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Rettungskreuzer Ikarus Band 007 - Netzvirus

Rettungskreuzer Ikarus Band 007 - Netzvirus

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 007 - Netzvirus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
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in
die Mauer ein, und Weenderveens Überlegungen gingen in einem Hagel aus
Betonstückchen unter.
    »Hör mit dem Mist auf, oder Dein Kumpel segnet das Zeitliche!«,
bellte einer der Männer, und sofort ließ Trooid die Zigarre fallen
– sie war schon aus, als sie auf dem Boden aufschlug, und der Qualm verflog
rasch.
    Aus dem Dunkel der Gasse kam mit langsamem Schritt das Kerlchen mit dem breitgestreiften
Anzug, das sie zusammen mit dem Dicken im Kellerraum gesehen hatten. Sein Grinsen
hatte etwas von einem Haifisch, als er Weenderveen und Trooid musterte.
    »Was haben wir denn da? Wieder zwei Spitzel von den Lennanes – und
genauso trottelig wie die ersten zwei.«
    Weenderveen horchte auf. »Wo sind die beiden anderen jetzt?«, verlangte
er zu wissen, aber seine Frage wischte das Lachen von Tinos Gesicht.
    »Das solltet Ihr wohl besser wissen als wir, Klugscheißer!«
    »Was sollen wir mit ihnen machen, Tino? Einsperren?«
    »Nein«, kam die gedehnte Antwort. »Wie der Boss gesagt hat, als
die anderen beiden aus der geschlossenen Zelle verschwunden sind – diese
Lennanes sind zu schmierig, um sie einsperren zu können. Und überhaupt,
was sollen wir mit denen noch? In einer Stunde ist deren ganze Familie nur noch
eine üble Erinnerung ...« Der schmächtige Mann fand sein Grinsen
wieder und schnippte lässig seine Zigarette in den Müll, bevor er
sich umdrehte. »Erschießt sie einfach.«
    »Weenderveen! Notfall-Auscheck. Denken Sie an das Codewort und die Symbole!«
    »Aber das kann uns umbringen!« Panik stieg in dem Robotiker auf –
das Abbrechen der Hirnstammverbindung durch den Notfall-Auscheck konnte zu irreparablen
Nervenschäden führen.
    »Vielleicht. Aber das hier bringt uns ganz sicher um.«
    Weenderveen sah, wie die Männer rechts und links von ihnen ihre Waffen
hoben – eine Zerstörung ihrer Daten hier im Netzwerk durch die Killerprogramme
des Virus war in der Tat schlimmer als das notfallmäßige Auschecken.
Er hörte das Klicken, mit dem der erste Gangster den Abzug betätigte,
presste fest die Augen zu und dachte an die Symbolfolge, die dem Interface den
Befehl für den Abbruch geben würde. Ein reißender Schmerz durchfuhr
ihn, und er wollte schreien, aber er hatte schon keinen Mund mehr. Wie eine
Flammenwelle jagte ein Brennen über seine Nervenbahnen. Dann spürte
er, wie ein Wirbeln ihn erfasste, ein vertrautes, übelkeitserregendes Gefühl
– und er begriff, dass das Auschecken nicht funktioniert hatte. Das Virus
hatte sie immer noch – und riss sie tiefer in seine Codes hinein.
     

 
5.
     
    »... das Interface hat den Auscheck-Versuch vor dreizehn Minuten registriert.
Seitdem sind die neuralen Messwerte Weenderveens auf dem gleichen Niveau wie
die der beiden anderen Cyberingenieure, und auch zu Trooid gibt es keine Verbindung
mehr – grob gesagt ist sein elektronisches Bewusstsein ebenso in dem Virus
gefangen wie das der Menschen. Soweit mein medizinischer Bericht.«
    »Und?« Sentenza sah die Besorgnis in Anandes Gesicht, das den Bildschirm
vor ihm füllte, jedoch auch die steile Falte zwischen den Augenbrauen,
die ihm sagte, dass noch etwas ganz anderes den Arzt beschäftigte. Die
Antwort des schmalen Mannes kam zögernd.
    »Genau kann ich das noch nicht sagen, Captain. Aber es ist mir aufgefallen,
dass die körperliche Verfassung Weenderveens in diesem Zustand sehr viel
stabiler erscheint als die der beiden Ingenieure, auch seine grundlegenden Hirn-
und Nervenfunktionen, die dem Erhalt des Körpers dienen, sind aktiver.
Wenn es uns gelingt, Weenderveen innerhalb der nächsten zwei bis drei Stunden
aus diesem Netzwerk-Koma zu holen, dann sehe ich keine Gefahr für seine
Gesundheit. Bei ›Melodie‹ und ›Ohboy‹ traten schon ziemlich
früh erhebliche Komplikationen auf – die ich bisher auf die Belastung
durch die untrennbare Hirnstammverbindung geschoben habe.«
    Sentenza nickte. »Ich verstehe. Entweder ist Weenderveen in einer sehr
viel besseren körperlichen Verfassung, oder irgendetwas anderes ist bei
den Ingenieuren schief gelaufen.«
    »Ich habe mir die medizinischen Aufzeichnungen besorgt und werde sie noch
einmal genau durchgehen ... mehr kann ich im Moment ohnehin nicht tun.«
    »Gut. Geben Sie Bescheid, wenn Sie etwas herausfinden.«
    Nachdenklich trennte Sentenza die Verbindung zum Arzt der Ikarus und
stützte sein Kinn auf eine Faust. Dann hatte also auch Trooid der

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