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Rettungskreuzer Ikarus Band 008 - Das Janus-Elixier

Rettungskreuzer Ikarus Band 008 - Das Janus-Elixier

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 008 - Das Janus-Elixier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Salzmann
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Mutterwelt. Gemäß der
neuen Anweisungen sollten die Helfer vom Raumcorps direkt zum Hafen von Komplex
H geleitet werden und vollste Unterstützung erhalten. Erste Todesopfer
der Epidemie wurden bereits beklagt, und mehr als ein Viertel der Bevölkerung
hatte sich infiziert. Nähere Erklärungen über den erstaunlichen
Wandel oder gar einige Worte des Bedauerns hatte es für die Ikarus -Crew
jedoch nicht gegeben.
    »Nun fassen Sie sich wieder«, entgegnete Sonja streng, ohne den Blick
von den Kontrollen zu lösen. »Wir leben noch. Die Ikarus hat
keine nennenswerten Schäden erlitten. Auf Cerios wird man uns nicht behindern,
wenn wir unsere Arbeit erledigen. Falls es Sie beruhigt: Die ganze Angelegenheit
wird natürlich für den Konzern ein Nachspiel haben.«
    »Das ist Unsinn, Sonja, und das wissen Sie. Bei der Lebensspender Inc. werden einige unwichtige Köpfe rollen, vermutlich die der Kapitäne
und des einen oder anderen Verwaltungshengstes, doch die wahren Rädelsführer
kommen garantiert ungeschoren davon. Selbst ein hohes Bußgeld und den
Umsatzrückgang durch den Imageverlust kann der Konzern verkraften.«
    Die Ingenieurin fing einen warnenden Blick Sentenzas auf, zuckte mit den Schultern
und verzichtete auf eine Erwiderung, die Anande nur angestachelt hätte,
sich noch weiter zu ereifern. Die anderen schwiegen; sogar Thorpa schien ausnahmsweise
kein Interesse an einer Debatte mit dem Mediziner zu haben.
    Der hochgewachsene Arzt biss sich auf die Lippen. Die Strafe konnte nicht hoch
genug sein, für jemanden, der menschliches Leben so leichtfertig aufs Spiel
setzte, fand er. Die Kapitäne und ihre Piloten hatten sich mitschuldig
gemacht an allen Todesopfern, die nicht nur das kurze Gefecht, sondern auch
die Seuche gekostet hatte und noch kosten würde. Wie viele Leben hätten
erhalten werden können, hätte man die Ikarus nicht von ihrer
Mission abzuhalten versucht und stattdessen die Bemühungen der planetaren
Ärzte unterstützt! Doch die eigentlichen Täter hockten irgendwo
auf dem Planeten, in der Sicherheit ihrer Luxus-Appartements und –Büros.
Sie dachten nur an ihren persönlichen Vorteil, aber nicht an das Schicksal
ihrer Untergebenen, die für sie lediglich eine breite, gesichtslose Masse
von ersetzbaren Marionetten darstellten.
    Weshalb begriff die Ingenieurin nicht, wie amoralisch nicht nur die Lebensspender
Inc. handelte, sondern sogar das eigene Rechtssystem, das unfähig war,
solche Ereignisse korrekt zu ahnden? Auch die anderen schienen das Geschehene
als erledigt und nicht mehr zu ändern hinzunehmen, ohne länger darüber
nachzudenken. Was für sie zählte, war bloß das Jetzt, die neue
Situation, auf die sie sich rasch eingestellt hatten, und ihre bevorstehende
Aufgabe.
    Anande gestand sich ein, dass er offenbar nicht so schnell und flexibel war.
All diese Gedanken konnte er nicht einfach aus seinem Kopf verdrängen.
Vielleicht war er beim Freien Raumcorps schlicht fehl am Platz. Es ging doch
bloß um die Erledigung von Aufträgen, um einen permanenten Wettlauf
gegen die Zeit, um interne Machtkämpfe – wobei kein Raum blieb für
ethische Überlegungen und Taten. Die Humanität , derer sich
die Rettungsabteilung rühmte, war zu einem Schlagwort verkommen.
    Plötzlich fühlte sich Anande sehr einsam und isoliert, obwohl er begonnen
hatte, seine Kollegen zunehmend als Freunde zu betrachten und versuchte, sich
ihnen gegenüber ebenfalls weniger zurückhaltend zu geben, insbesondere
nachdem er von Sentenza unerwartet über die Hintergründe seines tiefen
Falls ins Vertrauen gezogen worden war.
    Verwirrt wischte er sich über die hohe Stirn und strich sein dunkles Haar
zurück. Es war alles so sonderbar. Manchmal glaubte er, nicht wirklich
er selbst zu sein. Was war da nur gewesen, an der Stelle in seinem Gedächtnis,
an der es bloß den dunklen Fleck gab? Wenn es ihm nur endlich gelingen
würde, eines dieser Bilder festzuhalten, das manchmal wie ein Funke aufglomm,
nur um im nächsten Moment wie eine Sternschnuppe am Nachthimmel zu verglühen.
Seine Selbstzweifel und Ängste wurden mit jeder dieser vagen Visionen stärker.
Wollte er wirklich mehr über seine Vergangenheit wissen? Oder war es besser,
diese ruhen zu lassen? Er fühlte sich hin und her gerissen. Hatte er einen
Unfall gehabt? Sich selbst ein hässliches Erlebnis ausgelöscht? Oder
war ihm das ... angetan worden?

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