Rettungskreuzer Ikarus Band 011 - Die Erleuchteten
wandte
er sich an Weenderveen. »Darius, senden Sie eine Botschaft an die Regierung
von Albira II. Wir sind in Rettungsmission hier und ...«
»Wir werden bereits gerufen«, unterbrach Weenderveen und stellte die
Verbindung ohne Aufforderung her.
Der Hauptschirm flimmerte kurz, dann war das Gesicht einer Frau im gesetzten
Alter zu erkennen. Sie mochte sechzig oder älter sein. Ihre Haut war von
Falten übersät, die Augen lagen tief in ihren Höhlen.
»Ich bin Roderick Sentenza, Captain der Corps-Ambulanz Ikarus «,
stellte Sentenza sich vor.
»Sie haben keine Erlaubnis, sich in unserem Sonnensystem aufzuhalten«,
fiel ihm die Alte barsch ins Wort. »Kehren Sie sofort um.«
Sentenza lag eine grobe Erwiderung auf der Zunge, die er nur mit Mühe herunter
schlucken konnte.
»Mit Verlaub, wir sind auf einer Rettungsmission. Ein Schiff ist in der
Nähe Ihres Planeten havariert ...«
»Erledigen Sie Ihre Arbeit, Sie haben zwei Stunden.«
»Ich ...« Was immer Sentenza noch sagen wollte, er kam nicht mehr
dazu. Die Verbindung war einfach unterbrochen worden.
»Denen hat noch niemand Manieren beigebracht«, stellte Thorpa nüchtern
fest.
»Das sehe ich auch so«, stimmte Sentenza zu. »Andere Welten,
andere Sitten. Weenderveen, geben Sie mir eine Verbindung zur Zuflucht .«
Das Bild des Schirms wurde umgeschaltet und zeigte nun nicht mehr den Planeten,
sondern das Objekt, das ihn in großer Entfernung umkreiste. Als die Crew
es sah, hielt sie den Atem an – ausnahmslos!
Priester Lemore hatte ihnen zwar gesagt, dass der Führer der Gemeinschaft
der galaktischen Erlösung in seinem Missionsschiff unterwegs war, doch
das Abbild des Raumers übertraf ihre kühnsten Erwartungen. Der Schiffsrumpf
bestand aus drei ringförmigen Wülsten, von denen die unterste den
größten Raum einnahm. Die obere Wulst schloss mit einer gewaltigen,
transparenten Kuppel ab, unter der sich eine Biosphäre verbarg.
»Durchmesser des unteren Ringes liegt bei vierhundert Metern«, las
Trooid die Messungen der Sensoren laut vor. »Mittlerer Ring dreihundert
und der obere zweihundert Meter. Höhe der Kuppel ebenfalls zweihundert
Meter.«
»Interessante Konstruktion«, ließ Sonja vernehmen. »Trooid,
kriegen Sie ein besseres Bild vom Inneren der Kuppel?«
»Zu dichte Wolkenformationen ... hm, die scheinen aber kurz vor unserer
Ankunft noch nicht dagewesen zu sein. Ich orte einen starken Energieanstieg
im Bereich der Spähre.«
»Sie verdunkeln«, meinte Sentenza. »Weenderveen, was macht meine
Verbindung?«
»Sie antworten nicht auf unsere Rufe.«
Sentenza seufzte. Nach der Erkenntnis, dass die Erleuchteten bereit waren, ihre
Rettungskapseln zu zerstören, damit etwaige Flüchtlinge die Erlösung
in einem strahlenden Tod fanden, hatte er auch nicht gerade Kooperationsbereitschaft
erwartet.
»Anscheinend haben sie keine Probleme«, mutmaßte Thorpa.
»Quatsch«, blaffte Sonja. »Sie haben doch gesehen, was mit der
Rettungskapsel geschehen ist. Die krepieren lieber, als dass sie sich helfen
ließen und eigene Schwäche eingestehen.«
»Dann können wir genauso gut umkehren«, schlug Darius Weenderveen
vor.
Ehe ihn Sentenza für die Äußerung schelten konnte, mischte sich
Priester Lemore ein, der plötzlich neben dem Kommandosessel des Captains
stand.
»Die Schicksalsgläubigen ihrem Schicksal überlassen? Da haben
Sie vielleicht sogar Recht.«
»Wird das zur schlechten Angewohnheit, dass Sie ohne Aufforderung meine Brücke betreten«, schnappte Sentenza.
»Entschuldigung, Captain, aber ich habe bereits befürchtet, dass Sie
auf den Gedanken kommen könnten, wieder von hier zu verschwinden, ohne
etwas zu unternehmen.«
Sentenza sprang auf. Allein durch die ungestüme Geste zuckte Lemore zusammen
und trat hastig zwei Schritte zurück, eckte dabei an einer Konsole an und
zuckte abermals zusammen.
»Niemand hat hier irgendetwas entschieden, Priester«, sagte Sentenza
mit ruhiger Stimme. »Wir sind hier, um Leben zu retten, auch wenn man vielleicht
unsere Hilfe nicht will. Schreiben auch Sie sich das hinter die Ohren, Weenderveen.
Wir müssen davon ausgehen, dass die meisten Angehörigen dieser ... Sekte willentlich von ihrem so genannten Erlöser beeinflusst werden.
Sie wissen es nicht besser und gefährden dadurch ihre Existenz. Oder wie
sieht die Amtskirche dies, Priester?«
Lemore räusperte sich. »Sie haben es schon ganz treffend
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