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Rettungskreuzer Ikarus Band 014 - Phönix

Rettungskreuzer Ikarus Band 014 - Phönix

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 014 - Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kay
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konnte sie sich überhaupt erinnern? Sie wusste weder, wer sie war,
noch woher sie kam. Alles, was sie in sich trug, waren die Gedanken an das Jetzt.
    »Es ist an der Zeit.«
    Die ruhige Stimme schien von allen Richtungen gleichermaßen auf sie einzudringen.
Die Frau öffnete enttäuscht die Augen. Instinktiv wusste sie, dass
der ausgiebige Reinigungsprozess abgeschlossen war. Und sie ahnte auch, dass
sie so schnell nicht wieder in den wohltuenden Genuss der Läuterung kommen
würde.
    Missmutig erhob sie sich von der bequemen Polsterliege und tapste barfüßig
aus dem Strahlungsbereich der Lichtquelle. Im Schatten wartete bereits ein Roboter
mit einem weiten Stofftuch, in das sie sich wie in eine Tunika hüllte.
Wehmütig blickte sie zum Lichtbad zurück und folgte dann der Maschine
durch einen kurzen Gangabschnitt. Der Roboter hatte nichts mehr mit der automatischen
Liege gemein, die sie hergebracht hatte. Sein Körper bestand aus einer
würfelförmigen Konstruktion mit einem eiförmigen Aufbau, der
wohl den Kopf darstellen sollte. Ein feiner Schlitz schien Fotorezeptoren zum
Sehen und gleichermaßen einen Lautsprecher für die Sprachausgabe
zu beinhalten. An zwei Seiten des Rumpfes waren biegsame Greifarme angebracht
worden.
    Die Frau vermochte nicht zu erkennen, ob sich die Maschine auf Rollen oder mit
Hilfe eines Luftpolsters über den Boden bewegte. Es interessierte sie auch
nicht. Alles was sie wollte, war die Entspannung und Ruhe der Reinigungskammer
zu genießen. Eine Sehnsucht, die ihr fortan verwehrt bleiben würde
– das fühlte sie.
    An die Kammer schloss ein schmaler Gang an, der sich nach links und rechts wand
und in den in regelmäßigen Abständen Nischen zu beiden Seiten
eingelassen waren, die wahrscheinlich zu ähnlichen Räumen führten,
wie dem, den die Frau soeben verlassen hatte. Schließlich erreichten sie
einen kreisrunden Saal, auf dessen Boden drei der ihr schon bekannten Plattformen
zu sehen waren. Der Robot streckte einen der Greifarme aus und deutete auf die
äußere Transporteinrichtung.
    »Wohin geht es diesmal?«, fragte die Frau. Gut und gerne tausend weitere
Fragen lagen ihr auf der Zunge, doch sie wusste, dass die Maschine ohnehin nicht
antworten würde. Ohne zu zögern betrat sie die Plattform und wurde
abermals durch eine Röhre geschossen – diesmal nach oben.
    Das Gefühl des Flugs ließ sich nicht beschreiben. Ihr war als setzten
ihre Sinne setzen aus, so als raube ihr die Geschwindigkeit des Transports den
Atem und ließe ihr Bewusstsein schwinden. Erst als sie wieder festen Boden
unter den Füßen verspürte, klärte sich ihr Verstand, setzte
ihr Denken, ihr Seh- und Fühlvermögen wieder ein.
    Trübes Dämmerlicht empfing sie in einem ebenfalls rund angelegten
Raum. Der Boden war weich und nachgiebig. Die mächtige Regalwand, der wuchtige
Tisch und der nicht minder pompöse Sessel dahinter ließen sie vermuten,
sich in einem Arbeitszimmer zu befinden. Neugierig machte sie einen Schritt
auf die Regale zu, um zu sehen, was dort aufbewahrt wurde, doch im selben Moment
schwang der Sessel in ihre Richtung herum. In seinen Polstern saß ein
Mann, ebenfalls von blassgrauer Hautfarbe mit gezupften Augenbrauen, schmalen,
kaum sichtbaren Lippen und einem derartig stechenden Blick, dass die Frau innerlich
zusammen zuckte.
    »Willkommen zurück.«
    Sie runzelte die Stirn und trat näher an den Tisch heran, ohne dass sie
jemand dazu aufgefordert hätte. Im schwachen Schein des indirekten Lichts
musterte sie ihr Gegenüber genauer. Seine Haut war glatt, der Teint etwas
dunkler, als ihr eigener. Das Alter des Mannes war schwer zu bestimmen. Sie
wusste nicht, welche Kriterien sie als Maßstab ansetzen sollte –
es gab keine Falten, keine Grübchen, nichts was auf Lebensdauer oder -erfahrung
schließen ließ.
    »Wer bin ich?«, fragte sie geradewegs heraus. »Was wird hier
gespielt?«
    Der Mann lächelte. »Ich hoffe, das Reinigungsritual hat Sie vollständig
gesäubert. Wenn ich mich vorstellen darf, mein Name ist Kar'l Suut. Ich
bin Ihr Betreuer nach der Reaktivierung.«
    Die Frau legte den Kopf schief. »Reaktivierung? Was meinen Sie damit? Was
ist das hier, wo bin ich? Und sagen Sie mir endlich, wer ich überhaupt
bin!«
    Kar'l Suut beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf dem Tisch ab. Er
starrte sie mit seinem stechenden Blick so lange an, bis sie nervös einen
Schritt

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