Rettungskreuzer Ikarus Band 011 - Die Erleuchteten
ich glaube, dass es das ist?«
Joel Lemore nickte mit ernstem Blick, worauf Sentenza sich seufzend abwandte
und den Bildschirm anstarrte, der die letzten flackernden Blitze explodierender
Asteroidentrümmer zeigte, die miteinander kollidierten.
»Könnten Sie uns bitte auch aufklären, Captain?«, fragte
Weenderveen.
»Ist Ihnen der Name Gemeinschaft der galaktischen Erlösung ein Begriff?«, fragte der Priester in die Runde.
Weenderveen und Thorpa sahen sich ratlos an. Sonja schüttelte den Kopf.
Nur Trooid hob einen Arm, um sich zu Wort zu melden.
»Eine religiöse Gruppe, die im Volksmund unter dem Namen Die Erleuchteten bekannt geworden ist.«
»Von denen hab ich schon mal was gehört«, sagte Darius Weenderveen.
»Ist das nicht eine Art Sekte?«
Joel Lemore nickte. Seine Miene hatte sich verfinstert. Anscheinend sprach er
nicht gern über das Thema. Er berichtete den Besatzungsmitgliedern der Ikarus das, was er über die Erleuchteten wusste. Und als er endete,
begriffen sie, warum die Rettungskapsel explodiert war.
Einige Trümmer lagen noch im Gang herum, doch die Reparaturmannschaft hatte
bereits erstklassige Arbeit geleistet und die durch die Detonation aufgerissenen
Wände zusammengeflickt. Hier und dort hingen lose Daten- und Energieleitungen
von der Decke. Vereinzelt sprühten Funken aus verendeten Terminals oder
Relaisschaltungen. Noch immer lag ein grauer Dunst in dem Korridorabschnitt,
der von dem Unfall betroffen war, doch die Ausbesserungsarbeiten schritten schneller
voran, als man gedacht hatte.
Der Guardian trat rasch beiseite, als er Richterin Dorothea gewahrte, die in
den zerstörten Flur trat und sich selbst ein Bild über das Ausmaß
der Schäden machen wollte. Ihre orangefarbene, weit geschnittene Robe leuchtete
unnatürlich durch die finsteren Rauchschwaden. Mit Ausnahme des Guardians
trugen alle Leute der Reparaturmannschaft die grauen Gewänder der Suchenden
– sie standen auf der untersten Stufe der Hierarchie der Erlösung.
»Berichte!«, forderte Dorothea den Guardian mit ihrer sanften Stimme
auf, während ihre Blicke durch den Korridor schweiften.
Der Mann straffte sich und präsentierte den Elektrospeer gemäß
der Etikette des Erlösers. Richterin Dorothea sah ihn an. Zu gern hätte
sie ihm in die Augen geblickt, doch die lagen unter dem verdunkelten Visier
seines martialisch wirkenden Helmes verborgen.
»Die Reparaturen sollen in den nächsten zwei Stunden abgeschlossen
sein, Euer Exzellenz. Die Energiezufuhr zum Tempelraum Vier ist jedoch noch
immer unterbrochen.«
Dorothea schloss für einen Moment die Augen und sandte ein stummes Stoßgebet
zum Erlöser. Ihr behagte der Gedanke nicht, dass eine Handvoll Suchender
und der Akolyth Prospero noch immer ohne funktionierende Lebenserhaltung in
dem Tempelraum eingeschlossen waren.
Blasphemie , wisperte die Stimme ihres Gewissens. Sie würde sich
der Erneuerung stellen müssen, wenn ihre Gedanken weiterhin diese Wege
beschritten. Alles, was um sie herum geschah, war der Wille einer höheren
Macht, der sie dienten, dessen Bote der Erlöser war. Sie mussten sich dieser
Macht bedingungslos fügen, nur dann würden sie aufgehen in den Reihen
der Geläuterten und Erleuchteten.
Die Richterin nickte dem Wächter kurz zu. Sie wandte sich zum Gehen, dabei
streifte ihr Blick das Portal zum vierten Tempelraum. Vor ihrem geistigen Auge
tauchte das Bild der Suchenden auf, wie sie in Panik gegen die Wände hämmerten,
um Hilfe schrien und dabei ihre letzte Atemluft verbrauchten. Dorothea schüttelte
die lästerlichen Gedanken ab. Sie verließ den vom Unfall heimgesuchten
Korridor und wandte sich in einem weniger frequentierten Gang einem Kommunikationsterminal
zu.
Der Bildschirm flimmerte kurz, dann war das Gesicht eines Mannes in ebenfalls
orangefarbener Robe zu sehen. Im Gegensatz zu Dorothea trug er jedoch eine schwarze
statt einer blauen Schärpe – er war der Superior der Zuflucht .
»Euer Eminenz«, sprach Dorothea ihn förmlich an und gab dann
den Kurzbericht über die Reparaturen weiter. Als sie danach zögerte,
sich gemäß der Etikette zu verabschieden, deutete der Superior ihr
Benehmen richtig.
»Was liegt dir auf dem Herzen, Tochter?«
»Ich muss an die Gebetsrunde im Tempelraum Vier denken«, gestand sie
schleppend. »Ständig sehe ich ihre Gesichter vor mir und male mir
ihre Qualen aus. Ich frage mich, ob ...«
»Zweifelst du an
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