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Rettungskreuzer Ikarus Band 011 - Die Erleuchteten

Rettungskreuzer Ikarus Band 011 - Die Erleuchteten

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 011 - Die Erleuchteten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kay
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undeutlich im Grün der Gewächse
zu erkennen, doch die vier Guardians, die in unmittelbarer Nähe davor postiert
waren, machten es umso einfacher, es aufzuspüren.
    Der Lauf des Südbachs mündete in einem etwa zehn Meter durchmessenden
Teich, der den direkten Zugang zum Heim des Erlösers verwehrte. Darüber
führte eine hölzerne Brücke, vor der sich zwei der Guardians
aufgestellt hatten. Als sie Saladin gewahrten, verneigten sie sich und ließen
ihn passieren, doch er wurde von den beiden Wächtern auf der anderen Seite
aufgehalten.
    »Wartet bitte, Euer Eminenz«, zischte der eine unter seinem Helm hervor.
Gleichzeitig drückte er eine unscheinbare Taste am Handgelenk des gepanzerten
Handschuhs und wartete auf den Bestätigungston. Erst dann durfte Saladin
seinen Weg fortsetzen.
    Der Pfad zur Hütte wurde flankiert von kleineren Büschen und Heckenabschnitten.
Neben dem Heim war eine Senke ausgehoben worden. Ein Teil des Teichwassers wurde
hierher umgeleitet und unterirdisch erhitzt. Saladin sah die blubbernden Wasserblasen
aus dem heißen Bad aufsteigen. Ein Luxus, der auch ihm und den Richtern
der Zuflucht zuteil wurde. Zwar besaßen sie nicht Hütten von
der Größe des Erlöser-Heims, doch sie alle wussten die Annehmlichkeiten
des Gartens zu schätzen. Saladins eigenes Heim befand sich nur fünfzig
Meter von dem des Erlösers entfernt, allerdings versperrten die Bäume
die Sicht. Jeder Bewohner des Gartens genoss seine Privatsphäre.
    Die Tür der Hütte wurde geöffnet. Eine junge Frau mit blondem
Haar lugte aus dem Spalt hervor. Ihre Augen waren stark gerötet. Sie selbst
wirkte wie gerädert. Sie blinzelte ins Tageslicht und brachte ein kaum
verständliches »Ja?« hervor.
    Saladin seufzte innerlich. Eine weitere Konkubine des Erlösers. Er wechselte
sie, wie die Akolythen ihre Roben zum täglichen Reinigungsritual.
    Das Feuer der fleischlichen Lust entfacht das Licht der Seele und führt
uns der Erleuchtung einen Schritt näher.
    Die Worte des Erlösers hallten in seinem Bewusstsein nach. Natürlich
machte es Sinn, sooft wie möglich die Zuneigung anderer zu suchen. Und
der Bevölkerungserhalt und -zuwachs waren auf diese Art auch gesichert.
Jedes zweite Mädchen, das der Erlöser zu sich holte, wurde gleich
in der ersten Nacht schwanger.
    Saladin beneidete den Führer um seine Potenz. Ihm selbst war es schon seit
vielen Jahren nicht mehr vergönnt gewesen, sich zu einer Frau zu legen.
Ein Unfall auf Angelus Prime hatte ihn nicht nur sterilisiert, sondern auch
jegliche Lust in ihm erstickt.
    »Ja?«, wiederholte das Mädchen, sichtlich schlaftrunken, vielleicht
auch noch im Rausch der Triebe gefangen, die der Erlöser in ihr entfacht
hatte.
    »Ich bin Superior Saladin«, sagte Saladin. »Erkennst du mich
nicht, Tochter?«
    Sie versuchte die Lider ein wenig mehr als einen Spaltbreit zu öffnen,
was ihr kläglich misslang. Statt dessen gab sie den Weg frei. Als Saladin
auf der Schwelle stand, zwängte sie sich an ihm vorbei, schlüpfte
aus ihrem Leibchen und glitt in das sprudelnde Nass des Whirlpools. Saladin
beachtete sie nicht weiter und setzte seinen Weg durch den schmalen Korridor
der Hütte fort. Außenstehende hätten den Wohnsitz des Erlösers
vielleicht in einem prunkvollen Palast vermutet, doch die Abgeschiedenheit des
Gartens war ihm Luxus genug.
    Saladin durchmaß den Wohnraum. Er wirkte unbenutzt. Anscheinend hatte
sich noch niemand bequemt, für Frühstück zu sorgen. Der Superior
warf einen Blick auf den Wandchrono. Es war fast Mittag und Zeit für die
Gebete.
    »Euer Heiligkeit?«, rief Saladin aus.
    »Ich bin hier, Saladin«, ertönte eine sonore Stimme aus dem Schlafraum
nebenan. Die Tür wurde aufgedrückt, und ein hochgewachsener Mann mit
langem, dunklem Haar und einem gepflegten Bart trat in das Wohnzimmer. Er raffte
seine weiße Robe zusammen und schlug die goldene Schärpe darum. Dann
schlenderte er zu der Wohnlandschaft hinüber und ließ sich in die
weichen Polster fallen.
    Saladin erhaschte einen Blick in die Gemächer des Erlösers und sah,
wie sich in den Laken des Drei-Meter-Betts ein nackter Mann rekelte. Der Erlöser
machte keinen Unterschied, wen er sich für die Entfachung des Lichtes seiner
Seele ins Bett holte.
    Saladin wandte sich zu seinem Führer um, der es sich in den Polstern bequem
gemacht hatte.
    »Euer Heiligkeit ...«, begann der Superior, aber der andere

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