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Rettungskreuzer Ikarus Band 013 - Das Leid der Schluttnicks

Rettungskreuzer Ikarus Band 013 - Das Leid der Schluttnicks

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 013 - Das Leid der Schluttnicks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
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Effekt kaum spüren. Zögernd verharrte
die magere Hand Oknoks über einem großen Rad mit einer altmodischen
Skala. Der linke Bereich war himmelblau markiert, der rechte wurde immer dunkler,
bis hin zu einem tiefen, leuchtenden Rot. Der Schluttnick war sich bewusst,
was hier auf dem Spiel stand. Ruhm und Anerkennung für ihn. Profit für
das Direktorium. Alles für Paknak. Warum also nicht in die Vollen greifen?
    Der himmelblaue Bereich der Skala stand für Sympathie mit dem Volk der
Schluttnicks und würde die Crew der Ikarus nach der Bestrahlung
zu erklärten Freunden dieser wunderbaren Rasse machen. Dann war es ihnen
ein inneres, eigenes Bedürfnis, immer wieder ein gutes Wort für die
findigen Händler einzulegen, sie ihren Vorgesetzten und Handelspartnern
zu empfehlen und profitable Tipps an Paknak weiterzugeben.
    Oknok hätte es zwar nie offiziell zugegeben, aber er verstand die Funktionsweise
des Artefaktes, das das Zentrum dieser Anlage bildete, mehr ... nun ... grundlegend.
Wie bei den meisten Maschinen, die die Schluttnicks benutzten, hatte er mit
Versuchen und Analysen die Geheimnisse dieses Gerätes erforscht. Sobald
die Erfolge überwogen, galt ein Artefakt als einsatzbereit. Der Rest war
Intuition, eine wichtige Eigenschaft für einen erfolgreichen Wissenschaftler.
    Wenn also Himmelblau für Sympathie stand, dann gab es für den roten
Bereich der Skala nur eine Erklärung: Liebe. Und was konnte besser sein
für eine fruchtbare Verbindung zwischen dem Raumcorps und der Schluttnick-Kooperative?
Hier galt es nicht zu kleckern ...
    Mit einem entschlossenen Ruck dreht Oknok den Regler ganz nach rechts und warf
einen letzten Blick auf die Besucher unten in der Halle. Dann drückte er
den Startknopf und lehnte sich zufrieden zurück.

    Sie hatten überlebt, wenngleich nur knapp, wie es ihnen schien. Das Ende
des Festessens bei Paknak war in der Erinnerung von Weenderveen nur noch verschwommen.
Er hielt sich für einen guten Esser und hatte auch keine Probleme damit,
unbekannte Speisen auszuprobieren, aber er würde nie vergessen, wie ihn
ab dem neunten Gang das Grauen packte. Er schaffte es, das Gefühl beim
zehnten (irgendein Gemüse in einer schokoladenähnlichen Soße
mit gerösteten ... Flügeln?) und beim elften Gang (Meeresfrüchte
in Sahnebuttersoße mit scharfen Gewürzen) zu beherrschen, doch beim
zwölften gebrauchte er die uralte Ausrede und flüchtete sich auf die
Toilette, wo er Anande traf, der bereits seit dem achten Gang verschwunden war.
Zusammen hatten sie dort eine Weile ausgeharrt – beiden war etwas schwindelig,
was sie jedoch problemlos auf die eine oder andere Zutat oder den sprudelnden,
süßen Wein zurückführen konnten. Sie kehrten erst zum Dessert
zurück, und sahen, dass auch Sonja DiMersis Platz inzwischen leer war.
Nur der Captain hielt sich leicht verkrampft an einem großen Becher fest
und ignorierte mit einigem Geschick ein kreischrosa, fast tellergroßes
Geleetörtchen unter einem Berg von Sahne. Er sah reichlich blass aus. Sogar
Thorpa hatte aufgehört, Paknak mit Fragen zu löchern, und stocherte
in einem hellgrünen Brei herum.
    Ihr Aufbruch hatte etwas von einer Flucht, bei der sie freundliche Floskeln
und Dankesworte wie Raketenabwehrbojen hinter sich warfen. Der Flugdirektor
schien durch ihr Verhalten jedoch nicht gekränkt, im Gegenteil. Er winkte
ihnen lächelnd nach und rieb sich die fleischigen Hände, bevor er
in der großen Tür seines Hauses verschwand.
    Auf der Ikarus angekommen begaben sich alle erst einmal in die Krankenstation,
baten Doktor Anande um verschiedene Mittel gegen Völlegefühl, Übelkeit
und Bauchschmerzen und teilten diese kameradschaftlich, ehe sie sich wortkarg
in ihre Kabinen zurückzogen. Es verschaffte ihnen eine gewisse Genugtuung,
Thorpas Eingeständnis zu hören, dass ihm dieses Essen vielleicht ein
paar zu viele Einblicke in das Leben der Schluttnicks gegeben hatte.
    Die Aussicht, am nächsten Tag endlich die Heimreise anzutreten, war mehr
als nur verlockend.
    Umso erstaunlicher fand es Darius Weenderveen, dass er nach einem überlangen
Verdauungsschlaf mit einem nicht unbeträchtlichen Appetit erwachte. Anandes
Medikamente schienen eine Nebenwirkung zu haben ...
    Weenderveen wusch sich kurz, klopfte sich vor dem Spiegel mit einiger Zufriedenheit
auf den Bauch, der mit den Jahren immer etwas größer geworden war,
und kleidete sich

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