Rettung der Highlanderin (Herkunft der MacLeod) (German Edition)
sie sich an dem Stoff verbrannt. »Nein, ein so prächtiges Kleid kann ich nicht tragen.«
Enttäuschung bebte auf Isobels Lippen und in ihren Augen, und Catriona wurde bewusst, mit welcher Schärfe sie ihre Worte hervorgestoßen hatte.
Sprecht mit Bedacht.
Macht mich stolz.
Es war zu ihrem eigenen Besten, wenn sie seiner Bitte nachkam. Um seinetwillen würde sie ihre Zunge bestimmt nicht im Zaum halten. Sie lächelte dem Mädchen zu.
»Ihr solltet dieses Kleid heute Abend selbst tragen. Euer Vater sagte, es hätten viele Gäste auf dieser Burg vor dem Sturm Zuflucht gesucht. Ihr solltet in einem solchen Kleid alles überstrahlen, wenn Ihr so viele Fremde beherbergt.«
Die Enttäuschung des Mädchens schwand, und Catriona merkte, dass sie sich wirklich Mühe gab, freundlich zu sein. Nun, wenn mit Bedacht zu sprechen bedeutete, diesem Mädchen seine freundliche Geste zu gewähren, dann würde sie schon einen Weg finden, das zu tun, ohne zu viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
»Habt Ihr noch ein Kleid? Ein etwas schlichteres vielleicht? Ich möchte nicht die Blicke aller auf mich lenken, wie es in diesem herrlichen Gewand der Fall wäre.« Na also, damit hatte sie die Wahrheit mit Bedacht zum Ausdruck gebracht, und Isobel lächelte wieder, wenn auch nicht ganz so strahlend wie vorher.
»Aye, ich habe noch eines, aber mir ist noch nie ein so schönesMädchen wie Ihr begegnet, dass die Aufmerksamkeit eines jungen Mannes nicht auf sich lenken wollte.«
Isobels beiläufiges Kompliment erschreckte Catriona. Sie wandte sich dem Feuer zu und wärmte sich einen Moment lang die Hände, während sie versuchte, ihre Stimme wiederzufinden.
»Ich wollte Euch nicht verlegen machen«, sagte Isobel leise.
Cat lächelte sie über die Schulter hinweg an.
»Ich möchte keine solche Aufmerksamkeit erregen.« Wenigstens im Moment nicht, ergänzte sie im Stillen.
Ein Klopfen an der Tür unterbrach das Gespräch zu Catrionas großer Erleichterung.
Isobel öffnete die Tür. Zwei Burschen schleiften einen hölzernen Bottich von beträchtlicher Größe herein, vier weitere folgten mit Kesseln heißen Wassers. Sie kamen noch ein paar Mal, dann hatten sie die Wanne mit herrlich dampfendem Wasser gefüllt. Unterdessen hatte Isobel ein Stück kostbarer Olivenseife hervorgeholt, dazu ein Handtuch aus Leinen, einen Kamm und ein weniger aufsehenerregendes grau-grünes Kleid. Als Catriona versuchte, ihr verfilztes Haar auszukämmen, wollten ihr ihre Hände nicht recht gehorchen. Da nahm ihr Isobel sanft den Kamm aus der Hand und machte sich selbst daran. Und dabei hielt sie die ganze Zeit über ein einseitiges Gespräch in Gang und erzählte Catriona all den Burgtratsch, von ihrem Kräutergarten und dem Sturm, den die wetterfühligen Knie ihrer alten Tante Anne prophezeit hatten.
Als Catriona sich in den Bottich gleiten ließ, hoffte sie, dass Isobel sie für eine Weile allein lassen würde, doch das Mädchen setzte sich nur auf das Fußende des Bettes und plapperte munter weiter. Die Hitze drang langsam in Catriona ein und vertrieb die letzten Reste der eisigen Kälte, die sich in ihren Knochen eingenistet hatte. Gelegentlich nickte sie oder murrte etwas, eher um das Mädchen glauben zu machen, sie leiste ihr Gesellschaft, als aus dem Gefühl heraus, dass es nötig sei, sich an der Unterhaltung zu beteiligen.
Erst als Catriona im Wasser untertauchte, um ihr Haar nass zu machen, verstummte Isobel. Es herrschte auch Stille, währendCatriona es einseifte. Sie tauchte abermals unter, um die Seife auszuspülen, und als sie sich wieder aufsetzte, kniete Isobel wieder neben der Wanne.
»Wenn Ihr wollt, gieße ich etwas sauberes Wasser über Euer Haar.«
Catriona lächelte. Sie fühlte sich so entspannt wie seit Tagen nicht mehr. Sie nickte und lehnte den Kopf nach hinten. Warmes Wasser strömte über sie.
»Erzählt mir von Eurem Reisegefährten. Er ist nicht Euer Ehemann, oder?«
Die Frage überraschte sie. »Nay, er ist mein Bruder.«
»Und er ist ein Barde?«
Catriona nickte und ließ sich tiefer in den Bottich sinken, bis ihr Kinn das Wasser berührte, dafür aber ihre Knie in die kalte Luft ragten.
»Warum reist Ihr mit ihm?«
Das Mädchen hatte zu viele Fragen und Catriona zu wenig Antworten. »Tayg bringt mich zu meinem Verlobten.« Sie hielt sich an seine Geschichte.
»Tayg? Heißt Euer Bruder so? Diesen Namen habe ich bislang nur einmal gehört.«
Verdammt. Hatte Tayg seinen Namen genannt? Nay, das glaubte sie nicht.
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