Rettung der Highlanderin (Herkunft der MacLeod) (German Edition)
geschickt. Selbst aus dem fernen Tal Kilmartin weit im Westen waren Heiler herbeigekommen. Doch die Hoffnung verflog im scharfen Winterwind.
Tayg stocherte im Feuer und schaute über die dürftigen Flammen hinweg zu seinen Gefährten in diesem Unterfangen: der rothaarige Duncan MacCulloch, sein bester Freund und Cousin, der alte Gair von MacTavish, den er kennengelernt hatte, als er sich Bruces Truppe anschloss, der stille junge Tearlach Munro, ein weiterer Cousin, und Taygs älterer Bruder, Robbie the Braw genannt, verehrt von allen, die ihn kannten. Nur der König war in Taygs Augen ein noch besserer Anführer.
Aber selbst aus Robbies Miene sprach, was die Männer hier empfanden – Erschöpfung, die an Verzweiflung grenzte. Sie war allen anzusehen, die um dieses Feuer hockten. Sie waren allesamt gute Männer, die jemanden oder etwas in diesem nicht enden wollenden Krieg gegen die Engländer und ihre eigenen Landsleute verloren hatten. Jeder von ihnen hatte seinen ganz eigenen Grund, hier zu sein, und darunter war der unerschütterliche Glaube, dass König Robert Schottlands letzte Hoffnung sei, nicht der geringste. Eine schwere Bürde für einen so jungen Herrscher.
Die schottischen Earls hatten es nicht eilig gehabt, sich der Sache anzuschließen. Der Earl von Ross etwa, Nachbar und Verbündeter der Munros, war nicht sonderlich erfreut gewesen, dass Munros Söhne dem König folgten, denn Ross stand auf der Seite desjenigen, der diesen Kampf für Schottland gewann, wer immer das am Ende auch sein mochte, und er hatte sein Schwert noch niemandem endgültigzu Füßen gelegt. Doch Taygs Bruder Robbie hatte beschlossen, The Bruce zu unterstützen, und ihr Vater hatte zugestimmt.
Tayg hatte sich in all dem Aufruhr noch gar keine eigene Meinung bilden können. Ehe er sich versah, hatte Robbie ihn in die Schlacht geschleift. Er hatte ein großes Abenteuer erwartet, in dem er Robbie den Rücken decken und dabei seine ureigenen Zukunftsinteressen schützen würde.
Aber dann war doch viel mehr daraus geworden als nur das.
Er hatte angefangen, die Männer, an deren Seite er kämpfte, zu bewundern und mehr noch den Mann, der sie anführte – den Mann, der nun hinter den hölzernen Wänden droben auf der Hügelkuppe im Sterben lag. Es war ein bitteres Los, herumsitzen und auf den Tod warten zu müssen.
Vor zwei Tagen erst hatte der Earl von Buchan einen Spähtrupp angegriffen, alle Mann abgeschlachtet und liegen lassen, auf dass sie von den Krähen und Elstern gefressen wurden. Es hieß, The Bruce habe daraufhin versucht, sich von seinem Totenbett zu erheben, um einen Gegenangriff zu führen, aber gesehen hatte man den König nicht.
Plötzlich ging ein überraschter Aufschrei durchs Lager. Tayg und seine Kameraden standen sofort auf und spähten ins Halbdunkel. In der Dämmerung tauchte ein Ritter in voller Rüstung auf einem silbergrauen Streitross auf. Als der Ritter näher kam, war auf seinem Wappenrock der sprungbereite schottische Löwe zu erkennen, blutrot auf golden leuchtendem Hintergrund.
Tayg hatte des Rätsels Lösung in Gedanken gerade gefunden, als schon im Chor die Hochrufe laut wurden.
»Der König!«
»Der König lebt!«
Jubel brandete ringsum im Lager auf, als sich die fast siebenhundertköpfige Menge um den Mann scharte, den sie für Schottland schon verloren geglaubt hatte.
Der König hob eine Hand, und Stille senkte sich über das Heer. »Ich bin es!« Erst zitterte seine Stimme ein wenig, dann wurde sie fester.
Wieder erklangen rings um ihn her Rufe auf, diesmal lauter. Sie erfüllten die Luft mit Aufregung und Hoffnung. Tayg spürte, wie ihm eine Last vom Herzen fiel.
Abermals gebot der König Ruhe. »Wir haben heute Nacht eine wichtige Aufgabe zu erfüllen, und die will ich euch nicht allein tun lassen.« Jetzt war seine Stimme kräftig und trug leicht über die Köpfe der verstummten Menge hinweg.
Tayg drängte sich weiter auf den Mann zu, der nicht viel älter als Robbie war. Nun war er ihm so nahe, dass er die Blässe, die der Haut des Königs noch anhaftete, und seine dunkel eingefallenen Wangen erkennen konnte. Aber seine Haltung war aufrecht, seine Stimme stark, und in seinen Augen lag ein Widerschein jenes inneren Feuers, das die Krankheit nicht zu löschen vermocht hatte. Es war ein Wunder!
»Wir müssen Buchan das Blutbad, das er vor zwei Tagen unter unseren Männern angerichtet hat, heimzahlen. Ich werde diese edlen Krieger Schottlands nicht ungerächt lassen. Wir brechen
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