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Rettungskreuzer Ikarus Band 005 - Requiem

Rettungskreuzer Ikarus Band 005 - Requiem

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 005 - Requiem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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sie die Bestie
bereits vergessen.

    »Also, Captain, fangen Sie an.«
    »Vielleicht können Sie mir vorher noch die Injektion geben«,
stöhnte Sentenza mit blutunterlaufenen Augen und sah Anande fast flehentlich
an.
    Der Arzt erwiderte den Blick halb mitleidig, halb amüsiert. »Sie können
sich noch recht gut artikulieren, Captain. So lange das funktioniert, werde
ich Ihnen nichts injizieren. Das geschieht in Ihrem eigenen Interesse, denn
wer weiß, wie lange der Chief brauchen wird ...«
    Sentenza keuchte erneut und versuchte sichtlich, sich unter Kontrolle zu halten.
»Also gut, Doktor, Sie haben gewonnen«, gab er schließlich erschöpft
nach. »Die Geschichte fällt aber unter die ärztliche Schweigepflicht.«
    Anande verzog das Gesicht. »Ich mache das hier bestimmt nicht zu meinem
Vergnügen«, entgegnete er.
    Die Gestalt des Captains straffte sich, und er presste kurz die Lippen aufeinander.
»Doktor, Sie wissen, dass ich in der Marine des Galaktischen Multimperiums
gedient habe. Ich entstamme einer alten Offiziersfamilie. Wir sind allerdings
keine Adligen. Für Bürgerliche ist es im Imperium zwar nicht unmöglich,
doch sehr schwer, so weit voranzukommen, dass man ein eigenes Kommando erhält.
Für mich war die Marine trotzdem mein Leben ... Und ich bekam vom Schicksal
die Gelegenheit, dies unter Beweis zu stellen. Vor sieben Jahren wurde ich zum
jüngsten Senior Captain in der Kaiserlichen Raummarine des Multimperiums
befördert. Das war für einen Bürgerlichen ein absoluter Ausnahmefall
und war bisher in der Geschichte der Raummarine so gut wie nie vorgekommen –
jedenfalls nicht, dass ich mich daran erinnern könnte. Ich hatte als einziger
überlebender Kommandooffizier die Verteidigung von Ronus III gegen die
überraschende Invasion der Sidiri organisiert und erfolgreich abgewehrt.
Dafür wurde ich nicht nur mit dem höchsten Orden des Multimperiums
ausgezeichnet, ich konnte auch mit einer baldigen Ernennung in den Admiralsstab
rechnen.«
    Für einen kurzen Augenblick funkelte verhaltener Stolz in Sentenzas Augen.
    »Sie waren ein Held!«, stellte Anande trocken fest.
    Sentenza grinste verkniffen und nickte. »Es gab sogar eine Sentenza-Actionfigur
zu kaufen, falls Sie es genau wissen wollen.«
    Er hielt einen Augenblick inne und sammelte seine Gedanken. Es war sichtlich
schwer für ihn, die Geschichte zu erzählen. Der Schmerz stand in seinen
Gesichtszügen, und es war nicht nur der, den er in seinem Arm verspürte.
    »Ich bekam das Kommando über den Schlachtkreuzer Antagonist ,
einen hypermodernen Flottenneubau. Nach so einem Schiff leckt sich jeder Captain
der Flotte alle Finger und würde nahezu über Leichen gehen, um es
befehligen zu dürfen: fast 400 Meter Länge, 350 Mann Besatzung, mit
einer Bestückung, die einen Planeten aus dem All blasen kann. Um mir sein
besonderes Vertrauen zu beweisen, stellte mir Seine Kaiserliche Hoheit als Taktischen
Offizier seinen Sohn, Kronprinz Joran, zur Verfügung.«
    »Oh, oh!«, machte Anande leise. So langsam erahnte er etwas.
    Sentenza nickte bestätigend.
    »Genau. Kronprinz Joran war nicht nur der Liebling seines Vaters, er war
auch einer der unfähigsten Offiziere, die ich jemals erlebt habe. Da aber
auf der einen Seite die Tradition dem Kronprinzen gebot, eine Marinelaufbahn
einzuschlagen, und Joran auf der anderen Seite von seiner Eignung als Offizier
mehr als überzeugt war, wurde dies im Offizierscorps nirgends thematisiert.
Niemand tat sich und seiner Karriere einen Gefallen, wenn er jemanden aus dem
Kaiserhaus kritisierte ...«
    Anande lächelte verstehend. »Ich vermute mal, dass auch der frisch
dekorierte Senior Captain Sentenza daran nicht allzu viele Gedanken verschwendete
...«
    Sentenza bleckte die Zähne.
    »Der gerade hoch dekorierte, vom Volk und vor allem den jungen Frauen angehimmelte
Captain, dem der endlos verehrte Kaiser seinen Nachfolger zur Ausbildung anvertraut
hatte? Wohl kaum. Ich schwebte auf Wolke Sieben, ging von einem festlichen Empfang
zum nächsten, bewunderte mein schönes neues Schiff, genoss meinen
Heldenstatus – ich lebte wie in einem Rausch, der kein Ende nehmen wollte.
Ich bemerkte gar nichts mehr. Das begriff ich jedoch erst, als es längst
zu spät war.«
    Anande legte die Hände zusammen und sah Sentenza prüfend an. Das verzerrte
Gesicht war von Schweiß bedeckt. Egal, ob nur wegen der Schmerzen oder
der

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