Rettungskreuzer Ikarus Band 011 - Die Erleuchteten
winkte
mit einem Lächeln ab.
»Wir sind unter uns, Saladin.«
»Asiano«, kam es zitternd über die Lippen des Superiors. Er fühlte
sich stets unwohl dabei, den Namen des Erlösers auszusprechen. Obwohl er
wusste, dass ihm damit eine große Ehre zuteil wurde. Nicht einmal die
beiden anderen Superiores auf Angelus Prime oder der Kelleson-Minenkolonie pflegten
ein derart tiefes Verhältnis zu ihrem religiösen Führer. Einer
der Vorteile, wenn man sich in der Zuflucht befand.
»Wie ist unser Status?«, fragte Asiano und drückte beiläufig
eine Taste eines in die Armlehnen des Sofas eingelassenen Paneels. Auf der gegenüberliegenden
Seite des Wohnzimmers schob sich eine Tür seitwärts in die Fugen.
Dahinter wartete ein relativ junges Mädchen in knapper Tunika im Grau der
Suchenden. In seinen Händen hielt es ein Tablett mit zwei Bechern, aus
denen kräftig Kohlensäurebläschen perlten.
Die Bedienstete verneigte sich vor Asiano und bot ihm eines der Gefäße
dar, anschließend wandte sie sich Saladin zu, der jedoch dankend verneinte.
Das Mädchen verschwand im Nebenraum.
Zu Beginn seines Eintritts in Asianos Glaubensgemeinschaft, hatte er sich gefragt,
warum die niederen Arbeiten nicht von Dienstrobotern oder Service-Androiden
ausgeführt wurden. Asiano duldete keine unbeseelten Kreaturen in seiner
Nähe. Zumindest keine, die der menschlichen Gestalt nachempfunden worden
waren.
»Der Antrieb ist noch immer durch die Rückkopplung beschädigt«,
berichtete Saladin auf Asianos Frage hin. »Unsere Reparaturteams benötigen
mindestens noch zwei Tage, ehe wir wieder hyperraum-tauglich sind.«
»Das ist bedauerlich«, murmelte Asiano. »Was liegt hier in der
Nähe?«
»Wir sind im Albira-System aus dem Hyperraum geschleudert worden. Allerdings
besitzt man hier kein Sprungtor. Die Bewohner von Albira II haben auch schon
mit dem Turm Kontakt aufgenommen und verlangt, dass wir das System schnellstmöglich
wieder verlassen.«
»Wie ungastlich«, kommentierte Asiano und nippte an seinem Getränk.
»Sie gehen wohl nicht ganz mit unseren ... Glaubensgrundsätzen konform.«
»Sie haben Angst«, behauptete der Erlöser. »Sie fürchten
sich davor, ihre Schäfchen könnten zu uns überlaufen, wenn wir
erst einmal Fuß auf ihrer Welt gefasst haben. Vielleicht sollten wir tatsächlich
über eine Mission nach Albira II nachdenken, aber vorrangig gibt es andere
Ziele. Gut, wir sitzen also zwei Tage hier fest. Na schön, dann lass zusätzliche
Gebetsstunden und Messen anberaumen, damit sich unsere Jünger nicht langweilen.«
»Das habe ich bereits veranlasst«, sagte Saladin.
»Gut«, nickte Asiano und leerte den Becher in einem Zug. Dann klatschte
er in die Hände, erhob sich und schickte sich an, das Bad aufzusuchen,
doch als er registrierte, dass Saladin keinerlei Anstalten machte, sich zurückzuziehen,
blieb er stehen.
»Ist noch etwas?«
»Nun«, druckste der Superior ein wenig herum. »Richterin Dorothea
äußerte sich besorgt über die Moral der im Tempelraum eingeschlossenen
Suchenden.«
»Wer ist bei ihnen?«
»Akolyth Prospero. Er untersteht Richter Oberon.«
»Und teilst du Dorotheas Besorgnis?«
Saladin zuckte die Achseln. Prospero galt als strenggläubig, doch er war
labil und der Situation womöglich nicht gewachsen. Diese Bedenken teilte
er auch dem Erlöser mit.
»Machen wir uns nichts vor«, sagte Asiano dann. »Die Suchenden
haben ihr Schicksal gefunden und werden erlöst. Die Lebenserhaltung in
diesem Sektor kann erst wieder hergestellt werden, wenn die Zuleitung zum Energieemitter
ausgewechselt sind.«
»Ja«, sagte Saladin. Eine körperliche Rettung der Eingeschlossen
kam nicht in Frage, denn dies hätte bedeutet, den Tempelraum gewaltsam
von außen zu öffnen – ein Sakrileg gegen die obersten Regeln
der Glaubensgemeinschaft. Undenkbar.
»Aber«, gab der Superior zu bedenken, »man könnte ihren
Weg der Erlösung sicherlich angenehmer gestalten und sie in ihrem Glauben
bekräftigen.«
»Was schlägst du vor?«
»Wenn sie wenigstens das Gefühl haben, dass Ihr bei ihnen seid, Asiano.
Der Schrein mit Eurem Hologramm muss wieder aktiviert werden.«
»Der Tempelraum ist ohne Energie«, warf Asiano ein. »Wie stellst
du dir das vor?«
»Wir ...«, begann Saladin und überlegte. »Wir könnten
versuchen einen mobilen Emitter unter den Schrein zu platzieren. Es gibt doch
einen Wartungsschacht unter der
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