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Rettungskreuzer Ikarus Band 011 - Die Erleuchteten

Rettungskreuzer Ikarus Band 011 - Die Erleuchteten

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 011 - Die Erleuchteten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kay
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zu und legte ihr die Hände
auf die Schultern. »Schau mich an. Los!«
    Die Schärfe im Klang seiner Worte ließ sie aufblicken und ihm direkt
in die Augen sehen. Sie erkannte den Ernst seiner Absicht. Er würde nicht
von seinem Vorhaben weichen, war fest entschlossen, dem Schicksal zu entfliehen.
    »Nun sag mir, dass du sterben willst«, forderte Reno sie auf.
    Eine Weile starrte sie ihn einfach nur an. Dann irrte ihr Blick zwischen den
Betenden und dem erloschenen Hologramm des Erlösers hin und her. Nein,
sie wollte nicht sterben!
    Und wenn es deine Bestimmung ist?, hörte sie die Stimme des Superiors
in ihren Gedanken. Oft genug hatte man den Suchenden in den unermüdlichen
Stunden des Gebets und der Meditation die Ziele ihres Seins eingetrichtert.
Vielleicht hätte sie ihr Schicksal akzeptiert und wäre in die Reihen
der anderen zurück gekehrt, um für Erleuchtung und Erlösung zu
bitten.
    Vielleicht ...
    Wenn Reno nicht gewesen wäre. Der Mann hatte sie aufgerüttelt, sie
zum Nachdenken angeregt. Und sie fasste für sich den Entschluss, dass es
noch nicht an der Zeit war zu sterben.
    Nova atmete tief durch. »Was hast du vor?«
    Reno lächelte, als sie sich einsichtig zeigte. Er nickte in Richtung Schrein
und wollte Nova gerade seinen Plan darlegen, als das Hologramm des Erlösers
aufflimmerte. Die Büste Asianos strahlte heller als zuvor, und sie war
nicht starr wie ein einfaches Abbild, sondern bewegte sich sogar. Ein leichtes
Blinzeln verriet Nova, dass es offenbar eine Live-Übertragung war.
    »Suchende«, sprach Asiano.
    Ein Raunen ging durch die Betenden. Sie lösten sich aus ihrer Versenkung
und blickten zu ihrem Führer auf. Ihre Mienen wandelten sich vom verbissenen
Ausdruck zu vor Hoffnung erhellten Gesichtern. Anscheinend waren ihre Gebete
erhört worden. Der Erlöser hatte sie nicht verlassen. Er war immer
noch bei ihnen. Seine Worte spendeten den notwendigen Trost und die Zuversicht,
dass alles ein gutes Ende nehmen würde. So oder so.
    Reno indes erstarrte jäh, als er Novas Mimik richtig deutete. Die Suchende
mochte gerade noch von seinem Vorhaben überzeugt gewesen sein, doch nun
aktivierte Asiano durch seinen bloßen Anblick das Programm der langjährigen
Konditionierung, das seine Jünger fest auf ihn einschwor.
    »Nova«, raunte Reno ihr zu.
    »Still!«, herrschte sie ihn an und war nur noch Feuer und Flamme für
das Hologramm Asianos.
    Da wusste Reno, dass er sie verloren hatte.

    Roderick Sentenza schaute grimmig in Sonjas Richtung. Der Chief hatte nach Priester
Lemores Bericht und während des Flugs kein Wort mehr mit ihm gewechselt.
Und in ihrer gemeinsamen Ruheperiode war DiMersi in ihrer eigenen Kabine verschwunden.
Sie nahm es ihm mehr als übel, dass er sie nicht über die KI-Modifikationen
der Ikarus informiert hatte. Sentenza fragte sich, ob sie auch so reagiert
hätte, wären sie nicht zusammen gewesen. Er kam zu dem Schluss, dass
ihre Beziehung zueinander die Situation weder verbesserte, noch verschlimmerte.
    Die Brücke der Ikarus war voll besetzt. Nur Doktor Anande weilte
in seinem Reich in der Krankenstation. Man hatte Priester Lemore An'tas Quartier
zugewiesen. Er schien halbwegs genesen und bedurfte keiner direkten medizinischen
Betreuung mehr. Seinen Schüler Yannick Kersseboom und den geborgenen Gundolf
Johannsson behielt Anande noch in seiner Obhut.
    Sentenzas Blick löste sich von Sonja. Sie sah ohnehin nicht zu ihm auf,
sondern schien in ihre Instrumente vertieft zu sein. Der Hauptschirm verriet
ihm, dass sie nur noch wenige Minuten von ihrem Ziel entfernt waren. Das Asteroidenfeld
lag in unmittelbarer Nähe eines unabhängigen Systems, dessen Sonne
in den Sternkarten als Albira verzeichnet war. Die Fluchtkapsel war demnach
nicht sehr weit gekommen, wie auch aus dem Bericht Johannssons zu schließen
war.
    Schenkte Sentenza aber auch nur der Hälfte von Lemores Schilderungen Glauben,
dann war es nicht verwunderlich, dass die Ikarus noch immer keinen Notruf
empfing. Die Erleuchteten wollten keine Hilfe von außen. Eher würden
sie sich mit Glanz und Gloria selbst in die Luft jagen und ihre Seelen erlösen.
    Widerliche Vorstellung , dachte Roderick Sentenza.
    »Nähern uns Albira II«, verkündete Trooid. »Unsere
Ortungsgeräte erfassen einen Körper in einem großräumigen
Orbit von fast 800.000 Kilometern.«
    Wenn man da noch von Orbit sprechen kann , sinnierte Sentenza. Dann

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