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Rettungskreuzer Ikarus Band 011 - Die Erleuchteten

Rettungskreuzer Ikarus Band 011 - Die Erleuchteten

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 011 - Die Erleuchteten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kay
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den Lehren des Erlösers, Tochter?«, unterbrach
Superior Saladin die Richterin.
    »Nein«, beeilte sie sich zu sagen, doch es kam eine Spur zu rasch,
als dass Saladin ihr Glauben schenken konnte. »Ich ... ich dachte nur,
dass sie allein sind, jetzt da die Energiezufuhr unterbrochen wurde.«
    »Sie sind niemals allein«, warf Saladin ein. »Der Erlöser
und die Flamme in ihrem Herzen auf dem beschwerlichen Weg der Erleuchtung werden
immer bei ihnen sein.«
    »O wenn sie den Erlöser doch nur sehen könnten«, sagte Dorothea.
»Seine Milde und Gnade spüren könnten. Es würde sie bestimmt
auf den rechten Weg führen und ihnen den Pfad der Erleuchtung zeigen.«
    Superior Saladin schwieg eine Weile. Natürlich machten die Worte der Richterin
Sinn. Die Isolation der Suchenden in Tempelraum Vier konnte dazu führen,
dass sie von ihrem Glauben abkamen und das Vertrauen in den Erlöser verloren.
Er fragte sich, ob es Möglichkeiten gab, in dieser Richtung etwas zu unternehmen.
    Schließlich sagte Saladin: »Deine Gedanken werden den Erlöser
erreichen, Tochter Dorothea. Nun begib dich ins Cernum und erneuere dich. Deine
Aufgabe ist der dreiundzwanzigste Stern des Rashetts. Mögest du Erleuchtung
finden.«
    Der Superior unterbrach die Verbindung. Sie ahnte, dass die Erneuerung längst
fällig war. Einmal mehr aktivierte sie das Terminal und wartete, bis einer
ihrer Akolythen sich meldete. Es war Oswin, der ihren Ruf beantwortete. Sein
vernarbtes Gesicht füllte den gesamten Schirm aus. Sicher war er einmal
ein hübscher Anblick gewesen, doch der Unfall vor zwei Jahren hatte ihn
derartig verunstaltet, dass ihn seither keine Frau mehr angeblickt hatte. Mit
Ausnahme Dorotheas. Sie dankte dem Erlöser, dass er das Zölibat auf
dem Weg der Erleuchtung schon vor Äonen aufgehoben hatte.
    »Euer Exzellenz«, begrüßte Oswin seine ihm vorgesetzte
klerikale Mentorin.
    »Wir halten einen Gottesdienst in Tempelraum Sechs ab. In einer Stunde.
Bitte bereite alles vor und lade die Suchenden und Adepten der ersten beiden
Ebenen ein. Jeder, der momentan dienstfrei hat, soll anwesend sein. Gib auch
Dinah Bescheid. Sie soll das Ritual der Erneuerung vorbereiten. Stern Dreiundzwanzig.«
    Oswin nickte und wartete, bis Dorothea abschaltete. Die Richterin atmete tief
durch. Sie ertappte sich dabei, wie ihre Gedanken abermals zu den Eingeschlossenen
in Tempelraum Vier wanderte. Beinahe schon krampfhaft schüttelte sie sie
ab und versuchte, sich auf den einberufenen Gottesdienst zu konzentrieren.
     

 
3.
     
    Es duftete nach Holunder. Der Geruch von Kirsch und Flieder lag ebenfalls in
der Luft. Unter Saladins Füßen knirschte das Gras. Er war bereits
zweimal stehen geblieben und hatte die frische, warme Luft in sich eingesogen.
Es war stets eine Wohltat, die unteren Ebenen der Zuflucht zu verlassen
und hierher ins Freie zu kommen. Der Sauerstoff ging nicht durch die Wiederaufbereitungsanlagen,
sondern wurde direkt durch die verschwenderisch angelegte Flora des Gartens
produziert.
    Saladin breitete die Arme aus und schloss die Augen. Er spürte den sanften
Wind auf seiner Haut, die Wärme des Lichtrings, der Sonnenhelle auch in
die letzten Winkel des Gartens der Zuflucht brachte.
    Das Paradies , dachte er und schlug die Lider auf. Er blickte nach Norden
und vermochte von seinem jetzigen Standpunkt aus nicht einmal das Ende des Gartens
zu sehen. Die ganze Anlage besaß einen Durchmesser von zweihundert Metern
und war weit mehr als ein gewöhnlicher Garten .
    Saladin wandte sich zu den beiden Guardians um, die ihn ständig begleiteten.
Sie waren an der Nordschleuse des Turms verharrt und erwarteten seine Befehle
oder würden ihm überall hin folgen. Sie schützten ihn mit ihrem
eigenen Leben.
    »Ihr wartet hier!«, sagte Saladin.
    »Wie Ihr wünscht, Eminenz«, erwiderte einer der beiden.
    Saladin setzte sich nach Norden in Bewegung. Es gab einen mit Kies bedeckten
Pfad, doch der Superior zog es vor, querfeldein zu gehen, auch wenn dies bedeutete
hin und wieder dichten Sträuchern oder Hecken auszuweichen. Er gelangte
zur Waldzone. Laubbäume wuchsen hier zwischen Tannen und Palmen. Die gezielte
Klimasteuerung von einzelnen Bereichen der Zuflucht machte es möglich,
ausreichende Verhältnisse für fast jede erdenkliche Pflanzenart zu
schaffen. Inmitten einer Schar von Palmwedeln lag die Blockhütte des Erlösers.
Das kleine Holzgebäude war zwar nur

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