Rettung der Highlanderin (Herkunft der MacLeod) (German Edition)
zuzusehen, wie sie sich durch ihr provisorisches Zuhause bewegte, ihn umsorgte und den Platz des Pferdes säuberte. Dann reinigte und flickte sie erst ihre Kleidung und dann seine. Sie kochte und räumte auf. Sie klopfte sogar den Schmutz von seinem Plaid und seinem Umhang.
Nur eines tat sie nicht – mit ihm sprechen. Sie schaute ihm nicht in die Augen, und sie war sorgsam darauf bedacht, sich nicht von ihm berühren zu lassen oder ihn ihrerseits zu berühren, es sei denn, sie sah nach dem Verband um seine verletzten Rippen.
Nach einer Weile erhob Tayg sich abermals von seinem Lager, aber es gab nichts für ihn zu tun, außer in der winzigen Hütte auf und ab zu gehen. Es gab nichts zu tun, außer zu schlafen und zu essen … Sein Blick verharrte auf Cat, die merkwürdig still am Feuer saß. Ein seltsames Kribbeln schien abwechselnd über Taygs Rücken und durch seinen Bauch zu kriechen. Nay, es gab nichts zu tun, außer zu schlafen, mahnte er sich. Dieser Zustand war falsch. Es entsprach nicht seinem Naturell, sein Verlangen so niederkämpfen zu müssen. Und doch musste er es tun.
In seiner Verzweiflung schnappte er sich den Beutel, der seine Trommel enthielt. Sie glaubte nicht, dass er ein Barde war. Nun, jetzt konnte er ja einen spielen. Ein Barde würde Musik machen, wenn er irgendwo lang und im Kalten eingesperrt war. Er konnte für sie spielen, wenn er schon nichts anderes zu tun wagte.
Tayg nahm den Trommelstock in die Hand, platzierte die Trommel auf seinem Schoß und fing an, einen schlichten Takt zu schlagen. Catriona stand auf und ging zu ihrem Lager. Sie legte sich hin, zog eine Decke um sich, ließ ihn aber nicht aus den Augen.
Tayg sang erst nur für sich selbst, lauschte der Mischung aus seiner Stimme und dem Klang der Trommel. Er fand heraus, dasser ihr unterschiedliche Töne entlocken konnte, wenn er an verschiedenen Stellen aufs Trommelfell schlug, und so bewegte er seine Hand darüber, hierhin und dorthin, so wie er es bei anderen Barden gesehen hatte.
Er probierte ein zweites Lied und dann ein drittes. Er dachte, Catriona sei schon eingeschlafen, als er zu seiner Überraschung hörte, wie ihre schöne Stimme sich der seinen anschloss und ihr eindringlicher Sopran sich gleichsam um die Melodie herumwob.
»Du kannst das besser als ich«, sagte er nach dem Lied. Sie schenkte ihm ein mattes Lächeln, und er begann ein weiteres Lied, ein lebhafteres diesmal, geradezu munter für eine schottische Weise. Wieder stimmte sie mit ein, griff die Melodie auf und fügte ihr hier einen Triller und da einen Schnörkel hinzu, wie er sie noch nie gehört hatte.
»Du bist ja selbst eine Bardin, süße Cat.«
Der erschrockene Blick in ihren Augen verriet ihm, dass er etwas gesagt hatte, das er besser für sich behalten hätte. Schnell begann er wieder die Trommel zu schlagen und summte das Erste, was ihm in den Sinn kam.
»Versuchst du jetzt, mich wütend zu machen?«, fragte sie.
Er schüttelte den Kopf, summte die seltsam vertraute Weise dabei jedoch weiter. Noch wollten ihm die Worte dazu nicht einfallen, aber er wusste, dass er sich gleich erinnern würde. Weil er musste.
»Und wieder einmal weißt du nicht, was du da eigentlich summst, nicht wahr?«, meinte Cat.
»Doch …« Aber er wusste es nicht, noch nicht, nicht ganz.
»Süße Dolag von Fionn, sie ist so süß und schlau«, sang Catriona ihm die Worte vor.
»Ihr Haar, das ist wie Feuer, ihr Gesicht sieht aus wie Sau«, brachte er den Reim grinsend zu Ende. »Ach ja, jetzt erinnere ich mich wieder. Ich glaube, dieses letzte Stück lass ich weg, wenn ich es dem König vorsinge.«
»Warum willst du ihm dieses Gefasel vorsingen?« Ihr Ton war scharf.
»Dir gefällt mein Lied nicht?«
»Das ist doch kein Lied. Das ist etwas für betrunkene Idioten, mehr nicht.«
»Ja, aber wenn du mitsingen würdest, wie du es gerade getan hast, das würde das Stück über ein bloßes Trinklied hinaus erheben. Wie soll ich dem König denn sonst von den schönen Mädchen erzählen, die mir begegnet sind?«
Catriona setzte sich auf und lachte. »Wie kommst du auf die Idee, dass diese Mädchen sich vom König mit dessen Kriegern verheiraten lassen wollen? Ich vermute, selbst der berühmte Tayg von Culrain ist wie jeder andere Mann nur scharf darauf, die Zügel der Macht in die Hand zu nehmen – eingebildet, arrogant und ohne Ahnung von den Bedürfnissen und Gefühlen seiner Mitmenschen. Warum sollte sich eine Frau einen von diesen Kerlen zum Ehemann
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