Rettung der Highlanderin (Herkunft der MacLeod) (German Edition)
wünschen?«
Tayg zuckte innerlich zusammen bei dieser Beschreibung seiner selbst, und für einen Moment fühlte er sich Catriona fast verwandt. Über sich selbst derlei Worte zu hören, so wie er sie auch ihr gegenüber gesagt hatte, das war kein erhebendes Gefühl.
»Das ist nicht Tayg von Culrain, den du da beschreibst«, sagte er, darauf bedacht, sein schiefes Grinsen aufzusetzen, »na ja, bis auf die Eingebildetheit vielleicht, aber dazu hat er auch allen Grund.« Immerhin machte er den Mummenschanz, den er hier veranstaltete, gar nicht so schlecht, oder?
»Wenn er eingebildet ist, dann trifft auch alles andere auf ihn zu. Meiner Erfahrung nach sind diese Kerle alle gleich.«
»Und du hast reichlich Erfahrung mit Männern?«
Sie funkelte ihn an. »Genug jedenfalls. Ich habe mein ganzes Leben in einem Haushalt zugebracht, der bis zur Decke voll war mit Männern. Ich glaube, ich habe genauso viel Ahnung von ihnen wie jede andere Frau.«
»Ganz bestimmt.« Er schlug einen langsamen Takt auf der Trommel, dann blickte er über das knisternde Feuer wieder zu ihr hinüber. »Du vergleichst also alle Männer mit deinen Brüdern, ja?«
»Sie haben mir reichlich Erfahrung beschert. Zwar unterscheiden sie sich voneinander, aber jeder ist auf seine Art ein Schandfleck der Gesellschaft.«
»Alle?«
»Ailig ist manchmal ganz in Ordnung, wenn er allein ist, aber wenn die anderen dabei sind, bietet er ihnen nicht die Stirn. Er sagt nicht, was er denkt.«
»So wie du.«
»Aye. So wie ich.«
»Und du verachtest Ailig, weil er sich nicht so verhält wie du?«
»Nay. Ich verachte ihn nicht, allerdings beschreibt das recht treffend meine Gefühle für den Rest meiner Brüder. Mit Ailig habe ich … Mitleid.«
Taygs Hand hielt über der Trommel inne. »Mitleid? Warum denn?«
Catriona zupfte an der Kante des Plaids, in das sie sich gewickelt hatte, und hob die Schultern. »Es ist nicht so, dass er sich von den anderen herumkommandieren ließe, er tut nur nichts, um ihnen Einhalt zu gebieten. Ailig ist ein stiller Mensch, er bleibt für sich allein, mehr noch als die drei Schafe. Es scheint ihn nicht zu kümmern.«
»Was scheint ihn nicht zu kümmern?«
»Sein Stolz und was andere von ihm halten. Er lässt sich verspotten und verlachen, ohne den Übeltäter zur Rechenschaft zu ziehen oder sich irgendwie zu verteidigen. Immer setzt er nur sein eigentümliches kleines Halblächeln auf, als fände er alles nur leicht amüsant. Wenn er doch nur einmal …«
»Du möchtest, dass er sich ihnen widersetzt.«
»Aye. Nur einmal.«
»Warum?«
Sie sah ihn verblüfft an. »Damit sie aufhören. Was denn sonst?«
»Ach ja. Und das hat sich für dich so gut ausgezahlt, wie?«
Erkannte sie denn nicht, dass Broc immer noch so mit ihr spielte wie der beste Harfenist im Land auf seinem Instrument? Es schien, als wäre Ailig hinter das Geheimnis gekommen, wiemit ihrer Familie umzugehen war. Zu dumm, dass die sturköpfige Catriona nicht lang genug von ihrem Stolz ablassen konnte, um zu sehen, was da wirklich vor sich ging.
»Ich habe ich mich zum Narren gemacht, weil ich mich meinen Brüdern zu stark verbunden fühlte, um an mich selbst zu denken. In eine solche Lage werde ich nie wieder geraten.«
Irgendetwas in ihrem Tonfall verriet Tayg, dass sie nicht von ein- und derselben Sache sprachen. Der verlorene Ausdruck auf ihrem Gesicht zerrte an Tayg, und er spürte, dass er endlich die wahre Frau unter dem biestigen Äußeren sah, das sie für den Rest der Welt zur Schau trug. Diese harte, widerborstige Persönlichkeit schützte die weichere Seite des Mädchens, die er viel zu selten erblickte. Aber er schwieg, wollte ihre Stimmung nicht zerstören. Das verletzte Mädchen, das er da vor sich sah, faszinierte ihn. Nie wäre er darauf gekommen, dass ein solches sich hinter dieser Fassade verbarg.
»Wenn ich dir etwas erzähle, versprichst du mir dann, dass du nie ein Lied daraus machen wirst?« Jetzt sah sie ihn direkt an, wog offenbar seine Ehrlichkeit ab, ehe sie sich entschied, fortzufahren.
Das Versprechen fiel ihm nicht schwer, und so stimmte er bereitwillig zu, aber auch weil seine Neugier geweckt war durch ihr verändertes Gebaren und ihre plötzliche Bereitschaft, etwas von sich preiszugeben. Sein Versprechen schien sie zu überzeugen, und nun wandte sie den Blick wieder ab und flocht beiläufig ihr Haar.
»Als ich zwölf war, lagen wir ständig im Streit mit den MacDonells. Sie stahlen unsere Rinder. Wir holten sie uns
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