Rettung der Highlanderin (Herkunft der MacLeod) (German Edition)
Schulter hinweg noch einen Blick zu, dann geleitete Kester sie aus dem Saal hinaus. Tayg war bereits mit einem der Anwesenden in ein Gespräch vertieft.
Der Junge führte sie durch mehrere kalte, dunkle Korridore und schließlich zu einer Kammer. Er wollte ihr gerade die Tür öffnen, als eine mädchenhafte Stimme »Halt!« rief.
Kester grinste und wandte sich in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. »Jetzt lernt Ihr Isobel kennen«, sagte er zu Catriona. »Sie ist das schönste Mädchen in den Highlands.« Er sah sie grinsend an, dann wurde ihm bewusst, was er da gesagt hatte. Immerhin besaß er genug Anstand, noch rasch zu erröten, als das Mädchen am oberen Ende der Treppe anlangte und den Gang entlang auf sie zueilte.
Catriona spürte, wie ihr ganz flau im Magen wurde, als die blonde Schönheit sie anlächelte.
»Ich habe gehört, Ihr teilt heute Nacht meine Kammer mit mir«, sagte sie. Ihre braunen Augen blitzten vor Freude. »Das ist herrlich – da habe ich endlich einmal jemanden zum Reden!«
Catriona versuchte, nicht zu stöhnen. Reden war das Letzte, was sie im Moment wollte, aber Taygs Stimme schien flüsternd durch ihren Kopf zu geistern und sie daran zu erinnern, mit Bedacht zu sprechen und ihn stolz zu machen. Und seltsamerweise wollte sie das auch.
Isobel nahm sie bei der Hand und zog sie in die gemütliche Kammer. Im Kamin knisterte ein Feuer und schöne Gobelins bedeckten die Wände. Ein riesiges Bett mit einer hohen Matratze füllte den Raum beinahe aus. Es war mit opulenten Vorhängen in Blau und Safrangelb behangen. Catriona beäugte das Bett mit einem solchen Verlangen, dass es sie ihre ganze Willenskraft kostete, sich nicht kurzerhand hineinfallen zu lassen.
Sie drehte sich um, als die Tür geschlossen wurde. Nun war sie mit Isobel allein im Raum. Abermals hörte sie Taygs merkwürdige Worte:
Macht mich stolz.
Darum hatte sie noch nie jemand gebeten. Sie wusste nicht recht, wie sie es anfangen sollte, seinemWunsch nachzukommen, bis ihr sein Rat einfiel, dass sie mit Bedacht sprechen solle. Er wollte, dass sie ihre Zunge im Zaum hielt, dass sie Cat war und nicht Triona.
Ihr allererster Impuls war, etwas Hässliches zu Isobel zu sagen, nur um Tayg zu zeigen, dass er ihr nichts zu befehlen hatte, aber dann betrachtete sie die glückliche junge Frau, die da vor ihr stand, und brachte nicht die Kraft auf, ihre flammende Begeisterung mit eisigem Wasser zu löschen, nur um Tayg zu ärgern.
»Ihr seht sehr müde aus … ach, entschuldigt, aber ich kenne Euren Namen nicht«, sagte Isobel.
»Cat«, antwortete sie schnell. Es erstaunte sie, wie leicht ihr der Spitzname, den Tayg ihr gegeben hatte, über die Lippen ging.
Isobel runzelte eine Augenbraue ob des Namens, sagte aber nichts. So war es also, wenn man mit Bedacht sprach. Die zurückhaltende Reaktion des Mädchens erinnerte sie an die bevorzugte Mahnung ihres Vaters: »Wenn du nichts Nettes zu sagen hast, dann halt den Mund.«
»Wäre es möglich, dass man mir ein Bad …«
»Dafür wird schon gesorgt«, unterbrach Isobel sie. »Gebt mir doch Eure Sachen. Wenn Ihr möchtet, kann ich Eure Kleidung für Euch säubern lassen.«
»Ja … das heißt, nein. Die muss ich wieder anziehen.« Das Mädchen sah sie verdutzt an, und sie fügte hinzu: »Wir … wir haben im Sturm meinen Kleidersack verloren.« Sie hoffte, ihre Lüge war überzeugend genug.
»Na, die könnt Ihr jedenfalls nicht länger tragen«, beharrte Isobel. Sie legte den Kopf schief und musterte Cat einen Augenblick lang. »Ich glaube, wir haben ungefähr dieselbe Größe.« Sie wandte sich einer Truhe am Fußende ihres Bettes zu und wühlte darin, dann zog sie ein wunderschönes Kleid aus mit Ginster gefärbtem dunkelblauem Stoff heraus. Es war schlicht geschnitten, aber die Farbe war so kräftig, dass Catriona mit der Hand darüberstreichen wollte.
»Das ist das schönste Kleid, das ich je gesehen habe«, meinte sie.
»Ich würde es Euch gerne borgen, während Eure Kleidung gereinigt wird.«
Catriona trat einen Schritt vor und streckte die Hand aus, um den fein gewebten Stoff sanft zu berühren. Sie konnte sich gut vorstellen, wie sie in einem solchen Kleid aussähe und sich aller Augen auf sie richten würden, wenn sie den Großen Saal betrat. Die Farbe würde mit ihren tiefblauen Augen und ihrer hellen Haut harmonieren. Sie würde ihr Haar offen tragen. Tayg würde sie so sehen, wie sie wirklich war …
Sie zog die Hand so hastig zurück, als hätte
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