Rettungskreuzer Ikarus Band 014 - Phönix
hysterisch. Sie atmete schwer.
»Schalten Sie sie ab, Sir«, meinte Ash. »Ich spendiere ihr nachher
einen Kryll-Whisky, falls wir hier lebend rauskommen.«
Tatsächlich ignorierte Hellerman den Anruf und wandte sich direkt an Deson
Merc, um seinen unterbrochenen Befehl erneut zu geben. »Raketenwerfer auf
Rotte Zwei ausrichten. Schnelle Schussfrequenz, alles was wir haben.«
»Sir, wir müssen damit rechnen, dass wir im Orbit auf den Schlachtkreuzer
treffen. Wenn wir keine Raketen mehr haben, dann ...«, räumte Ash
ein.
»Ich weiß«, sagte der Commander. »Merc, Zielerfassung.«
Der Kreuzer stieß wie ein Raubvogel nach unten auf die karge Oberfläche
des Planeten zu, nur gab es dort nichts, was er sich an Beute holen konnte.
Vielmehr schlossen die Abfangjäger schnell auf und feuerten bereits wieder.
Zwei, drei Blitze rasten ins Leere, ein vierter und fünfter schlugen in
die Achter-Schilde der Phönix ein, wurden jedoch reflektiert. Dafür
löste sich ein Geschoss aus einem gerade erst hochgefahrenen Werfer. Der
Raumtorpedo fegte aus dem Heck, fuhr im Flug kleine Stummelflügel für
eine bessere Manövrierfähigkeit innerhalb der Atmosphäre aus
und hielt direkt auf den vorderen Jäger der ersten Rotte zu. Der Pilot
versuchte auszuweichen, zog seine Maschine hoch und traf Gegenmaßnahmen,
doch die Plasmabälle, die er abstieß zeigten keine Wirkung, da die
Sensoren des Torpedos nicht auf Hitze reagierten. Das Geschoss wurde von Ekasatria
ferngelenkt – direkt ins Ziel. Zwanzig Meter vor dem Jäger detonierte
der Torpedo. Die Druckwelle schmetterte durch den Abwehrschild, und zerfetzte
die Außenhülle des Jägers, als wäre sie aus Pappe. Die
Maschine machte einen Satz durch die Luft, wie ein Kieselstein, der flach über
das Wasser geworfen wurde, und explodierte keine Sekunde darauf.
»Bewaffnung der Jäger?«, fragte Hellerman.
Nur die Bordkanonen , gab Ekasatria zurück.
»Da haben wir Glück gehabt«, murmelte Ash und ließ die Phönix in einer Schleife um ein orangefarbenes Bergmassiv ziehen,
das sich farblich kaum vom Himmel unterschied.
»Glück?«, fuhr Passa Bell von der Tür zur Brücke auf.
Ash verrenkte sich fast den Hals, als er nach hinten blickte. Die Wissenschaftsoffizierin
schien geladen zu sein. Ihre Augen versprühten förmlich Blitze.
»Nett, dass Sie es einrichten konnten, Miss Bell«, sagte Commander
Hellerman, um ihr den Wind aus den Segeln zu nehmen, ehe sie sich zu unüberlegten
Taten hinreißen ließ. »Nehmen Sie den Sensorposten für
die Fernortung und versuchen Sie, den Schlachtkreuzer im Orbit aufzuspüren.«
»Ja, Sir!«, schnappte Passa Bell in giftigem Tonfall und trat an die
Station heran.
»Lieutenant Bell hat Recht, Lieutenant Ash«, sagte Deson Merc. »Von
Glück kann nicht die Rede sein, wir haben immer noch sieben Feindmaschinen
auf dem Radar, und sie kommen rasch näher. Zwei Kilometer für Rotte
Zwei.«
»Zielerfassung?«, fragte Hellerman.
»Eingeloggt und bestätigt.«
»Schicken Sie sie raus!« Hellermans Stimme klang heiser. Merc bestätigte
und senkte die Finger auf die Sensorfelder seiner Armaturen.
Oben auf dem Rumpf der Phönix schob sich eine Platte beiseite. Eine
Hydraulik fuhr die Werferlafette hoch, richtete sie aus und rastete sie kurz
ein. Nur den Bruchteil einer Sekunde darauf verließ die erste Rakete die
Abschussvorrichtung, gefolgt von der zweiten, dritten und vierten. Wesentlich
schneller als die Torpedos jagten die todbringenden Geschosse himmelwärts,
beschrieben einen Bogen und loggten sich dann auf ihr jeweiliges Ziel ein. Pro
Rakete ein Jäger, pro Rakete ein Feind weniger.
Der letzte Jäger der ersten Rotte hatte abgebremst, damit seine Staffelkameraden
ihn einholen konnten. Der kleine Schwarm war gerade in Formationsflug übergegangen,
als die Raketen herannahten. Wie ein wild gewordener Bienenschwarm stoben die
sieben Abfangjäger auseinander und versuchten den Flugkörpern auszuweichen.
Aus zwei Bordwaffen lösten sich Laserstrahlen, tasteten über die Oberfläche
der Raketen, wurden jedoch von den Schirmen der Geschosse abgelenkt.
Ash verfolgte auf dem Sensordisplay den wirren Flug von Jägern und Raketen.
Entgegen Hellermans Anweisung hatte Merc nur vier der insgesamt zehn Abwehrkörper
abgefeuert. Zwei fanden bereits ihr Ziel. Die Jagdmaschinen vergingen in grellen
Explosionswolken, deren Druckwellen den Boden erschütterten und
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