Rettungskreuzer Ikarus Band 013 - Das Leid der Schluttnicks
an, bevor er in den Gemeinschaftsraum der Ikarus ging.
Entgegen seinen Erwartungen war er dort nicht allein.
»Guten Morgen, DiMersi!«, rief er gut gelaunt. Der Chief blickte von
einer Schale Schokoladenmüsli auf – anscheinend war es nicht die erste,
denn neben ihr stapelte sich schmutziges Geschirr. »Na, leiden sie auch
unter den Nachwirkungen von Anandes Pillen?«
»Wohl eher Mittag, Weenderveen. Welche Nachwirkungen?«
»Ich habe einen Bärenhunger – und Ihnen scheint das ja nicht
anders zu gehen. Wollten Sie nach der gestrigen Völlerei nicht auf das
Laufband?«, frotzelte der Techniker, während er einen Löffel
mehr Süßstoff in seinen Kaffee tat als gewöhnlich.
»Laufband? Oh, ach so. Nein, das kann warten.« Dem Chief schien die
Frage fast unangenehm. »Wir machen uns in einer Stunde auf den Weg zurück
nach Vortex Outpost. Sehen Sie zu, dass Sie bis dahin mit dem Frühstück
fertig sind.«
Weenderveen lachte. »In einer Stunde dürfte das kein Problem sein.«
»Das sagen Sie mal Anande. Unser Asket hat heute fast zwei Stunden den
Tisch mit seinem Frühstück und den Puzzleteilen für seinen Bericht
des Einsatzes auf Schluttnick Prime belegt.«
»Zwei Stunden!« Weenderveen grinste ein wenig gehässig. »Er
kann es ja versuchen, aber ich glaube nicht, dass er es irgendwie schaffen kann,
Gewicht anzusetzen.«
»Wenn Paknak uns noch ein paar Mal zum Essen einlädt, rollen wir bald
alle durch die Gänge der Ikarus .«
»Ach ja, Paknak ... » Der Techniker nahm einen großen Schluck
Kaffee und starrte einen Moment sinnierend an die Decke. »Im Grunde mag
ich den Knaben. Er ist manchmal etwas schwierig, aber Schluttnicks sind eben
so. Man muss sie nur etwas besser kennen lernen.«
»Da haben Sie wohl Recht.« Sonja DiMersis Stimme klang etwas verwundert,
aber sie nickte bestätigend. »Ich habe mich auch sehr an sie gewöhnt
in den letzten Wochen – was mir jetzt erst richtig bewusst wird. Eigentlich
schade, dass wir sie so bald nicht wieder sehen werden.«
»Tja, das Raumcorps hat keine Handelsbeziehungen mit den Schluttnicks,
deswegen trifft man sie nie auf Vortex Outpost.«
»Seltsam eigentlich. Diese Schlutterware ist ziemlich praktisch –
wussten Sie, dass es so große Exemplare gibt, dass man sie als Trockendock
für die Ikarus nehmen könnte?«
»Wirklich? Eigentlich eine gute Idee ...«
In dem kurzen Schweigen nippten beide Techniker gedankenvoll an ihren Bechern.
»Ich verstehe das Raumcorps in dieser Hinsicht nicht. Die Schluttnicks
wären bestimmt eine Bereicherung für den Handel und den kulturellen
Austausch.«
»Ja, es klingt ein bisschen nach alten Vorurteilen. Es wäre vielleicht
an der Zeit, die mal abzubauen.« Sonja stand auf und räumt ihr Geschirr
weg. »Losian wird uns nach unseren Eindrücken fragen – vielleicht
können wir mit unserem Bericht ja irgendetwas in Gang setzen.«
»Das ist eine gute Idee. Hey, dann können wir vielleicht eines Tages
eine Schlutterware-Party geben!«
Das Gesicht des Chiefs verzog sich zu einer Grimasse.
»Das, Weenderveen, geht dann vielleicht doch ein bisschen zu weit.«
Sonja DiMersi verließ den Gemeinschaftsraum und machte sich auf den Weg
zur Zentrale. Dabei zupfte sie irritiert an den Verschlüssen ihrer Uniform
herum, die ihr heute seltsam eng erschien – waren das schon die Auswirkungen
des Schluttnick-Essens? Schließlich stellte sie den Gürtel weiter
und atmete erleichtert auf, als das Gefühl der Beengtheit nachließ.
Vielleicht war es an der Zeit sich eine neue – großzügiger geschnittene
– Garderobe zuzulegen.
Als sie die Zentrale betrat, sah sie gleich, dass die meisten Vorbereitungen
für den baldigen Aufbruch schon abgeschlossen waren. Thorpa saß an
seinem Platz und machte die Routinechecks – er sah etwas elend aus, wenn
hängende Blätter bei einem Pentakka ein Zeichen dafür waren.
Auch Sentenza wirkte in seinem Sessel etwas schmal und blass, aber er begrüßte
den Chief mit einem Lächeln.
»Können wir bald los?«, fragte Sonja nach einem verstohlenen
Kuss, und Roderick nickte.
»Fast. Wenn die Beladung der Ikarus abgeschlossen ist.«
»Beladung? Schickt uns Paknak die Reste seines Menüs als Reiseproviant?
Ich glaube, dafür haben wir nicht genug Ladekapazität ...«
»Nicht ganz. Aber das Direktorium wollte sich dankbar zeigen und füllt
gerade jede noch so kleine Ladebucht mit Schlutterware.«
Sonja
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