daran fest. Ich habe es am Sattel des Pferdes festgebunden. Ich möchte nicht, dass Ihr Euch in der Wildnis verlauft und umherirrt, Mädchen«, sagte er. Seine Stimme war so sanft und voller Sorge, dass sie es nicht übers Herz brachte, sich über die Anspielung auf ihren mangelnden Orientierungssinn aufzuregen. Sie packte das Seil und war froh, dass er es auch um ihr Handgelenk geschlungen hatte, falls ihre Finger doch noch taub wurden.
»Ich glaubte gerade, Rauch gerochen zu haben, aber bei diesem Wind ist es unmöglich festzustellen, aus welcher Richtung er gekommen sein könnte. Ich hoffe, es ist Duchally und wir können diesem Sturm bald entkommen.«
Sie nickte abermals. Tayg sah sie kurz an, dann wandte er sich um und trieb das Pferd wieder an.
Catrionas Welt reduzierte sich rasch auf die vagen Umrisse des dunklen Pferdehinterns, das schmerzhafte Prickeln in ihren Fingern und Zehen sowie das unbarmherzige Weiß des wie mit Nadeln auf sie einstechenden Schnees. Auf ihrem Umhang und dem Plaid, das ihr Gesicht schützte, bildete sich schnell eine Schneeschicht. Wenn sie
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