Rettungskreuzer Ikarus Band 014 - Phönix
festzuhalten und gleichzeitig nicht die Waffen loszulassen. Sie rutschte
ab, fiel herunter und blieb an einem weiteren Ausleger hängen. Das Ratschen
von reißendem Stoff klang in ihren Ohren auf. Ihre von Kiki geliehene
Montur war kaum noch als solche zu bezeichnen und bedeckte gerade mal Arme,
Schultern und das rechte Bein, aber angesichts der Bedrohung war ihr das ziemlich
egal.
Sie suchte Halt auf dem Geäst der Ausleger und verschanzte sich hinter
dem Kokon. Oben wurden Schritte laut. Sie hörte das Auftreten menschlicher
Füße, aber auch das metallische Hämmern von Maschinen, die langsam
auf den Rand der Galerie zustaksten.
Kampfroboter!
Warum soll ich es auch einfach haben?
Sonja hielt nach Kiki Ausschau, doch von der anderen war nichts zu sehen. Soweit
sie erkannt hatte, war der Schuss tödlich gewesen. Wahrscheinlich konnte
sie der Kopfgeldjägerin ohnehin nicht mehr helfen. Ihre Wut auf Wadda und
Lonny Starf wuchs dafür umso mehr.
»Sie brauchen sich nicht vor uns zu verstecken!«, rief jemand von
oben.
Sonja lugte vorsichtig über den Rand des Kokons hinaus. Oben an der Brüstung
standen tatsächlich zwei humanoide Roboter mit Waffenarmen statt Händen
sowie Wadda und ein bleicher Mann, der eine noch hellere Haut als Kiki besaß.
Das musste Lonny Starf sein, der Mittelsmann zwischen Waddas Leuten und dem
Kronprinzen.
Sie überlegte, welche Chance sie gegen die beiden Maschinen hatte. Ihre
Gedanken wurden von einer weiteren Explosion unterbrochen, die von draußen
durch die Station hallte. Diesmal vibrierte das Gerüst nur leicht.
»Dieses verfluchte Corps«, krächzte Wadda.
Das Corps? , dachte Sonja und schöpfte Hoffnung. Das konnte nur die Ikarus sein. Man war ihrem Notruf also nachgegangen und endlich eingetroffen.
Das änderte aber nichts an der Tatsache, dass ihre Crew da draußen
und sie hier drin bei Starf, Wadda und den beiden Killermaschinen war.
»Wir können auch ein Sperrfeuer legen und Sie da heraus lasern«,
rief Starf von oben. »Also, kommen Sie nun freiwillig, oder sollen meine
Metallfreunde das übernehmen?«
Sonja glaubte ihm kein Wort. Selbst wenn es ihm gleichgültig war, ob er
sie lebend in die Finger bekam, er würde sicherlich nicht die Existenz
dieser Schläfer aufs Spiel setzen, indem er die Roboter das Feuer eröffnen
ließ – zumindest hoffte Sonja das.
Oben hörte sie das metallische Stapfen der Kampfmaschinen. Den Geräuschen
nach zu urteilen marschierten die Roboter in zwei verschiedenen Richtungen los,
vermutlich um Sonja in die Zange zu nehmen. Sie spannte sich und umfasste die
Griffe der Blaster fester. Genau in dem Moment, als die Schritte der Roboter
verklangen, lehnte sie sich nach rechts über den Träger hinaus, suchte
die Killermaschine und feuerte, als sie eine metallische Reflexion auf der Galerie
wahrnahm. Der Blitz schlug ins Geländer ein. Sonja wechselte die Seite
und schoss erneut. Ihr Angriff verfehlte den zweiten Roboter knapp. Dann wandten
sich die Maschinen zu ihr um und nahmen sie ins Kreuzfeuer.
Sonja duckte sich hinter dem Kokon. Links und rechts von ihr fegten grelle Speere
vorbei, bohrten sich hinter ihr in die Metallkonstruktion und hinterließen
schwelende Löcher. Sie hatte Recht gehabt, die Kokons waren beim Beschuss
nicht gefährdet gewesen. Aber sie konnte sich auch nicht ewig hier verschanzen.
Das Staksen wurde wieder laut. Die Roboter veränderten ihre Position. Sonja
steckte einen Blaster weg, hangelte mit der freien Hand nach einer Strebe und
zog sich aus der Deckung hervor. Mit dem zweiten Blaster legte sie auf eine
der Killermaschinen an, verfolgte die Bewegung des Automaten und drückte
ab. Der Schuss fraß sich in den stählernen Leib, hinterließ
eine klaffende Wunde, die der Maschine jedoch nicht das Geringste auszumachen
schien.
Sonja fluchte, schob auch den anderen Blaster ins Holster und kletterte an den
Streben und Auslegern wieder nach oben, stets die Kokons als Deckung nutzend.
Als sie die letzte Reihe der Behälter erreicht hatte und den Kopf hochhielt,
entging sie nur knapp einem von oben abgefeuerten Laserstoß. Der Blitz
jagte über sie hinweg, versengte ihre Haare und ließ sie schmerzhaft
die unglaubliche Hitze spüren, die mit dem Strahl einherging. Sonja presste
sich dicht an den Kokon. Ein zweiter Schuss fegte direkt in das halbtransparente
Gebilde und ließ es aufplatzen wie ein rohes Ei. Sonja verlor
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