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Rettungskreuzer Ikarus Band 007 - Netzvirus

Rettungskreuzer Ikarus Band 007 - Netzvirus

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 007 - Netzvirus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
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deutete mit der brennenden Zigarre auf Tino. »Diese Frau treibt es
einfach zu weit! Sie gibt sich nicht geschlagen, obwohl sie schon besiegt ist,
Tino, verstehst Du? Sie hält sich nicht an die Spielregeln. Ich habe sie
in den hintersten Winkel Chicagos vertrieben, wo sie höchstens ein paar
Schutzgelder in Kramerläden erpressen könnte, und sie holt sich eine
Gruppe von kompletten Versagern zusammen, macht ganz oben neue Freunde und fordert
mich damit heraus!« Den letzten Satz hatte er gebrüllt, aber dann
wurde seine Stimme plötzlich ganz sanft. »Das kann ich nicht durchgehen
lassen, Tino, oder? Damit fordert sie nicht nur mich heraus, sondern die ganze
Familie. Ich hab's immer wieder friedlich versucht, Du weißt das, aber
jetzt ist es genug.«
    Der dürre Mann schluckte schwer, grinste dann aber wieder.
    »Ja, selbst schuld die Frau, dass sie sich jemanden wie Dich zum Feind
gemacht hat, Boss! Dann geht's heute noch los, ja? Machen unsere Jungs die Sache?«
    Der fette Mann schüttelte den Kopf und inhalierte den Zigarrenrauch.
    »Nein, Tino, das wäre dann doch zu auffällig. Ich habe ein paar
Spezialisten angeheuert, aus New York, die verstehen ihr Handwerk wirklich.
Da hat sie keine Chance.« Der Dicke warf einen Blick auf seine Armbanduhr.
»Die sind auch schon auf dem Weg. Um Punkt Mitternacht sollte die Aktion
losgehen.«
    »Du hattest schon immer einen Hang zur Dramatik, Boss!«
    »Ja. Und dann ist es vorbei mit der Lennane-Familie!« Der Fette beugte
sich vor und drückte die Zigarre hingebungsvoll auf einem Bild aus, das
vor ihm im Chaos des Schreibtisches lag. »Vorbei.«
    Weenderveen hatte sich während der ganzen Szene nicht gerührt, doch
nun streckte er sich in dem Versuch, das Foto zu erkennen, das den Zorn des
dicken Mannes auf sich gezogen hatte. Er passte einen Moment ab, in dem die
beiden Männer im Kellerraum abgelenkt waren, und wünschte sich dann,
besser sehen zu können – sogleich erschien eine Brille mit dicken
Gläsern auf seiner Nase, und der Tisch sprang ihn förmlich an. Doch
das half ihm leider wenig, denn die Zigarrenglut hatte das Foto beschädigt.
Versuchsweise stellte er sich vor, wie es restauriert würde, und tatsächlich
war in sein Interface ein Programm zur Wiederherstellung beschädigter Daten
eingebaut. Ein Pinselchen erschien über dem Bild und fing damit an, sorgsam
die Asche wegzufegen. Auch wenn es unlogisch erschien, darunter war das Foto
unbeschädigt. Das Gesicht der Frau darauf war ihm, trotz der altmodischen
Lockenfrisur, sehr vertraut.
    »Sally McLennane«, bestätigte ihm Trooids Flüstern. »Dann
ist sie das Ziel des Virus-Angriffes.«
    »Und das Virus ist nur der erste Teil, um die Sicherheitstechnik von Vortex
Outpost lahmzulegen. Trooid, was meint der Typ mit ›Spezialisten aus New
York‹?«
    Die Gestalt auf der Papiertüte zuckte die Schultern und nahm ein Monokel
vom Auge.
    »Vermutlich ein Angriffskommando, das mit dem Raumcorps und den Intrigen
selber nichts zu tun hat – also nicht zur Familie gehört. Wenn die
Zeitrechnung des Dicken nicht pure Phantasie ist, dann bleibt der Station nicht
mal mehr eine Stunde bis zum Angriff.«
    »Und wir haben die Infos und hängen hier fest«, stöhnte
Weenderveen. »Irgendwo muss es doch einen Ausgang aus diesem Virus geben?«
    Bevor Trooid antworten konnte, schreckte ein Geräusch vom Ende der Gasse
sie auf. Zwei Männer in halblangen Mänteln traten vor das Licht der
Straßenlaternen – in ihren Händen trugen sie eindeutig klobige,
uralte aber deswegen vermutlich nicht weniger wirksame Projektilgewehre.
    »Keine falsche Bewegung, oder wir machen ein Sieb aus euch!«, drohte
der eine von ihnen, und Weenderveen glaubte ihm sofort. Hinter dem Müllcontainer
hörte er eine weitere Person hervortreten und eine raue Stimme, die ihn
aufforderte, mit erhobenen Händen aufzustehen. Trotz seiner misslichen
Lage stellte Weenderveen fest, wie einfach das mit diesem jungen Schein-Körper
ging – in seiner wirklichen Gestalt hätte er der Aufforderung nur
weitaus mühsamer nachkommen können. Aus den Augenwinkeln sah er, wie
Trooid eine Zigarre aus seiner Brusttasche fingerte, die sich sofort entzündete
– dichte Qualmwolken stiegen von ihr auf und verhüllten seine Gestalt.
    » Ein Programm zum Maskieren von Daten! Ob mein Interface das auch ... «
Ein scharfer Feuerstoß aus einem der Gewehre schlug dicht neben ihm

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