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Rettungskreuzer Ikarus Band 005 - Requiem

Rettungskreuzer Ikarus Band 005 - Requiem

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 005 - Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Antagonist .«
Anande wusste, dass der Captain nicht vom Alkoholismus »geheilt« war.
Da eine lange Entzugstherapie zuviel Zeit gekostet hätte, hatte der Captain
den Weg gewählt, den heute die meisten Alkoholiker einschlugen, die die
Sucht in den Griff bekommen wollten: Sie unterdrückten ihre Abhängigkeit
durch die regelmäßige Einnahme genau abgestimmter Psychopharmaka.
So er deren Einnahme unterließ, war Sentenza wenige Tage später wieder
ein leichtes Opfer für jede Flasche Alkohol, die ihm in den Weg kam.
    Sentenza lächelte Anande offen an und schüttelte den Kopf. »Das
dachte ich auch erst, Doktor. Aber ich habe jetzt das Gefühl, dass es das
exakt richtige Kommando für mich ist – das richtige Schiff und die
richtige Besatzung. Vielleicht sind wir ja alle ein bisschen verrückt und
tragen einige schwere Packen auf unseren Schultern – aber das macht uns
trotz aller Hierarchie doch auf eine seltsame Art und Weise zu Schicksalsgenossen.
Ich kann Ihnen nur sagen, dass ich der Antagonist keine Träne nachweine.«
    Anande sah den Captain zweifelnd an. »Keine Träne?«
    Sentenza verzog das Gesicht. »Na gut ... vielleicht hin und wieder, wenn
keiner hinsieht.«
    Doch das befriedigte Schmunzeln des Captains sagte etwas anderes.
     

 
5.
     
    Verwirrung erfüllte die Vereinigung der Elemente, die sich durch die Energie
gestärkt und zuversichtlich fühlte. Die Lebewesen, die ihm die dringend
benötigte Labsal zugeführt hatten, mussten analysiert werden. Doch
die Datenbasis war alt, vom Zahn der Zeit angegriffen und unvollständig.
Außerdem hatte ein Wesen die Schnittstelle nicht richtig benutzt, sondern
eine Gliedmaße hineingesteckt, was dazu führte, dass die Analyse
durch den sicher unangenehmen Prozess des DNS-Scanning durchgeführt werden
musste. Die hereinkommenden Daten waren der Grund für die Verwirrung, und
noch verwirrter war das sich wieder etablierende Schiffsbewusstsein auf Grund
der Tatsache, dass die Kontrolle, die es über die von ihm geformte Ordnung
ausübte, nicht vollkommen war. Nachdem die verbliebenen Außensensoren
rekonfiguriert worden waren – ein Vorgang, für den in der Vergangenheit
nie genug Energie vorhanden gewesen war – ergab sich ein unscharfes Bild.
Das Raumschiff der Besucher war von der Ordnung umstellt und gesichert worden,
wesentliche Voraussetzung für eine genaue Analyse, aber klassische Schutzfeldtechnologie
hatte den weiteren Vormarsch gestoppt, und dann waren die Besucher mit Waffengewalt
der Stufe III gegen die Ordnung vorgegangen. Hier hatten in der vorgefundenen
Natur der Exilwelt programmierte Instinkte die Oberhand über die lange
vernachlässigte Ordnung erhalten und den Ring aufgelöst. Doch damit
waren die Probleme erst in ihrem groben Rahmen beschrieben. Der Zustand der
Vereinigung aller Teile des Bordgehirns war, trotz des beachtlichen Energievorrates,
nur mit dem Wort »katastrophal« zu bezeichnen. Es gab sogar einen
Teil der Vereinigung, der zwar durch die Energie zusammengefügt war, sich
dem Bewusstsein jedoch entzog, da die Zerstörungen des Schiffes eine Kontaktaufnahme
verhinderten. Der Teil blieb ohne Bewusstsein, aber doch aktiv.
     
    Das Bordgehirn des Wracks, sich seiner selbst in jeder Faser seiner Existenz
bewusst wie schon seit Jahrhunderten nicht mehr, wischte diese Gedanken brüsk
zur Seite. Die wenigen Analyseeinheiten, die noch mit einer nennenswerten Kapazität
arbeiteten, kamen zu ersten Ergebnissen. Die Außensensoren griffen hinaus
auf das fremde Schiff, dessen Technologie beachtlich, jedoch leicht zugänglich
war, und analysierte es. Zwei seltsame Erkenntnisse auf einmal drangen in das
Bewusstsein des Bordgehirns vor, und beide hatten keinen Bezug zueinander. Die
erste Erkenntnis war erschreckend und löste Verzweiflung aus. Die Zweite
schien der Ausweg.
    Das Bordgehirn entließ das Lebewesen aus dem Griff der Schnittstelle.
Es wusste alles, was es wissen wollte. Es war nur eine kleine Spur, verschwindend
gering sozusagen, kaum erkennbar, aber nichtsdestotrotz vorhanden. Das humanoide
Wesen in der Zentrale des Wracks trug das Zeichen der Ushu, und wer das Zeichen
der Ushu trug, war der erklärte Feind. Das Gehirn wusste nicht, warum das
so war und ob sich diese Information im Verlaufe der Zeit wohl als veraltet
herausgestellt hatte, denn diese Erkenntnis gehörte zur Basis seiner Existenz
und war tief in seinem

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